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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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an dem Assassinen vorbei, ritt auf den Magier zu.
    »Eine Frage«, sagte der Magier. Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, doch sie trug durch das weite Rund des Amphitheaters.
    »Was?«
    »Wer seid Ihr, im Namen des Vermummten?«
    Elster zog eine Augenbraue hoch. »Spielt das denn eine Rolle?«
    »Wir haben die ganze Raraku durchquert«, sagte der Magier. »Auf der anderen Seite dieser Klippen liegt der Pfad, der nach G’danisban hinunterführt. Ihr habt mich quer durch die Heilige Wüste gejagt … bei den Göttern, das ist kein Mensch wert. Noch nicht einmal ich!«
    »Anfangs waren noch elf andere bei Euch, Magier.«
    Adaephon Delat zuckte die Schultern. »Ich war der Jüngste und bei weitem der Widerstandsfähigste. Doch jetzt hat endlich auch mein Körper aufgegeben. Ich kann nicht mehr weiter.« Seine dunklen Augen wandten sich von Elster ab. »Kommandant, Eure Soldaten …«
    »Was ist mit ihnen?«
    »Sie sind jetzt mehr … und weniger. Sie sind nicht mehr das, was sie einst waren. Die Raraku hat die Brücken zu ihrer Vergangenheit verbrannt – hat sie alle verbrannt. Sie sind nicht mehr da.« Er blickte Elster voller Verwunderung an. »Und diese Männer und Frauen gehören Euch. Mit Leib und Seele. Sie gehören Euch.«
    »Viel mehr, als es Euch klar ist«, sagte Elster. Er hob die Stimme. »Igel, Fiedler, sind wir in Position?«
    »Ja!«, ertönten zwei Stimmen im Chor.
    Elster sah, wie der Magier sich plötzlich anspannte. Einen Augenblick später drehte der Kommandant sich im Sattel um. Ein Dutzend Schritte hinter ihm saß Kalam steif auf seinem Pferd, das Gesicht schweißüberströmt. Links und rechts und etwas hinter ihm waren Fiedler und Igel, und beide hielten ihre Armbrüste im Anschlag. Lächelnd blickte Elster Adaephon erneut an.
    »Ihr beide habt ein außerordentliches Spiel gespielt. Kalam hat die geheimen Botschaften ausgetüftelt – die aufgescharrten Steingesichter, die Körperhaltung der Leichen, die verdrehten Finger – einer, zwei, drei, so viele eben nötig waren, um die Chiffre zu vervollständigen – wir hätten das alles schon vor einer Woche zu Ende bringen können, aber zu diesem Zeitpunkt war ich bereits … neugierig geworden. Elf Magier. Nachdem die erste Euch ihr geheimes Wissen offenbart hat – Wissen, dass sie nicht mehr benutzen konnte –, war es nur noch Verhandlungssache. Was hatten die anderen denn schon für eine Wahl? Tod durch die Hand der Raraku, oder durch meine. Oder … eine Art Errettung. Aber war es das auch wirklich? Schreien ihre Seelen jetzt in Eurem Innern, Adaephon Delat? Schreien sie und versuchen, aus ihrem neuen Gefängnis zu fliehen? Aber dessen ungeachtet bin ich immer noch neugierig. Dieses Spiel, das Ihr und Kalam gespielt habt – was sollte es nützen?«
    Der Magier veränderte sich plötzlich; die Illusion der Ausgezehrtheit verschwand, und vor Elster hockte ein gesunder, kräftiger junger Mann. Er brachte ein gezwungenes Lächeln zustande. »Das Geschrei hat sich … einigermaßen gelegt. Selbst ein geisterhaftes Leben ist besser als die Umarmung des Vermummten, Kommandant. Wir haben eine Art von … Gleichgewicht erreicht, könnte man sagen.«
    »Und Ihr habt eine Unmenge ungeahnter Kräfte gewonnen.«
    »Es sind enorme Kräfte, zugegeben, aber ich habe nicht den Wunsch, sie jetzt zu benutzen. Und das Spiel, das wir gespielt haben, Elster? Nur eins ums Überleben. Am Anfang. Um ehrlich zu sein, wir haben nicht geglaubt, dass Ihr es schaffen würdet. Wir haben gedacht, die Raraku würde Euch holen – ich denke, in gewisser Weise hat sie das auch tatsächlich getan, allerdings in einer Weise, die ich nie vorausgesehen hätte. Was Ihr und Eure Soldaten geworden seid …«Er schüttelte den Kopf.
    »An dem, was wir geworden sind«, sagte Elster, »habt Ihr teilgehabt. Ihr und Kalam.«
    Der Magier nickte langsam. »Daher diese schicksalhafte Begegnung. Kommandant, Kalam und ich werden Euch von nun an folgen. Wenn Ihr uns haben wollt.«
    Elster grunzte. »Der Imperator wird Euch mir wegnehmen.«
    »Nur wenn Ihr ihm etwas erzählt, Kommandant.«
    »Und was ist mit Kalam?« Elster warf dem Assassinen einen Blick zu.
    »Die Klaue wird … ungehalten sein«, grollte der Mann. Dann lächelte er. »Pech für Hadra.«
    Elster verzog das Gesicht zu einer Grimasse und drehte sich dann noch weiter im Sattel, um den Blick über seine Soldaten schweifen zu lassen. Die Gesichter hinter ihm hätten aus Stein gehauen sein können. Eine Kompanie,

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