SdG 05 - Der Tag des Sehers
toten Rekruten, sondern dass Detoran mal Hauptsergeant war. Wir sind alle degradiert worden, wir Brückenverbrenner. Fast jedes verdammte Mitglied der Brückenverbrenner, und sie haben ganz oben angefangen, bei Elster. Fäustel hat einen Heiler-Kader angeführt, damals, als wir noch genug Heiler hatten und der Imperator den Befehl hatte. Und war Spindel nicht mal Hauptmann einer Kompanie Sappeure?«
»Drei Tage lang, dann ist einer von ihnen über seinen eigenen Knaller gestolpert – «
»Und sie sind alle in die Luft geflogen, oh ja. Wir waren tausend Schritt weit weg, und meine Ohren haben noch tagelang gedröhnt.«
»Das war das Ende für Kompanien, die nur aus Sappeuren bestanden. Dassem hat sie danach aufgelöst, woraufhin Spindel keine Gruppe von Spezialisten mehr hatte, deren Hauptmann er sein konnte. Also, Tippa, was soll das nun?«
»Nichts. Nur dass niemand von uns noch das ist, was er oder sie mal war.«
»Ich bin nie befördert worden.«
»Oh, was für eine Überraschung! Du hast eine Kunst daraus gemacht, nicht bemerkt zu werden!«
»Und wenn schon. Und Fahrig wurde schon als Sergeant geboren–«
»Und das hat ihn daran gehindert, sich weiterzuentwickeln, klar. Zugegeben, er ist nie degradiert worden, aber das liegt nur daran, dass er der schlechteste Sergeant ist, den es jemals gegeben hat. Ihn Sergeant bleiben zu lassen ist für uns alle eine Strafe, angefangen mit Fahrig selbst. Was ich sagen wollte, ist, dass wir alle Verlierer sind.«
»Oh, was für ein toller Gedanke, Tippa.«
»Wer hat gesagt, dass alle Gedanken schön sein müssen? Niemand.«
»Ich hätte es gesagt, es ist mir nur vorher nicht eingefallen.«
»Hahaha.«
Langsames Hufgetrappel näherte sich. Einen Augenblick später tauchte Hauptmann Paran auf, der sein Pferd am Zügel führte.
»War ein langer Tag, Hauptmann«, meinte Tippa. »Wir haben hier noch ein bisschen Tee – wenn Ihr welchen wollt …«
Paran schlang die Zügel um das Sattelhorn und trat näher. »Das letzte Feuer, das bei den Brückenverbrennern noch brennt. Schlaft ihr beide eigentlich nie?«
»Das Gleiche könnten wir Euch fragen, Hauptmann«, erwiderte Tippa. »Aber wir wissen doch alle schon längst, dass Schlaf was für Schwächlinge ist, stimmt’s?«
»Das hängt wohl davon ab, wie friedlich er ist.«
»Da hat der Hauptmann Recht«, sagte Blend zu Tippa.
»Nun«, sagte Korporal Tippa naserümpfend. »Ich bin ziemlich friedlich, wenn ich schlafe.«
Blend gab ein unanständiges Geräusch von sich. »Glaubst du …«
»Wir haben Nachrichten von den Schwarzen Moranth«, sagte Paran, während er einen Becher mit dampfendem Kräutertee von Tippa annahm.
»Sie haben Setta ausgekundschaftet.«
»Ja. Es ist niemand dort. Zumindest niemand, der atmet. Die ganze Stadt ist eine einzige riesige Totenstadt.«
»Und warum marschieren wir dann noch hin?«, wollte Tippa wissen. »Es sei denn, wir marschieren gar nicht – «
»Oh doch, das tun wir, Korporal.«
»Und warum?«
»Wir marschieren nach Setta, weil wir nicht nach Lest marschieren.«
»Nun«, seufzte Blend, »da bin ich aber froh, dass das geklärt ist.«
Paran schlürfte seinen Tee und sagte dann: »Ich habe mir einen Stellvertreter ausgesucht.«
»Einen Stellvertreter, Hauptmann?«, fragte Tippa. »Warum?«
»Aus nahe liegenden Gründen. Wie auch immer, ich habe dich ausgesucht, Tippa. Du bist jetzt Leutnant. Elster hat es abgesegnet. In meiner Abwesenheit wirst du die Brückenverbrenner befehligen–«
»Nein, danke, Hauptmann.«
»Es steht nicht zur Diskussion, Tippa. Dein neuer Rang ist bereits in die Liste eingetragen. Ganz offiziell, mit Dujeks Siegel darunter.«
Blend stupste sie an. »Glückwunsch – oh, äh, ich hätte wohl salutieren müssen.«
»Halt die Klappe«, grollte Tippa. »In einer Sache hast du allerdings recht – bums mich nie wieder an, ja?«
»Das ist ein Befehl, der nicht leicht zu befolgen ist … Leutnant.«
Paran trank den letzten Schluck Tee und stand auf. »Ich habe nur einen einzigen Befehl für dich, Leutnant.«
Sie blickte zu ihm auf. »Ja, Hauptmann?«
»Die Brückenverbrenner«, sagte Paran, und sein Gesicht war plötzlich ernst. »Halte sie zusammen, egal, was passiert. Halte sie zusammen, Leutnant.«
»Äh, jawohl, Hauptmann.«
Sie sahen Paran nach, als er zu seinem Pferd zurückkehrte und es wegführte.
Eine ganze Weile sagte keine der beiden Frauen ein Wort, dann seufzte Blend. »Lass uns zu Bett gehen, Tippa.«
»Ja.«
Sie traten die
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