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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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der Kapuze liegende Gesicht zu wedeln. »Ein höchst verheerender«, sagte der Angekettete schnaufend, »ja, wirklich höchst verheerender Hieb. Dein plötzlicher Rachedurst wurde … wahrgenommen, Jaghut. Dein Zorn hat die akribischen Pläne des Vermummten gefährdet, das ist dir doch klar, oder? Das war es, was den Lord des Todes so … enttäuscht hat. Sein Herold muss gehorsam sein. Sein Herold darf keine persönlichen Wünsche haben, keinen Ehrgeiz. Das ist kein würdiger … Dienstherr … für jemanden wie dich.«
    Gethol blickte sich um. »Ich spüre Hitze unter meinen Füßen. Wir haben dich an Brands Körper gekettet, dich in ihren Knochen verankert – und du hast sie vergiftet.«
    »Das habe ich getan. Ich bin ein eiternder Dorn in ihrer Seite … der sie eines Tages töten wird. Und wenn Brand stirbt, dann wird auch diese Welt sterben. Ihr kaltes, lebloses Herz wird aufhören, seine lebensspendende Gabe zu verteilen. Diese Ketten müssen zerbrochen werden, Jaghut.«
    Gethol lachte. »Alle Welten sterben. Ich werde nicht das schwache Glied sein, Verkrüppelter Gott. Schließlich war ich dabei, als du angekettet wurdest.«
    »Ach«, zischte die Kreatur, »aber du bist das schwache Glied. Du warst es immer. Du hast gedacht, du könntest dir das Vertrauen des Vermummten erwerben, doch du bist gescheitert. Und es war nicht das erste Mal, dass du versagt hast, wie wir beide wissen. Als dein Bruder Gothos sich an dich gewandt hat – «
    »Das reicht! Wer ist hier der Verwundbare?«
    »Wir beide, Jaghut. Wir beide.« Der Gott hob erneut die Hand, wedelte langsam damit. Lackierte hölzerne Karten erschienen, schwebten in der Luft. Die bemalten Vorderseiten waren Gethol zugewandt. »Sieh doch«, flüsterte der Verkrüppelte Gott, »das Haus der Ketten …«
    Der Jaghut kniff sein eines, noch funktionierendes Auge zusammen. »Was … was hast du getan?«
    »Ich bin kein Außenseiter mehr, Gethol. Ich werde … am Spiel teilnehmen. Und schau noch ein bisschen genauer hin. Die Rolle des Herolds ist … frei.«
    Gethol grunzte. »Nicht nur die des Herolds …«
    »In der Tat, noch ist es früh. Wer, frage ich mich, wird sich das Recht verdienen, König in meinem Haus zu sein? Im Gegensatz zum Vermummten ist mir ehrgeiziges Personal willkommen, verstehst du? Ebenso wie selbstständiges Denken. Sogar Racheakte.«
    »Die Drachenkarten werden dir widerstehen, Angeketteter. Dein Haus wird … angegriffen werden.«
    »So war es schon immer. Du sprichst von den Karten, als wären sie ein lebendes Wesen, aber ihr Schöpfer ist Staub, wie wir beide wissen. Es gibt niemanden, der die Karten wirklich kontrollieren kann. Beachte die Auferstehung des Hauses der Schatten. Das ist ein würdiger Vorgänger. Gethol, ich brauche dich. Ich schließe dich mitsamt deiner … Fehler in die Arme. Niemand in meinem Haus der Ketten soll unversehrt sein, körperlich oder geistig. Schau mich an, schau diese gebrochene, zerschmetterte Gestalt an – mein Haus spiegelt das wider, was du vor dir siehst. Und jetzt richte den Blick auf die Welt jenseits davon, auf die Sphäre der Sterblichen, diesen Albtraum aus Schmerz und Versagen. Schon bald wird die Zahl meiner Anhänger Legion sein. Zweifelst du daran? Zweifelst du wirklich daran?«
    Der Jaghut schwieg einige Zeit, dann sagte er grollend: »Das Haus der Ketten hat seinen Herold gefunden. Was soll ich für dich tun?«
     
    »Ich muss den Verstand verloren haben«, murmelte Murillio, doch er warf die Knochen trotzdem. Die geschnitzten Fingerknochen hüpften und rollten und blieben schließlich liegen.
    »Der Stoß des Herrn, lieber Freund, aber leider nur für dich und nicht für meine Würdigkeit!«, rief Kruppe und streckte die Hand nach den Knochen aus. »Und jetzt verdoppelt Kruppe am rechten Platz den Einsatz – ach, ein wunderbarer Reim, und so wunderbar dargeboten – ha!«
    Die Würfel sprangen, blieben mit den unmarkierten Seiten nach oben liegen. »Ha! Reichtümer purzeln in Kruppes stattlichen Schoß! Sammelt sie auf, Furcht erregender Magier!«
    Kopfschüttelnd sammelte der Schnelle Ben die Fingerknochen ein. »Ich habe so ziemlich jede Art von Betrug gesehen, die man sich vorstellen kann – die schlechten ebenso wie die hervorragenden –, aber Ihr, Kruppe, schafft es immer noch, selbst meinen wachsamsten Blicken zu entgehen.«
    »Betrug? Ihr Götter, behütet! Das, dessen die glücklosen Opfer in dieser Nacht der Nächte Zeuge werden, ist nichts weiter als kosmische Sympathie

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