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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Rücken geschnallt hatte. Er rutschte den Pfad einen weiteren Schritt hinab und fand sich fast vor Blends Füßen wieder.
    Tippa lächelte und trat einen Schritt vor. »Das reicht«, sagte sie.
    »Du siehst zwar nicht gerade gefährlich aus, alter Knabe, aber nur für den Fall – es sind noch fünf weitere Armbrüste auf dich gerichtet. Wie wäre es also, wenn du mir jetzt erzählen würdest, was im Namen des Vermummten du hier eigentlich tust?«
    Die fadenscheinige Tunika des alten Mannes war mit Staub- und Schweißflecken übersät. Er hatte ein schmales Gesicht, das in ein kaum vorhandenes Kinn auslief, und eine unverhältnismäßig breite, sonnenverbrannte Stirn. Seine krummen Zahnstummel standen in alle Richtungen, ließen sein Lächeln zu einer Parodie verkommen. Der Mann zog die dünnen, lederumwickelten Beine unter sich an und setzte sich langsam auf. »Ich bitte tausendmal um Entschuldigung«, keuchte er und warf über die Schulter einen Blick auf Blend. Als er den Ausdruck in ihren Augen sah, zuckte er zusammen und wandte sich hastig wieder Tippa zu. »Ich habe gedacht, dieser Pfad wäre verlassen – dass noch nicht einmal Diebe hier wären. Die Ersparnisse meines ganzen Lebens stecken in dem, was ich bei mir trage, versteht Ihr – und ich kann mir keinen Wächter leisten, noch nicht einmal ein Maultier – «
    »Dann bist du also ein Händler«, sagte Tippa gedehnt. »Wohin willst du?«
    »Nach Fahl. Ich komme aus Darujhistan – «
    »Das ist schon klar«, schnappte Tippa. »Die Sache ist die – Fahl befindet sich jetzt in den Händen des Imperiums … genau wie diese Hügel.«
    »Das habe ich nicht gewusst – das von diesen Hügeln, meine ich. Ich weiß natürlich, dass Fahl sich in die Arme Malazans geflüchtet hat – «
    Tippa grinste Blend an. »Hast du das gehört? Er hat Arme gesagt. Das war gut, alter Mann. Eine mütterliche Umarmung, stimmt’s? Und was ist da in dem Sack?«
    »Ich bin Künstler«, sagte der alte Mann und zog den Kopf ein. »Ich, ah, ich mache kleine Schmuckstücke. Aus Knochen, Elfenbein, Jade, Serpentin – «
    »Ist irgendwas davon besonders ausgestattet – mit Zaubersprüchen oder so was?«, fragte Tippa. »Ist irgendwas besonders Gesegnetes dabei?«
    »Nur durch meine Fähigkeiten, um Eure erste Frage zu beantworten. Ich bin kein Magier, und ich arbeite allein. Ich hatte allerdings das Glück, für einen Satz Elfenbein-Armreifen den Segen eines Priesters zu bekommen – «
    »Eines Priesters von welchem Gott?«
    »Von Treach, dem Tiger des Sommers.«
    Tippa stieß ein Schnauben aus. »Das ist kein Gott, du Narr. Treach ist ein Erster Held, ein Halbgott, ein Wechselgänger, der aufgestiegen ist – «
    »Ein neuer Tempel ist in seinem Namen geweiht worden«, unterbrach sie der alte Mann. »In der Straße des Haarlosen Affen, im Gadrobi-Viertel – ich wurde beauftragt, den Ledereinband des Buchs der Gebete und Rituale zu verzieren.«
    Tippa verdrehte die Augen und senkte die Armbrust. »In Ordnung, dann lass diese Armreifen doch mal sehen.«
    Mit einem eifrigen Nicken schnallte der alte Mann seinen Rucksack ab und stellte ihn vor sich auf den Boden, löste den Verschlussriemen.
    »Du denkst hoffentlich daran«, knurrte Tippa, »dass du ein Dutzend Armbrustbolzen in den Schädel bekommst, wenn du irgendein krummes Ding da rausholst, klar?«
    »Das ist ein Rucksack, nicht meine Hose«, murmelte der Händler. »Außerdem habe ich gedacht, es wären fünf Armbrüste.«
    Korporal Tippa starrte ihn finster an.
    »Unser Publikum«, meinte Blend leise, »ist um einiges größer geworden.«
    »Das stimmt«, fügte Tippa hastig hinzu. »Zwei ganze Trupps, gut verborgen, die jede deiner Bewegungen beobachten.«
    Mit übertriebener Vorsicht zog der alte Mann ein kleines, mit Bindfaden verschnürtes Päckchen aus Hirschleder aus seinem Rucksack. »Es heißt, das Elfenbein ist sehr alt«, sagte er in ehrerbietigem Tonfall. »Von einem bepelzten Monster mit Stoßzähnen, das einst Treachs liebste Beute war. Der Kadaver des Tieres wurde weit von hier im gefrorenen Schlamm in Elingarth entdeckt – «
    »Das ist mir egal«, schnappte Tippa. »Zeig mir die verdammten Dinger endlich.«
    Der Händler zog erschrocken die weißen, borstigen Augenbrauen hoch. »Verdammt? Nein! Niemals! Glaubt Ihr etwa, ich würde verfluchte Gegenstände verkaufen?«
    »Bleib ruhig. Das war nur so eine verdammte Redensart. Und beeil dich, wir haben nicht den ganzen verdammten Tag Zeit.«
    Blend gab ein

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