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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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verdammt noch mal warten können!«
    Hauptmann Norul drehte sich im Sattel um und warf einen Blick zurück auf die Straße. »Humbrall Taur kommt. Wenn wir schnell reiten, könnten wir sie vielleicht noch einholen.«
    »Ist das denn wichtig?«, fragte Itkovian.
    »Ja, das ist es.«
    Er nickte. »Ich bin Eurer Meinung.«
    »Komm, machen wir unsere Pferde fertig, Stonny«, sagte Grantl und stieß sich von der Wand ab.
     
    Sie ritten hinaus auf die Ebene; Humbrall Taur, Hetan und Cafal saßen alle drei gleichermaßen unbeholfen auf ihren geliehenen Reittieren. Die Barghast waren von dem Versuch des Maskenrats, das Gesetz des Handelns ganz für sich allein zu beanspruchen, alles andere als begeistert gewesen. Sofort waren die alte Feindseligkeit und das Misstrauen wieder aufgeflammt. Laut sämtlichen Berichten waren die näher kommenden Armeen immer noch eine, vielleicht auch zwei Längen entfernt. Keruli, Rath’Vermummter, Rath’Brand und Rath’Schattenthron saßen in einer Kutsche, die Von den drei Pferden der Gidrath gezogen wurde, die während der Belagerung nicht geschlachtet und gegessen worden waren.
    Itkovian erinnerte sich an das letzte Mal, als er diese Straße entlanggeritten war, erinnerte sich an die Gesichter von Soldaten und Soldatinnen, die nun alle tot waren. Farakalian. Torun. Sidlis. Hinter der Förmlichkeit, die der Traum ihnen allen auferlegte, waren sie seine Freunde gewesen. Eine Tatsache, der ich mich nicht zu stellen gewagt hatte. Nicht als Schild-Amboss, nicht als Kommandant. Aber das hat sich geändert. Sie sind mein eigener Kummer, der genauso schwer zu ertragen ist wie der von Zehntausenden anderen.
    Er schob den Gedanken beiseite. Es war noch immer notwendig, nicht die Kontrolle zu verlieren. Er durfte sich keine Gefühle erlauben.
    Der Wagen der Priester kam in Sicht.
    Stonny schnaubte triumphierend. »Hah! Was werden die begeistert sein!«
    »Sei ein bisschen vorsichtig mit der Schadenfreude, Schätzchen«, riet Grantl ihr. »Wir holen sie einfach nur ganz unschuldig ein – «
    »Hältst du mich für eine Idiotin? Glaubst du, ich kann nicht subtil sein? Ich werde dir zeigen–«
    »Schon gut, Stonny«, knurrte ihr Kamerad. »Stell dir einfach vor, ich hätte gar nichts gesagt – «
    »Das tue ich sowieso immer, Grantl.«
    Der Kutscher – ein Gidrath – brachte die Kutsche zum Stehen, als sie herankamen. Ein Fensterladen wurde zur Seite geschoben, und in der Öffnung erschien Rath’Schattenthrons maskiertes Gesicht; der Ausdruck der Maske war neutral. »Welch ein Glück! Der Rest unserer ehrenwerten Entourage!«
    Itkovian seufzte unhörbar. In diesem Tonfall war leider absolut nichts Subtiles.
    »Ehrenwert?«, fragte Stonny nach, die Augenbrauen hochgezogen. »Ich bin überrascht, dass Ihr das Konzept kennt, Priester.«
    »Oh.« Die Maske wandte sich zu ihr um. »Meister Kerulis Dirne. Solltest du nicht auf den Knien liegen?«
    »Ich gebe dir gleich ein Knie, du lächerlicher Zwerg – genau zwischen die – «
    »Nun denn!«, sagte Grantl laut. »Wir sind alle hier. Ich sehe Vorreiter voraus. Sollen wir uns wieder auf den Weg machen?«
    »Wir sind früh dran«, schnappte Rath’Schattenthron.
    »Stimmt, und das wirkt unglücklicherweise nicht sonderlich gekonnt. Aber egal. Wir können uns so langsam wie möglich vorwärts bewegen, um ihnen Zeit für ihre Vorbereitungen zu geben.«
    »Das ist unter den gegebenen Umständen wahrscheinlich das Klügste«, gestand Rath’Schattenthron ein. Die beweglichen Lippen der Maske verzogen sich zu einem breiten Grinsen, dann wurde der Kopf zurückgezogen und der Fensterladen wieder zugeschoben.
    »Ich werde diesen Mann in ganz, ganz kleine Stücke schneiden«, verkündete Stonny fröhlich.
    »Wir alle bewundern deinen Sinn für Subtilität, Schätzchen«, murmelte Grantl.
    »Das solltet ihr auch, du Ochse.«
    Itkovian starrte erst die Frau und dann den Karawanenführer an und wunderte sich.
    Korporal Tippa saß auf den Stufen von etwas, das früher einmal ein Tempel gewesen war. Ihr Rücken und ihre Schultern schmerzten, weil sie den ganzen Tag lang Steinbrocken von hier nach dort geworfen hatte.
    Blend musste sich irgendwo in der Nähe herumgetrieben haben, denn sie erschien mit einem Wasserschlauch. »Du siehst durstig aus.«
    Tippa nahm den Schlauch. »Ist schon komisch, wie du immer von der Bildfläche verschwindest, wenn’s richtig was zu tun gibt.«
    »Nun, immerhin hab ich dir Wasser gebracht, oder?«
    Tippa machte ein finsteres

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