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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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werden sie anfangen, nachts ums Feuer rumzutanzen. Dann hört das auf, und wenn das aufhört, dann weiß man, dass es nicht schlimmer werden kann, denn das bedeutet, das die Jungs bereit sind, Kampftrupps zu bilden und nachts loszuziehen und sich nach jemandem umzuschauen, den sie umbringen können. Sie haben schon den großen Wagen beäugt, der unseren Spuren folgt …«
    »Oh«, sagte Grantl, »tut das nicht – sagt ihnen, sie sollen das nicht tun, Marschall. Die Leute in dem Wagen – «
    »Sind Nekromanten, oh ja. Mürrisch. Sehr mürrisch. Wir mögen keine Nekromanten, besonders die Gebrüder Stamm mögen keine Nekromanten. Sie hatten einen auf ihrem Land, der sich dort breit gemacht hatte, wisst Ihr, sich in einem alten, halbverfallenen Turm im Sumpf versteckt hat. Gespenster und Geister jede Nacht. Also mussten die Gebrüder Stamm schließlich irgendwas unternehmen, und dann sind sie losgezogen und haben den Hausbesetzer geröstet. Es war ’ne ziemlich widerwärtige Sache, glaubt mir – wie auch immer, die haben das, was noch von ihm übrig war, an der Niederen Kreuzung aufgehängt, nur als Warnung für die anderen, versteht Ihr?«
    »Diese Gebrüder Stamm«, sagte Itkovian, »scheinen ein furchterregendes Paar zu sein.«
    »Paar?« Strohs wirre Augenbrauen wanderten in die Höhe. »Von denen gibt es dreiundzwanzig. Keiner ist kleiner als ich. Und sie sind schlau – zumindest manche von ihnen. Sie können natürlich nicht lesen, aber sie können weiter zählen als bis zehn, und das ist doch schon was, oder? Wie auch immer, ich muss los. Muss allen von den Bäumen im Süden erzählen. Lebt wohl.«
    Sie schauten dem Mann nach, als er davonritt.
    »Er hat keine Antwort auf seine Frage bekommen«, meinte Grantl nach einer Weile.
    Itkovian warf ihm einen Blick zu. »Auf welche Frage denn?«
    »Wer wir sind.«
    »Sei doch kein Idiot«, sagte Stonny. »Er weiß ganz genau, wer wir sind.«
    »Ihr glaubt, das war gespielt?«
    »Hochmarschall Stroh! Der Abgrund soll mich holen, natürlich war das gespielt! Und ihr seid beide drauf reingefallen, was? Tja, ich nicht. Ich habe das Ganze gleich durchschaut. Auf der Stelle.«
    »Glaubt Ihr, Bruth sollte informiert werden, meine Dame?«, fragte Itkovian sie.
    »Worüber?«
    »Nun, über die Malazaner zum einen.«
    »Macht es denn irgendeinen Unterschied? Bruth wird Maurik immer noch zuerst erreichen. Das heißt, wir werden zwei Tage warten müssen, statt zwei Wochen – ja und? Das heißt nur, dass wir mit diesem ganzen Schlamassel früher fertig sind – beim Vermummten, vielleicht hat Dujek Korall ja schon erobert – und was mich anbelangt, kann er es auch gerne haben.«
    »Da hast du Recht«, murmelte Grantl.
    Itkovian schaute weg. Vielleicht hat sie ja tatsächlich Recht. Wohin reite ich? Was suche ich noch auf dieser Welt? Ich weiß es nicht. Dieser Pannionische Seher kümmert mich nicht – schließlich wird er meine Umarmung sowieso nicht akzeptieren, seihst wenn die Malazaner ihn am Lehen lassen sollten, was an sich schon unwahrscheinlich ist.
    Ist das der Grund, warum ich so weit hinter denen herhinke, die die Welt neu gestalten werden? Gleichgültig, ohne Kümmernisse? Ich scheine am Ende zu sein – warum kann ich diese Tatsache nicht akzeptieren? Mein Gott ist fort – meine Bürde muss ich nun selbst tragen. Vielleicht gibt es keine Antwort für mich – ist es das, was der neue Schild-Amboss sieht, wenn sie mich mit solch mitleidigen Blicken betrachtet?
    Liegt die Ganzheit meines Lebens nun hinter mir, abgesehen vom täglichen, unsinnigen Weitermarschieren dieses Leibes?
    Vielleicht bin ich ja am Ende. Endlich am Ende …
    »Kopf hoch, Itkovian«, sagte Grantl, »es könnte sein, dass der Krieg vorbei ist, bevor wir auch nur in seine Nähe kommen – na, wäre das nicht ein wildes Wimmern, um diese Geschichte zu beenden?«
     
    »Flüsse sind dazu da, um daraus zu trinken und darin zu ertrinken«, brummte Hetan, ein Fässchen unter dem Arm.
    Elster lächelte. »Ich dachte immer, Eure Vorfahren seien Seefahrer gewesen?«
    »Die schließlich zur Vernunft gekommen sind und ihre verdammten Kanus ein für allemal begraben haben.«
    »Ihr hört Euch uncharakteristisch respektlos an, Hetan.«
    »Ich bin kurz davor, auf Eure Stiefel zu kotzen, alter Mann – wie sollte ich mich da sonst anhören?«
    »Achtet nicht auf meine Tochter«, sagte Humbrall Taur, der mit schweren Schritten näher kam. »Sie ist von einem Daru übertroffen worden.«
    »Erwähne diese

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