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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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Älteren Götter haben getan, was sie konnten, aber Ihr müsst verstehen, sie waren jünger als die beiden Wolfsgötter, und, was besonders bedeutungsvoll ist, sie entdeckten, dass das Aufsteigen nicht im Gleichschritt mit den Menschen marschierte – oder genauer, mit denen, die eines Tages Menschen werden würden – «
    »Haltet ein! Bitte!«, schnappte Paran.
    »Das kann Kruppe nicht! Hier innezuhalten würde bedeuten, alles zu verlieren, was gesagt werden muss! Nur die allerschwächsten Erinnerungen sind noch übrig geblieben, und selbst sie unterliegen allmählich der heraufziehenden Düsternis! Zerbrechliche Fragmente kommen als bedeutungsschwangere Träume, und das Versprechen von Wiedervereinigung und Wiedergeburt ist verloren, unerkannt, die Erlösung jenen versprochen, die allein über eine Tundra wandern und mit dem Wind heulen – und doch ist die Errettung nahe! Ungleiche Geister sind vereint in ihrem Entschluss! Ein Geist voll harter Kanten, um die anderen trotz der Schmerzen, die sie ertragen müssen, auf ihrem Kurs zu halten. Ein anderer Geist, um hart nach dem Schmerz des Verlassenwerdens zu greifen, bis er eine saubere Antwort finden kann! Und noch ein dritter Geist, erfüllt von Liebe und Mitgefühl – wenn auch zugegebenermaßen etwas einfältig –, um den herannahenden Augenblick zusätzlich zu würzen. Und ein vierter, der über die Macht verfügt, die notwendige Heilung alter Wunden zustande zu bringen – «
    »Ein vierter?«, stotterte der Schnelle Ben. »Wer ist der vierte Geist in Silberfuchs?«
    »Wie? Nun, das Kind eines Knochenwerfers der T’lan Imass natürlich. Pran Choles Tochter, deren wahrer Name tatsächlich der ist, unter dem wir sie alle kennen!«
    Itkovians Blick huschte an Kruppe vorbei, und er sah Elster und Korlat, zwanzig Schritte voraus, die vor einem großen Zelt standen und zu ihnen zurückschauten. Sie waren ohne Zweifel neugierig, hielten jedoch respektvoll Abstand.
    »So empfiehlt Kruppe ein für alle Mal«, resümierte der Daru nach einem Moment in höchst zufriedenem Tonfall, während er seine dicklichen Finger zusammengefaltet auf seinen Wanst legte, »Glaube. Geduld. Erwartet, was erwartet werden muss.«
    »Und das nennt Ihr eine Erklärung?«, wollte Paran finster wissen.
    »Das Musterbeispiel einer Erklärung, meine lieben Freunde. Zwingend, klar, wenn auch irgendwie anheimelnd in Worte gefasst. Präzision ist eine präzise Kunst. Schärfe ist hervorstechend und nimmt Ausflüchte vorweg. Wahrheiten sind schließlich keine schlichten Dinge – «
    Itkovian drehte sich zu Elster und Korlat um und marschierte los.
    Paran rief hinter ihm her: »Itkovian?«
    »Mir ist das gredfallanische Bier wieder eingefallen«, erwiderte er über die Schulter hinweg. »Es ist schon Jahre her, dass ich eins hatte – und ich habe plötzlich das überwältigende Bedürfnis, wieder einmal eins zu trinken, mein Herr.«
    »Ich bin ganz Eurer Meinung. Wartet auf mich.«
    »Wartet in der Tat, Ihr drei! Was ist mit Kruppes eigenem, ungeheurem Durst?«
    »Ihr solltet ihn unbedingt anheimelnd löschen«, sagte der Schnelle Ben und schritt hinter Itkovian und Paran her, »aber tut das bitte woanders.«
    »Oh! Aber winkt Elster nicht gerade Kruppe herbei? Was für ein großzügiger, freundlicher Soldat ist doch dieser Elster! Einen Augenblick! Kruppe wird gleich bei Euch sein!«
     
    Fünfzehn Schritt von der Stelle entfernt, wo Silberfuchs stand, saßen die beiden Seesoldatinnen auf Felsblöcken, die früher einmal zu einem Tipi-Ring gehört hatten. Die Schatten wurden länger, als der Tag über der Prärie sich langsam dem Ende zuneigte.
    »Also«, murmelte die eine, »was glaubst du, wie lange?«
    »Ich nehme an, dass sie mit diesen T’lan Imass spricht. Siehst du die Staubschleier, die da um sie rumwirbeln? Könnte die ganze Nacht dauern.«
    »Ich hab Hunger.«
    »Stimmt, ich muss zugeben, dass ich schon deine Lederriemen beäugt habe, mein Liebling.«
    »Das Problem ist, sie haben uns vergessen.«
    »Das ist nicht das Problem. Vielleicht werden wir nicht mehr gebraucht. Sie braucht keine Leibwächter. Zumindest keine Sterblichen mit dreckigen Nasen wie uns. Und wir haben schon gesehen, was wir sehen sollten, was bedeutet, dass unser Bericht eigentlich überfällig ist.«
    »Man ist nicht davon ausgegangen, dass wir Bericht erstatten, mein Schatz. Erinnerst du dich? Jeder, der von uns irgendwas Neues erfahren will, kommt vorbei und unterhält sich mit uns.«
    »Stimmt – nur ist

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