SdG 05 - Der Tag des Sehers
Trygalle-Handelsgilde von einem Zirkel von Hohemagiern von einzigartiger Tüchtigkeit geführt wird. Habt Ihr gewusst, dass noch nicht einmal die mächtigsten Magier des malazanischen Imperiums es geschafft haben, die Geheimnisse von Teilann zu ergründen? Ich würde die Gründer Eurer Gilde eines Tages gerne einmal kennen lernen.«
Haradas’ Lächeln wurde breiter. »Ich bin mir sicher, sie wären entzückt und durch Eure Gesellschaft ebenfalls geehrt, Knochenwerferin.«
»Vielleicht seid Ihr zu großzügig in ihrem Namen, Zauberin.«
»Nicht im Geringsten, das versichere ich Euch. Ich bin erfreut, dass das Ganze so problemlos beschlossen werden konnte – «
»Wir sind in der Tat eine mörderische Versammlung«, murmelte Silberfuchs.
Haradas blinzelte, fuhr jedoch nach einer winzigen Pause fort: »So dass ich Euch jetzt Hauptmann Norul, den neuen Schild-Amboss der Grauen Schwerter, vorstellen darf.«
Die Soldatin verbeugte sich. »Knochenwerferin.« Sie zögerte einen Augenblick, dann wurden ihre Gesichtszüge hart und entschlossen. »Die Grauen Schwerter sind Togg, dem Wolf des Winters, verschworen, und Fanderay, der Wölfin des Winters.«
»Eine interessante Wahl«, bemerkte Silberfuchs. »Liebende, die einander seit einer Ewigkeit verloren haben, doch in Eurer doppelt verschworenen Kompanie sind sie im Geiste vereint. Eine kühne, beherzte Geste, Schild-Amboss.«
»Knochenwerferin, Togg und Fanderay sind nicht mehr füreinander verloren. Beide haben schließlich die Witterung des jeweils anderen aufgenommen. Euer Verhalten scheint darauf hinzudeuten, dass Ihr nichts davon wisst, was mich ein wenig verwirrt.«
Jetzt war es an Silberfuchs, die Stirn zu runzeln. »Warum? Ich habe kein besonderes Interesse an uralten Wolfsgöttern …« Ihre Worte verebbten langsam.
Schild-Amboss Norul sprach erneut: »Knochenwerferin, Beschwörerin der Zweiten Zusammenkunft der T’lan Imass, ich bitte in aller Form darum, dass Ihr die T’lan Ay aufgebt – die Kinder unserer Götter.«
Die nachfolgende Stille zog sich hin.
Silberfuchs starrte die Offizierin der Grauen Schwerter an, die Lider halb geschlossen, ihr volles, rundes Gesicht war ausdruckslos. Dann lief ein Zucken über ihre Züge.
»Ihr versteht nicht«, flüsterte sie schließlich. »Ich brauche sie.«
Schild-Amboss Norul legte den Kopf schief. »Warum?«
»F-für ein … Geschenk. Eine … Rückzahlung. Ich habe geschworen – «
»Wem?«
»Mir selbst.«
»Und was haben die T’lan Ay mit diesem Geschenk zu tun? Sie waren die Begleiter der T’lan Imass, das ist wahr. Aber sie gehören niemandem. Weder den T’lan Imass noch Euch.«
»Doch, sie wurden in dem Ritual von Tellan gebunden, bei der Ersten Zusammenkunft – «
»Sie wurden … eingeschlossen. Aus Unwissenheit. Sie wurden aufgrund ihrer Loyalität und Liebe zu den Imass aus Fleisch und Blut gebunden. Daraufhin haben sie ihre Seelen verloren. Knochenwerferin, meine Götter kommen, und in ihren Rufen – die mich nun jede Nacht in meinen Träumen heimsuchen – verlangen sie … Wiedergutmachung.«
»Ich muss Euch abweisen«, sagte Silberfuchs. »Solange Togg und Fanderay nicht leibhaftig erscheinen und ihre Macht manifestieren können, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, werde ich die T’lan Ay nicht freigeben.«
»Ihr riskiert Euer Leben, Knochenwerferin – «
»Werden die Wolfsgötter den T’lan Imass den Krieg erklären? Werden sie und die T’lan Ay uns an die Kehle gehen, Schild-Amboss?«
»Ich weiß es nicht, Knochenwerferin. Ihr werdet Euch für die Entscheidungen, die Ihr getroffen habt, verantworten müssen. Aber ich fürchte um Euch, Knochenwerferin. Togg und Fanderay sind Tiere, die aufgestiegen sind. Ihre Seelen sind für jemanden wie mich oder Euch unergründlich. Wer kann voraussagen, was sich tief im Innersten solcher Kreaturen verbirgt?«
»Wo sind sie jetzt?«
Schild-Amboss Norul zuckte die Schultern. »Im Süden. Wie es aussieht, werde wir alle in der Pannionischen Domäne aufeinander treffen.«
»Dann habe ich immer noch Zeit.«
»Der Versuch, Euer Geschenk zustande zu bringen, könnte Euch töten, Knochenwerferin.«
»Wie immer, ein Geschäft auf Gegenseitigkeit«, murmelte Silberfuchs, halb zu sich selbst.
Die beiden Seesoldatinnen wechselten bei diesen Worten, die in Einarms Heerhaufen legendär waren, einen kurzen Blick.
Mittlerweile war die Barghast angekommen; sie stand ein paar Schritte entfernt und betrachtete die Unterhaltung zwischen
Weitere Kostenlose Bücher