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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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ihrer Suche fertig; sie trat einen Schritt von dem Rucksack zurück und zog ein kleines Wachstäfelchen aus ihrer Gürteltasche. »Ich muss deinen Namen aufschreiben, Händler. Diese Pfade hier werden hauptsächlich von Schmugglern benutzt, die versuchen, die Wachstation am Karawanenweg durch die Schwelle zu umgehen. Sieht ganz so aus, als wärst du einer der wenigen ehrlichen Menschen, die hier vorbeikommen. Die besonders schlauen Schmuggler bezahlen zehnfach für ihre Schläue, wenn wir sie auf diesen Pfaden hier erwischen – wobei sie in dem Chaos an der Wachstation tatsächlich eine weit bessere Chance hätten, durchzuschlüpfen.«
    »Ich heiße Murks.«
    Tippa schaute auf. »Du armer Kerl.«
    Blend kam wieder den Pfad herunter, drei eingewickelte Stapel Münzen in den Armen.
    Der Händler zuckte die Achseln und machte ein betretenes Gesicht. Sein Blick hing an den eingewickelten Münzstapeln. »Aber das sind Räte!«
    »Na klar«, murmelte Tippa. »In Hunderter-Säulen. Du wirst dir wahrscheinlich den Rücken ruinieren, wenn du sie nach Fahl schleppst, ganz zu schweigen vom Rückweg. Aber eigentlich brauchtest du dir doch jetzt gar nicht mehr die Mühe zu machen, nach Fahl zu gehen, oder?« Sie starrte den Mann an, während sie die Tafel wieder in ihrer Gürteltasche verstaute.
    »Da habt Ihr zwar Recht«, räumte Murks ein, während er die Armreifen wieder einwickelte und dann Blend das Päckchen reichte. »Aber ich werde trotzdem nach Fahl gehen – um auch den Rest meiner Arbeiten zu verkaufen.« Während er nervös von Tippa zu Blend blickte, entblößte er seine krummen Zahnstummel zu einem dünnen Lächeln. »Wenn mir Oponn weiterhin günstig gesonnen sind, könnte ich meine Einnahmen glatt verdoppeln.«
    Tippa musterte den Mann noch einen Augenblick und schüttelte dann den Kopf. »Gier zahlt sich niemals aus, Murks. Ich halte jede Wette, dass du in einem Monat diesen Pfad wieder herunterkommst und nichts als Staub in deinen Taschen hast. Was sagst du dazu? Zehn Räte.«
    »Wenn ich verliere, würde ich Euch die zehn schuldig bleiben müssen.«
    »Tja, nun, ich würde dann vielleicht auch ein Schmuckstück nehmen – oder zwei, oder drei –, du hast geschickte Hände, alter Mann, das ist gar keine Frage.«
    »Ich danke Euch, aber ich lehne die Wette respektvoll ab.«
    Tippa zuckte die Schultern. »Zu schade. Du hast noch einen Glockenschlag Tageslicht. Da oben, in der Nähe der Kuppe, ist ein Lagerplatz am Wegesrand – wenn du zügig genug weitergehst, kannst du ihn noch vor Sonnenuntergang erreichen.«
    »Ich werde mich nach Kräften bemühen.« Murks schob die Arme unter die Tragegurte des Rucksacks, richtete sich ächzend auf, und ging dann, nachdem er Tippa noch einmal zögernd zugenickt hatte, an ihr vorbei.
    »Bleib stehen«, herrschte sie ihn im Befehlston an.
    Murks’ Knie schienen unter ihm nachzugeben, und fast wäre der alte Mann zusammengebrochen. »J-ja«, brachte er mühsam hervor.
    Tippa nahm Blend die Armreifen ab. »Ich muss die hier erst noch anlegen. Sie verbinden sich miteinander, hast du behauptet. Nahtlos.«
    »Oh! Ja, natürlich. Legt sie einfach an.«
    Korporal Tippa rollte den Ärmel ihres staubigen Hemds hoch; die Unterseite des schweren Wollstoffs, die dadurch sichtbar wurde, war burgunderrot gefärbt.
    Murks’ Keuchen war nicht zu überhören.
    Tippa lächelte. »Ja, stimmt, wir sind Brückenverbrenner. Es ist schon erstaunlich, was sich so alles unter einer Staubschicht verbergen kann, was?« Sie schob die Elfenbeinreifen an ihrem narbigen, muskulösen Arm hinauf. Als sie zwischen Bizeps und Schulter waren, gab es ein leises Klicken. Stirnrunzelnd musterte Tippa die drei Armreifen, dann stieß sie ein überraschtes Zischen aus. »Ich will verdammt sein!«
    Einen winzigen Augenblick lang wurde Murks’ Lächeln breiter, dann verbeugte er sich leicht. »Darf ich meine Reise jetzt fortsetzen?«
    »Geh schon«, antwortete sie, ohne ihn weiter zu beachten; ihre Augen waren immer noch auf die schimmernden Armreifen an ihrem Oberarm gerichtet.
    Blend starrte dem Mann eine volle Minute lang hinterher, und die ganze Zeit über stand ein tiefes Stirnrunzeln auf ihrem Gesicht.
     
    Murks fand den seitlichen Einschnitt kurze Zeit später. Nachdem er einen Blick über die Schulter geworfen hatte, um sich mindestens zum zehnten Mal davon zu überzeugen, dass er nicht verfolgt wurde, schob er sich schnell zwischen den beiden schwenkbaren Steinen hindurch, die den verborgenen Eingang

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