SdG 05 - Der Tag des Sehers
schwimmen kannst. Es liegt an uns, Laseens Kopf über Wasser zu halten – und durch sie das ganze malazanische Imperium. Wenn Bruth in Brands Namen seinen Hammer schwingt – dann ertrinken wir, alle. Dann werden Gesetz, Ordnung, Frieden – jegliche Zivilisation – es wird alles dahin sein.«
»Und um Bruth davon abzuhalten, genau das zu tun, opfern wir uns – und zwar indem wir den Verkrüppelten Gott herausfordern. Wir, eine verdammt erschöpfte Armee, die bereits durch eine von Laseens Panikattacken dezimiert worden ist.«
»Am besten, du vergibst ihr die Panikattacken, Elster. Die beweisen nur, dass auch sie nur ein Mensch ist.«
»Nun, die Brückenverbrenner vor Fahl praktisch auszulöschen – «
»War ein Unfall. Das hast du zwar damals nicht gewusst, aber du weißt es jetzt. Tayschrenn hat ihnen befohlen, in den Tunneln zu bleiben, weil er gedacht hat, dort wäre es am sichersten. Am sichersten.«
»Es hat eher so ausgesehen, als wollte jemand, dass wir sozusagen zufällig ein Opfer der Geschehnisse werden«, sagte Elster. Nein, nicht wir. Ich. Verdammt sollst du sein, Dujek, du bringst mich dazu zu glauben, dass du mehr von der ganzen Geschichte gewusst hast, als ich gehofft hatte. Beru schütze uns, ich hoffe, ich habe Unrecht … »Und was dann in Darujhistan passiert ist – «
»Was in Darujhistan passiert ist, war eine Sauerei. Eine Folge von viel zu vielen Missverständnissen. Es war zu früh nach der Belagerung von Fahl – zu früh für uns alle.«
»Dann war ich also nicht der Einzige, der völlig verunsichert war?«
»Vor Fahl? Nein. Der Vermummte soll mich holen, das ging uns allen so. Die Schlacht lief ganz und gar nicht so wie geplant. Tayschrenn hat wirklich geglaubt, er könnte Mondbrut vom Himmel holen – und Rake dadurch aus seiner Höhle locken. Und wenn er bei dem Angriff nicht praktisch auf sich allein gestellt gewesen wäre, hätten sich die Dinge durchaus anders entwickeln können. Nach allem, was ich später erfahren habe, wusste Tayschrenn zum damaligen Zeitpunkt nicht, wer Nachtfrost wirklich war. Aber er wusste, dass sie es auf Rakes Schwert abgesehen hatte. Sie und Bellurdan, den sie dazu benutzt hat, Nachforschungen für sie anzustellen. Es hat wie ein Spiel um die Macht ausgesehen, ein privates Spielchen, und Laseen war nicht gewillt, so etwas zuzulassen. Doch selbst dann hat Tayschrenn erst zugeschlagen, nachdem Nachtfrost A’Karonys ausgelöscht hatte – ausgerechnet den Hohemagier, der mit seinem Verdacht ihr gegenüber zu Tayschrenn gekommen war. Wenn ich gesagt habe, die Tatsache, dass Bellurdan Flickenseel getötet hat, sei eine der größten Sauereien in der Geschichte des Imperiums gewesen, dann kommt jener Tag vor Fahl nur ganz knapp dahinter.«
»Es hat in letzter Zeit mehr als nur ein paar solcher Ereignisse gegeben …«
Dujek nickte bedächtig; seine Augen glitzerten im Licht der Laterne. »Meiner Meinung nach hat alles damit angefangen, dass die T’lan Imass die Bürger von Aren abgeschlachtet haben. Doch selbst dafür gilt, dass jedes Desaster eine Wahrheit enthüllt. Laseen hat jenen Befehl nicht gegeben, aber irgendjemand hat es getan. Jemand war zurückgekehrt, um sich auf den Ersten Thron zu setzen – und dieser Jemand war für tot gehalten worden – und er hat die T’lan Imass benutzt, um sich an Laseen zu rächen, um ihre Herrschaft und das Imperium zu erschüttern. Siehe da, das erste Anzeichen dafür, dass Imperator Kellanved nicht ganz so tot war, wie es uns recht gewesen wäre.«
»Aber immer noch wahnsinnig, ja. Dujek, ich glaube, wir bewegen uns auf die nächste Katastrophe zu.«
»Ich hoffe, du irrst dich. Wie auch immer, ich war derjenige, dessen Vertrauen heute Nacht gestärkt werden musste, nicht du.«
»Nun, das ist wohl der Preis dafür, die Befehlsstruktur umzukehren …«
»Trotz allem, was ich gesagt habe, ist mir gerade noch etwas klar geworden, Elster, und das ist nicht gerade erfreulich.«
»Und was?«
»Mir dämmert allmählich, dass wir nicht halb so sicher sind, worauf wir uns da einlassen, wie wir glauben.«
»Wer ist ›wir‹?«
»Das Imperium. Laseen. Tayschrenn. Was dich und mich betrifft, nun, wir sind die unwichtigsten Spieler, und das bisschen, was wir wissen, ist noch nicht einmal annähernd das, was wir wissen müssten. Wir sind vor Fahl zu dieser Attacke auf Mondbrut angetreten und hatten buchstäblich nicht die geringste Ahnung davon, was wirklich vorgegangen ist. Und wenn ich Tayschrenn hinterher
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