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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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bewundernswerte Strategien der Irreführung diesen kreischenden Möwen zu erklären.«
    Der Schnelle Ben starrte finster auf den kleinen, rundlichen Mann hinunter. »Tatsächlich? Ich hatte keine Ahnung, dass das so offensichtlich war. Vielleicht sollte ich es mir noch einmal überlegen.«
    »Unsinn, Magier! Behaltet Euer unerschütterliches Selbstvertrauen – gewiss, manche mögen es Größenwahn nennen, aber nicht Kruppe, denn der besitzt selbst ein unerschütterliches Selbstvertrauen, wie es nur Sterbliche besitzen können, und nur gerade mal eine Hand voll auf der ganzen Welt zu Recht. Ihr habt einzigartige Gesellschaft, versichert Euch Kruppe!«
    Der Schnelle Ben grinste. »Einzigartig? Und was ist mit diesen Möwen?«
    Kruppe wedelte mit einer dicklichen Hand. »Pah! Es sei denn, eine würde auf Eurer linken Schulter landen, heißt das. Was etwas ganz anderes wäre, stimmt’s?«
    Die dunklen Augen des Magiers verengten sich misstrauisch, während er den Daru an seiner Seite anblickte.
    Kruppe fuhr vergnügt fort. »In diesem Fall würde der arme unwissende Vogel Zeuge solch mächtiger Vielheit von listiger Umkehrung, dass er verwirrt zurücktaumeln würde, wenn nicht glücklicherweise verstopft!«
    Der Schnelle Ben blinzelte verblüfft. »Was habt Ihr gesagt?«
    »Nun, mein Herr, haben wir nicht über die Platzierung von Stöpseln gesprochen? Seid still. Haltet den Mund. Kruppe hat einfach auf eine innere Variante hingewiesen, mit der das unaufhörliche, kreischende Klagen der Möwe zum Schweigen gebracht, ja, in der Tat, zugestopft werden kann, zur allfälligen Erleichterung aller Anwesenden!«
    Zweihundert Schritt zu ihrer Rechten setzte sich eine weitere Barke mit Bruths Truppen in Bewegung; das Gefährt spannte schnell die Leinen stromabwärts, als es das Ufer verließ.
    Zwei Seesoldatinnen kamen auf den Schnellen Ben und Kruppe zugeritten.
    Der Magier schaute sie finster an. »Wo ist Elster?«
    »Unterwegs, Brückenverbrenner. Sind die Kröte und ihr Künstler aufgetaucht?«
    »Gerade noch rechtzeitig, um sich um ihren Wagen zu kümmern, ja. Sie sind schon auf der anderen Seite.«
    »Gut gemacht. Setzen wir auf die gleiche Weise über?«
    »Nun, ich habe erwogen, euch auf halbem Weg fallen zu lassen – wann habt ihr beide das letzte Mal gebadet?«
    Die beiden Frauen wechselten einen Blick; dann zuckte eine der beiden die Schultern und sagte: »Weiß nicht. Vor einem Monat? Oder drei? Wir waren beschäftigt.«
    »Und wir würden lieber nicht nass werden, Magier«, fügte die zweite Seesoldatin hinzu. »Unsere Rüstung und die Klamotten darunter könnten auseinander fallen.«
    »Kruppe versichert, dass das ein unvergesslicher Anblick wäre.«
    »Ich wette, Euch würden die Augen rausfallen«, stimmte die Soldatin zu. »Und wenn nicht, müssten wir vielleicht ein bisschen nachhelfen.«
    »Zumindest wären dann unsere Nägel sauber«, bemerkte die andere.
    »Ah! Grobe Weiber! Kruppe wollte nur ein Kompliment machen!«
    »Ihr seid derjenige, der ein Bad braucht«, gab die Seesoldatin zurück.
    Die Miene des Daru zeigte zunächst Schrecken, dann Bestürzung. »Welch empörende Bemerkung. Ausreichende Schichten von süßem Duft über ausreichenden Jahren, ach was, Jahrzehnten, haben zu einem dauerhaften und in der Tat undurchdringlichen Bukett der wunderbarsten Wohlgerüche geführt.« Er wedelte mit der feisten, blassen Hand. »Eine wahrhaft wunderbare Aura, um liebeskranke Schmetterlinge anzuziehen – «
    »Die sehen für mich eher wie Bremsen aus – «
    »Dies hier sind unzivilisierte Lande – doch seht ihr auch nur ein einziges Insekt, das sich niedergelassen hat?«
    »Nun – jetzt, wo Ihr fragt … da sind ein paar in Eurem öligen Haar ertrunken.«
    »Genau. Schändliche Widersacher fallen allesamt dem gleichen Schicksal zum Opfer.«
    »Ah«, sagte der Schnelle Ben, »da kommt Elster. Endlich. Den Göttern sei Dank.«
     
    Dunkelheit verschluckte das Gässchen, als die Abenddämmerung sich auf die in Trümmern liegende Stadt herabsenkte. Ein paar Öllampen erleuchteten die großen Durchgangsstraßen, und die Gidrath-Trupps, die gelegentlich ihre Runden drehten, trugen eigene Laternen.
    In einen Umhang gehüllt, der seine Rüstung verbarg, stand Coll in einer Nische und beobachtete, wie einer dieser Trupps an der Mündung des Gässchens vorbeimarschierte, sah den Teich aus gelbem Licht langsam schwinden, ehe sich erneut die Nacht der Straße bemächtigte.
    Erst dann trat er aus den Schatten und

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