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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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Sie klopfte ihm auf den Rücken. »Ich habe dich vermisst, Wolf!«
    »Die Wölfe mögen rings um mich herum sein«, erwiderte Itkovian, »aber ich kann nicht den Anspruch erheben, selbst einer zu sein.«
    »Die Geschichte hat sich bei allen Clans verbreitet«, sagte Hetan und nickte. »Alte Frauen halten nie den Mund.«
    »Und was ist mit jungen Frauen?«, fragte er und musterte erneut die Gestalten auf der Hügelkuppe.
    »Jetzt begibst du dich auf gefährliches Terrain, lieber Mann.«
    »Verzeih mir, wenn ich dich beleidigt haben sollte.«
    »Ich würde dir ein Lächeln immer vergeben. Aber dazu wird es wohl kaum kommen. Wenn du tatsächlich Humor hast, dann hast du ihn bis jetzt viel zu gut verborgen. Das ist wirklich zu schade.«
    Er schaute sie an. »Zu schade? Meinst du nicht tragisch?«
    Ihre Augen verengten sich, dann stieß sie ein ärgerliches Zischen aus und schickte sich an, den Hügel hinaufzusteigen.
    Itkovian schaute ihr einen Augenblick nach, dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf die Priester, die jetzt neben der Kutsche standen. Rath’Schattenthron beklagte sich.
    »Sie wollen, dass wir vollkommen erschöpft sind! Wenn der Hang ein wenig flacher wäre, hätten wir in der Kutsche bleiben können – «
    »Mit genug Pferden hätten wir das Gleiche tun können«, fügte Rath’Vermummter naserümpfend hinzu. »Das ist eine absichtliche Beleidigung – «
    »Es ist nichts dergleichen, Kameraden«, murmelte Keruli. »Schon jetzt beginnen Schwärme von beißenden Insekten, über uns herzufallen. Ich würde vorschlagen, dass Ihr aufhört, Euch zu beklagen, und mich auf die Kuppe mit ihrem rettenden Wind begleitet.« Und mit diesen Worten setzte sich der kleine, rundgesichtige Mann in Bewegung.
    »Wir sollten darauf bestehen – autsch!«
    Die drei eilten hinter Keruli her; Bremsen umschwirrten summend ihre Köpfe.
    Humbrall Taur lachte. »Die hätten sich nur mit Bhederin-Fett einschmieren müssen.«
    »Sie sind schon so schlüpfrig genug, Kriegshäuptling«, erwiderte Grantl. »Davon abgesehen ist das eine viel passendere Einführung für unsere Besucher – drei maskierte Priester, die stolpern und schnaufen und nach Phantomen schlagen, die ihre Köpfe umschwirren. Immerhin zeigt Keruli ein bisschen Würde, und er ist wahrscheinlich der Einzige von diesem Haufen, der ein Gehirn hat, das diesen Namen auch verdient.«
    »Den Göttern sei Dank!«, rief Stonny.
    Grantl drehte sich zu ihr um. »Was? Warum?«
    »Nun, du hast gerade deinen ganzen Vorrat an Worten verbraucht, du Flegel. Was bedeutet, dass du für den Rest des Tages still sein wirst!«
    Das Grinsen des großen Mannes war weitaus wilder, als er es vorgehabt hatte.
    Itkovian blickte den beiden Daru nach, als sie sich in Bewegung setzten, gefolgt von Humbrall Taur, Hetan und Cafal.
    »Herr?«, sagte Hauptmann Norul.
    »Wartet nicht auf mich«, antwortete er. »Ihr sprecht nun für die Grauen Schwerter, Hauptmann.«
    Sie seufzte und schritt davon.
    Itkovian ließ den Blick langsam über die Landschaft gleiten. Abgesehen von dem Ring aus Soldaten, der den Fuß des Hügels umgab, war von den beiden fremden Armeen nichts zu sehen. Es würde also keine prahlerische Zurschaustellung militärischer Stärke geben, um die Repräsentanten der Stadt einzuschüchtern – eine großzügige Geste, die die Priester möglicherweise gar nicht bemerken würden. Was in der Tat unglücklich war, da Rath’Vermummter, Rath’Brand und Rath’Schattenthron ein wenig Demut sehr nötig gehabt hätten.
    So würde es reichen müssen, dass sie von Bremsen zerstochen und außer Atem waren.
    Er warf den malazanischen Wachen einen abschätzenden Blick zu. Ihre Waffen waren, wie er bemerkte, hervorragend gefertigt, wenn auch ein wenig abgenutzt. Ihre Rüstungen waren im Feld ausgebessert worden – dies war eine Armee, die weit weg von zu Hause und irgendwelchen Ausrüstungslagern war. Dunkelhäutige Gesichter unter ramponierten Helmen musterten im Gegenzug ihn – ausdruckslos, vielleicht auch neugierig, warum er zurückgeblieben war, in der Gesellschaft eines einzigen Gidrath-Wagenlenkers.
    Ich bin wie ein Offizier gekleidet. Das sind jetzt irreführende Kleinigkeiten. Er zog seine Panzerhandschuhe aus, griff an seinen Kragen, löste die Brosche, die seinen Rang deutlich machte, und ließ sie zu Boden fallen. Dann zog er die graue Schärpe ab, die er sich um die Hüften geschlungen hatte, und warf sie zur Seite. Schließlich löste er die Riemen seines mit einem Visier

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