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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Man hat Gelehrte in jene Gelasse hinuntergebracht, scharfsinnige Geister, die sich den Geheimnissen des Altertums verschrieben haben. Es gab insgesamt acht Altäre … einer für jede Kammer … und sie waren alle verschieden, die Malereien zwar einfach, aber unbestreitbar Bilder. Traditionelle Darstellungen. Acht Höhlen, jede einzelne eindeutig identifiziert. Wir kennen die Hände, die sie geschaffen haben – die Künstler haben sich selbst zu Erkennen gegeben – und Darujhistans beste Seher haben die Wahrheit bestätigt. Meine Liebe, wir kennen die Namen derjenigen, denen diese Schmuckstücke einst gehört haben.« Er griff in die Schachtel und zog eine Klinge heraus. »Jaghan.« Er legte sie wieder zurück und nahm ein Fußkettchen in die Hand. »S’ren Tahl. Und hier, diese kleine Pfeilspitze, wie für ein Kind gemacht … Manek, der Rhivi-Schlingel – war er nicht ein Spötter? Kruppe spürt eine gewisse Seelenverwandtschaft mit dem zwergwüchsigen Gauner Manek, oh ja. Trotz all seiner Spielchen und Betrügereien hat Manek doch ein großes Herz, stimmt’s? Und hier, dieser Halsreif. Iruth. Siehst du den Glanz? Der Schimmer der Morgendämmerung, eingefangen in diesem gehämmerten Metall – «
    »Aber das ist unmöglich«, flüsterte die Mhybe. »Die Geister – «
    »Waren einst aus Fleisch und Blut, meine Liebe. Waren einst sterblich. Waren vielleicht die allererste Rhivi-Schar … Glaube«, sagte er mit einem versonnenen Lächeln, »ist eine Herrin, die einen immer willkommen heißt. Nun, wenn du mit deinen morgendlichen Waschungen fertig bist, erwartet Kruppe zu sehen, dass besagte Gegenstände dich schmücken. Und während all der Tage, die kommen und all der Nächte, die vergehen werden, halte fest an diesem Glauben, Heiliges Gefäß.«
    Sie konnte nichts sagen. Kruppe hielt ihr die Schachtel hin. Sie nahm sie an.
    Woher hast du das gewusst? Ausgerechnet heute Morgen, da ich mit dem aschgrauen Gefühl der Verlassenheit erwacht bin, all meiner lebenslangen Überzeugungen beraubt? Woher hast du das gewusst, du lieber, stets mit Täuschungen spielender Mann?
    Der Daru trat mit einem Seufzen einen Schritt zurück. »Die Mühen des Überbringens haben Kruppe erschöpft und hungrig gemacht. Besagte Schachtel ließ dieses allzu zivilisierte Anhängsel erzittern.«
    Sie lächelte. »Die Mühen des Überbringens, Kruppe? Dazu könnte ich dir einiges erzählen.«
    »Daran besteht kein Zweifel, aber verzweifle nicht an der Frage, ob du jemals die gerechte Belohnung erhalten wirst, Schätzchen.« Er winkte, dann drehte er sich um und schlenderte davon. Nach ein paar Schritten blieb er stehen und wandte sich ihr noch einmal zu. »Oh, Kruppe teilt dir weiterhin mit, dass Glaube Schwestern hat, ebenso süß, und das sind Träume. Solch liebliche Hilfe nicht ganz und gar anzunehmen, heißt, die Wahrheit ihrer Geschenke zurückzuweisen, Schätzchen.« Er wedelte noch einmal kräftig mit einer Hand und drehte sich wieder um.
    Er ging weiter und war wenige Augenblicke später aus ihrem Blickfeld verschwunden. Tatsächlich, fast wie Manek. Du hast dort etwas vergraben, stimmt’s, Kruppe? Glaube und Träume. Träume voller Hoffnung und Wünsche? Oder die Träume des Schlafs?
    Wessen Pfad habe ich letzte Nacht gekreuzt?
     
    Fünfundachtzig Längen weiter im Nordosten lehnte sich Tippa gegen den grasbewachsenen Abhang und schaute blinzelnd zu, wie die letzten Quorls zu winzigen Pünktchen am meerblauen Himmel wurden und schließlich am westlichen Horizont verschwanden.
    »Wenn ich noch einen einzigen Herzschlag lang auf einem von diesen Dingern hocken muss«, sagte eine grollende Stimme neben ihr, »dann soll mich auf der Stelle jemand umbringen; ich werde ihn für sein Erbarmen segnen.«
    Tippa schloss die Augen. »Wenn du uns die Erlaubnis gibst, dir den Hals umzudrehen, Fahrig, wird dich einer von uns beim Wort nehmen, noch ehe der Tag vorbei ist, da halte ich jede Wette.«
    »Wie kannst du nur so etwas Schreckliches sagen, Tippa? Warum bin ich eigentlich so unbeliebt? Ich habe noch nie niemandem aber auch gar nichts getan, oder?«
    »Lass mir einen Augenblick Zeit, auseinander zu sortieren, was du da gerade gesagt hast, dann gebe ich dir eine ehrliche Antwort.«
    »Ich habe gar nichts Sinnvolles gesagt, und das weißt du genau.« Er senkte die Stimme. »An alledem ist sowieso nur der Hauptmann schuld – «
    »Nein, das ist er nicht, Sergeant, und diese Art von Gemurmel ist verdammt ungerecht und könnte damit enden,

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