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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Ihr wart ihm zweifellos ebenbürtig. Doch unsere Jagd auf diesen Jaghut hat es erforderlich gemacht, dass wir uns eingemischt haben. Wie es scheint, hat sich sein Talent, uns zu entkommen, nicht verringert, selbst wenn das bedeutet, im Dienste eines Gottes das Knie zu beugen. Die Verachtung, die Ihr dem Vermummten entgegenbringt, macht Euch zu einem würdigen Verbündeten.«
    Brukhalian verzog das Gesicht. »Und wenn auch nur insofern, als es Eure Chancen verbessert, diesen Jaghut zu erwischen, nehme ich an.«
    »So ist es.«
    »In dieser Hinsicht verstehen wir uns also.«
    »Ja. Es scheint so.«
    Er starrte die drei Kreaturen einen Augenblick lang an und drehte sich dann um. »Ich glaube, wir können davon ausgehen, dass der Herold heute Nacht nicht mehr zu uns zurückkehren wird. Vergebt mir meine Schroffheit, meine Herren, aber ich wäre gern wieder allein.«
    Die drei T’lan Imass verbeugten sich und verschwanden.
    Brukhalian trat an die Feuerstelle, zog erneut sein Schwert. Er schob das stumpfe Ende zwischen die kalten Kohlen, schürte langsam die Asche. Flammen erwachten flackernd zum Leben, in den Kohlen erblühte rötliche Glut. Die Spritzer und Flecken aus Jaghut-Blut auf der Klinge zischten, wurden schwarz und verbrannten dann zu nichts.
    Lange starrte er auf die Feuerstelle hinunter, doch obwohl er die Macht der geweihten Klinge enthüllt hatte, sah das Todbringende Schwert nichts anderes als Asche vor sich.
     
    Heraus aus der Dunkelheit, ein mühsamer, keuchender Kampf. Explodierende Blumen aus Schmerz, wie ein Ring aus Feuer hinter seinen Augen, der schauerliche Nachhall von Wunden, Fleisch, das zerrissen und durchbohrt wurde – sein eigenes Fleisch.
    Ein tiefes Stöhnen entrang sich ihm, ließ ihn zu sich kommen. Er lag abgestützt auf einer schrägen Ebene aus straff gespannten Häuten. Da war Bewegung gewesen, ein Schaukeln und Holpern und Knirschen, doch das hatte wieder aufgehört. Er öffnete die Augen, stellte fest, dass er im Schatten lag. Zu seiner Linken befand sich eine steinerne Mauer innerhalb seiner Reichweite. Die Luft roch nach Pferden und Staub und, viel näher, nach Blut und Schweiß.
    Die Morgensonne badete den Hof zu seiner Rechten in ihrem Licht, glitzerte auf den verschwommenen Gestalten, die sich dort bewegten. Soldaten, Pferde, unglaublich große schlanke Wölfe.
    Stiefel knirschten über Kies, und der Schatten über ihm wurde noch dunkler. Grantl blickte auf.
    Stonnys Gesicht war zerschrammt, voller getrockneter Blutflecken, ihre Haare waren strähnig und verfilzt. Sie legte ihm eine Hand auf die Brust. »Wir haben Capustan erreicht«, sagte sie mit rauer Stimme.
    Er brachte ein Nicken zustande.
    »Grantl–«
    In ihren Augen stand Schmerz, und er spürte, wie ihn ein Frösteln durchlief.
    »Grantl … Harllo ist tot. Sie – sie haben ihn zurückgelassen, begraben unter Felsbrocken. Sie haben ihn dagelassen. Und Netok -Netok, der liebe Junge … mit seinen großen Augen, so unschuldig. Ich habe ihn zum Mann gemacht, Grantl, das zumindest habe ich getan. Sie sind tot – wir haben sie beide verloren.« Sie wandte sich plötzlich ab, verschwand aus seinem Blickfeld; er hörte wie ihre raschen Schritte sich entfernten.
    Ein anderes Gesicht erschien, das Gesicht einer Fremden, einer jungen Frau. Sie trug einen Helm und sah ihn freundlich an. »Ihr seid jetzt in Sicherheit, mein Herr«, sagte sie mit capanischem Akzent. »Ihr seid magisch geheilt worden. Wir sind betrübt wegen der Verluste, die Ihr erlitten habt. Wir alle – das heißt, wir Grauen Schwerter. Seid versichert, mein Herr, dass Ihr gerächt worden seid M …«
    Grantl hörte nicht mehr weiter zu. Er wandte den Blick ab, schaute in den klaren blauen Himmel direkt über ihm. Ich habe dich gesehen, Harllo. Du blöder Kerl. Hast dich dieser Kreatur in den Weg geworfen, hast dich vor mich geworfen. Ich habe dich gesehen, verdammt noch mal.
    Eine Leiche unter Felsbrocken, ein Gesicht in der Dunkelheit, das nie mehr lächeln würde.
    Eine neue Stimme. »Karawanenführer.«
    Grantl drehte den Kopf, zwang die Worte durch die würgende Enge in seiner Kehle. »Unsere Aufgabe ist erfüllt, Keruli«, sagte er. »Ihr seid hierher gebracht worden. Unsere Aufgabe ist erfüllt. Verdammt sollt Ihr sein, beim Vermummten – und jetzt geht mir aus den Augen.«
    Der Priester neigte den Kopf, zog sich durch den Nebel von Grantls Wut zurück. Zog sich zurück und war verschwunden.

Kapitel Acht
     
    Je härter die Welt, desto heller die

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