Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
Vom Netzwerk:
Schild-Amboss Norul und Silberfuchs mit scharfen, dunklen Augen. Als jetzt eine Pause eintrat, lachte sie tief und kehlig, woraufhin sich ihr die allgemeine Aufmerksamkeit zuwandte.
    »Zu schade, dass es keine Männer gibt, die dieser Gesellschaft wert sind«, sagte sie grollend. »Wenn ich euch sehe, werde ich an das wahre Herz der Macht dieser Welt erinnert. Malazanische Seesoldatinnen, ein Schild-Amboss der Grauen Schwerter, eine Hexe und eine Zauberin. Und nun, um den Gobelin zu vervollständigen, eine Tochter der Weißgesicht-Barghast … und sie bringt Essen und Wein mit.«
    Die beiden Seesoldatinnen sprangen grinsend auf.
    »Und ich würde gern tratschen!«, rief Hetan. »Schild-Amboss! Ist es wahr, dass Itkovian seinen Schwüren nicht mehr treu ist? Dann kann ich ihn also besteigen – «
    »Wenn Ihr ihn einfangen könnt«, erwiderte Norul von den Grauen Schwertern und hob eine Braue.
    »Und wenn er fünfzig Beine hätte, ich würde ihn immer noch erwischen! He, Silberfuchs, was ist mit Kruppe?«
    Die Knochenwerferin blinzelte. »Was soll mit ihm sein?«
    »Du bist eine große Frau. Du könntest ihn unter dir einklemmen! Ihn zum Quietschen bringen!«
    »Was für ein schreckliches Bild.«
    »Zugegeben, er ist rund und klein und glitschig, aber er ist klug, ja? Klugheit heizt das Blut von ganz alleine an, oder etwa nicht? Ich habe gehört, dass du zwar wie eine Frau aussiehst, in den wichtigsten Dingen aber immer noch ein Kind bist. Bring dich mit Lust in Wallung, Schätzchen! Du hast dich schon viel zu lange mit Untoten und Verwelkten rumgedrückt! Pack den Speer mit beiden Händen, wie ich immer zu sagen pflege!«
    Silberfuchs schüttelte langsam den Kopf. »Du hast gesagt, du hast Wein mitgebracht?«
    Hetan grinste noch breiter und trat ein wenig näher. »Ja, zwei Blasen, so groß wie deine Brüste und zweifellos genauso süß. Rückt zusammen, treffliche Gefährtinnen, und lasst uns ein Festmahl halten!«
    Haradas lächelte. »Das ist eine wundervolle Idee. Ich danke dir.«
    Schild-Amboss Norul zögerte. Sie warf den beiden Seesoldatinnen einen Blick zu und schickte sich dann an, ihren zerbeulten Helm abzunehmen. Sie seufzte vernehmlich. »Sollen die Wölfe eben noch ein bisschen warten«, sagte sie. »Ich kann mich nicht so streng an die Tagesordnung halten wie mein Vorgänger – «
    »Kannst du nicht?«, fragte Hetan herausfordernd, »oder willst du nicht?«
    »Ich will nicht«, verbesserte sich Norul und nahm den Helm ab. Schweißnasse, mit eisengrauen Strähnen durchsetzte Haare fielen ihr über die Schultern. »Mögen die Wölfe mir vergeben.«
    »Einer von ihnen wird das tun«, versicherte ihr die Barghast und hockte sich hin, um ihren Rucksack auszupacken.
    Coll zog die Felle enger um die geschrumpfte, zerbrechliche Gestalt der Mhybe. Hinter ihren geschlossenen Lidern war Bewegung, unwillkürlich und heftig. Ihre Atemzüge waren ein gebrochenes Keuchen. Der Ratsherr aus Darujhistan schaute noch einen Augenblick länger auf sie hinab, dann richtete er sich auf und ließ sich vom Wagen heruntergleiten.
    Murillio stand in der Nähe. Er zog die Halteriemen der Wasserfässer stramm, die am rechten Seitengeländer des Wagens befestigt waren. Sie hatten alte Zelte benutzt, um die Lebensmittelvorräte einzuwickeln, die sie an diesem Morgen von einem Barghast-Händler gekauft hatten und die am gegenüberliegenden Seitengeländer befestigt waren, was den Wagen übermäßig breit und aufgebläht erscheinen ließ.
    Die beiden Männer hatten außerdem – zu einem unverschämten Preis – zwei Pferde von Motts Irregulären gekauft, einer seltsam unfähig wirkenden Söldner-Kompanie, die zu Caladan Bruths Armee gehörte und von der Coll vorher nicht einmal gewusst hatte, dass sie dabei waren. Söldner, deren hinterwäldlerische Kleidung ihren martialischen Beruf Lügen strafte, allerdings hervorragend zum Namen der Kompanie passte. Die Pferde waren kaum zugeritten, groß, mit kräftigen Gliedmaßen – eine Zucht, die die Irregulären als ihre eigene bezeichneten; unter den Vorfahren dieser Tiere fanden sich Nathi-Streitrosse, Kutschpferde aus Mott und Zugtiere aus Genabaris, die alle untereinander gekreuzt worden waren, um große, robuste, bösartige Tiere mit überraschend breitem Rücken hervorzubringen, der es zu einem Vergnügen machte, sie zu reiten.
    »Vorausgesetzt, sie beißen Euch nicht die Hand ab«, hatte der Mott mit den vorstehenden Zähnen hinzugefügt; während er sprach, hatte er sich Läuse aus

Weitere Kostenlose Bücher