Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
keinen Trost.«
    »Ich suche nicht nach Trost.«
    »Das solltest du aber. Kein anderes Ziel ist der Mühe wert, und ich müsste es eigentlich wissen. Harllo war auch mein Freund. So wie es diese Grauen Schwerter, die uns gefunden haben, beschrieben haben, hast du am Boden gelegen, und er hat das getan, was man von einem Freund erwartet – er hat dich verteidigt. Er ist über dir gestanden und hat die Hiebe abgefangen. Und wurde dabei getötet. Aber er hat das getan, was er tun wollte – er hat deine Haut gerettet. Soll das jetzt seine Belohnung sein, Grantl? Willst du seinem Geist ins Auge sehen und ihm sagen, es war es nicht wert?«
    »Er hätte das niemals tun dürfen.«
    »Darum geht es aber doch gar nicht, oder?«
    Stille senkte sich auf das Zimmer herab. Grantl rieb sich das stoppelige Gesicht, hob langsam den Kopf und starrte Buke aus glasigen Augen an.
    Dem alten Mann liefen Tränen die runzligen Wangen hinunter. Ertappt drehte er sich weg. »Stonny hat große Lust, dich höchstpersönlich umzubringen«, murmelte er, während er hinüberging, um die Läden des einzigen Fensters zu entriegeln. Er stieß sie auf. Sonnenlicht ergoss sich in das Zimmer. »Einen Freund hat sie schon verloren, und jetzt verliert sie vielleicht auch noch den anderen.«
    »Sie hat da draußen zwei Freunde verloren, Buke. Dieser Barghast – «
    »Ja, stimmt. Wir haben nicht mehr viel von Hetan und Cafal gesehen, seit wir hier angekommen sind. Sie hängen ziemlich viel bei den Grauen Schwertern rum – ich glaube, da braut sich was zusammen. Könnte sein, dass Stonny mehr darüber weiß; sie ist ebenfalls in den Truppenunterkünften.«
    »Und was machst du?«
    »Ich bin immer noch in Diensten von Bauchelain und Korbal Broach.«
    »Du verdammter Idiot. Der Vermummte soll dich holen.«
    Buke drehte sich um, wischte sich über das Gesicht und brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Willkommen daheim.«
    »Zum Abgrund mit dir, du elender Bastard.«
     
    Sie stiegen die einzige Treppe mit den abgetretenen Stufen hinab zur Straße, wobei Grantl sich schwer auf seinen hageren Kameraden stützte. In seinem Schädel rauschte noch immer das Blut, und Wogen der Übelkeit verursachten Krämpfe in seinem leeren Magen.
    Er konnte sich nur noch bruchstückhaft an die Stadt erinnern, und da die Bruchstücke zunächst vom Schock beeinträchtigt und dann in einem Krug Bier nach dem anderen ertränkt worden waren, schaute er sich verwundert um. »Was ist das für ein Viertel?«, wollte er wissen.
    »Die Rückseite des alten Daruviertels, der Tempelbezirk«, sagte Buke. »Eine Straße weiter nördlich stößt du auf Überfluss und von Gärten umgebene Tempel. Du hast die einzige heruntergekommene Gasse und das einzige verwahrloste Mietshaus im ganzen Viertel gefunden, Grantl.«
    »Gewohnheit, nehme ich an «, murmelte er und schaute sich blinzelnd die nahe gelegenen Gebäude an. »Früher hatte ich eine andere Entschuldigung, wenn ich auch nicht mehr weiß, was für eine.«
    »Es ist nicht schwer, Entschuldigungen zu finden. Daran kann ich mich noch gut erinnern.«
    »Ja, so ist es, und zweifellos tust du das.« Er schaute an sich hinunter, betrachtete den traurigen Zustand seiner Kleider. »Ich brauche ein Bad. Wo sind meine Waffen?«
    »Stonny hat sich um sie gekümmert. Und auch um den größten Teil von deinem Geld. Hier ist alles bezahlt, du hast keine Schulden. Du kannst all dem hier den Rücken kehren.«
    »Und weggehen.«
    »Und weggehen. Ich begleite dich, zumindest bis zu den Truppenquartieren – «
    »Nur für den Fall, dass ich verloren gehe«, sagte Grantl mit einem sarkastischen Grinsen.
    Buke nickte.
    »Nun, es dauert noch ein paar Glockenschläge bis das Zittern anfängt.«
    »Ja. Der Destriant könnte dir dabei vielleicht helfen, wenn du ihn freundlich fragst.«
    Sie wandten sich nach Süden, umrundeten das heruntergekommene Mietshaus und kamen in die breiten Straßen zwischen den von hoch aufragenden Mauern umgegebenen, kreisförmigen Trutzen. Es waren kaum Bürger zu sehen, und die wenigen, die tatsächlich unterwegs waren, schlichen verstohlen vorbei, als glitten sie auf einer dünne Patina von Panik dahin. Eine umzingelte Stadt, die auf das erste Blutvergießen wartete.
    Grantl spuckte in einen Rinnstein. »Was führen deine Herren im Schilde, Buke?«
    »Sie haben ein vor kurzem verlassenes Stadthaus in Besitz genommen und sind dort eingezogen.«
    Die plötzliche Anspannung in Bukes Stimme ließ Grantl die Nackenhaare zu Berge

Weitere Kostenlose Bücher