Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
Vom Netzwerk:
merkwürdige Eroberer, Ihr Fremdlinge.«
    »Ja, das sind wir wohl.«
    »Warum seid Ihr in Genabackis, Kommandant?«
    »Das malazanische Imperium? Wir sind hier, um zu vereinigen und durch die Vereinigung reich zu werden. Wir sind auch gar nicht selbstsüchtig, wenn’s ums Reichwerden geht.«
    Humbrall Taur klopfte auf seine mit Münzen besetzte Halsberge. »Und Silber ist alles, was Euch interessiert?«
    »Nun, es gibt mehr als eine Art von Reichtum, Kriegshäuptling.«
    »Tatsächlich?« Die Augen des riesigen Kriegers waren schmal geworden.
    Elster lächelte. »Den Weißgesicht-Clans der Barghast zu begegnen ist eine solche Belohnung. Verschiedenheit ist es wert, gefeiert zu werden, denn sie ist die Geburtsstätte der Weisheit.«
    »Sind das Eure Worte?«
    »Nein, sie stammen von Duiker, einem imperialen Historiker.«
    »Und er spricht für das malazanische Imperium?«
    »In den besten aller Zeiten.«
    »Und sind dies die besten aller Zeiten?«
    Elster blickte in die dunklen Augen des Kriegers. »Vielleicht.«
    »Wollt ihr beiden wohl still sein!«, brummte Hetan hinter ihnen. »Ich sterbe gerade.«
    Humbrall Taur drehte sich herum und musterte seine Tochter, die zwischen ein paar Kornfässern kauerte. »Ein Gedanke«, brummte er.
    »Was?«
    »Vielleicht bist du ja gar nicht seekrank, Tochter.«
    »Ach ja! Und warum ist mir dann – « Hetans Augen wurden riesengroß. »Bei den Geistern hienieden!«
    Augenblicke später sah sich Elster genötigt, ganz unzeremoniell mit den Füßen zuerst über das Dollbord der Barke zu hängen; die Strömung zerrte an seinen Stiefeln, und das fließende Wasser reinigte sie gründlich.
     
    Ein Sturm vom Meer her hatte Maurik heimgesucht, nachdem die Stadt verlassen worden war, hatte Zierbäume entwurzelt und von Meerespflanzen durchsetzte Sanddünen gegen Hauswände geweht. Die Straßen waren unter einem unberührten, gleichmäßig geriffelten weißen Teppich aus Sand begraben, so dass keinerlei Leichen oder Schutt zu sehen waren.
    Korlat ritt allein die große Durchgangsstraße der Hafenstadt hinunter. Flache, ausladende Lagerhäuser lagen zu ihrer Linken, städtische Gebäude, Schenken, Gasthäuser und Läden zu ihrer Rechten. Über ihrem Kopf verbanden Transporttaue die oberen Stockwerke der Lagerhäuser mit den flachen Dächern der Läden; sie waren jetzt mit Seegras behängt, als wären sie für ein Meeresfest geschmückt.
    Außer dem gleichmäßigen Seufzen des warmen Windes rührte sich auf der ganzen Länge der Straße nichts, genauso wenig wie in den Gassen, die in sie mündeten. Fenster- und Türöffnungen klafften schwarz und verlassen. Die Lagerhäuser waren vollkommen ausgeräumt worden, ihre breiten Schiebetüren zur Straße hin standen weit offen.
    Sie näherte sich den äußersten westlichen Bereichen der Stadt; der Geruch des Meeres hinter ihr wich einem etwas süßeren Duft von modrigem Frischwasser, der von dem Fluss jenseits der Lagerhäuser zu ihrer Linken kam.
    Caladan Bruth, Kallor und die anderen hatten beschlossen, Maurik auf ihrem Weg zu den Niederungen auf der Landseite zu umgehen, während Scharteke eine Weile über ihnen dahinsegelte, bevor sie wieder davonflog. Korlat hatte die Matrone der Großen Raben noch nie so verunsichert erlebt. Wenn der Kontaktverlust tatsächlich bedeutete, dass Anomander Rake und Mondbrut vernichtet worden waren, dann hatte Scharteke sowohl ihren Herrn wie auch den Nistplatz ihrer mörderischen Schar verloren. Das waren beides unangenehme Aussichten. Mehr als genug, um die Flügel der Anführerin der Großen Raben voller Verzweiflung zu krümmen, als sie sich einmal mehr auf den Weg nach Süden machte. Korlat hatte sich entschlossen, allein zu reiten und einen Weg zu nehmen, der länger war als der der anderen – durch die Stadt. Es gab schließlich keinen Grund zur Eile, und Erwartung pflegte jeden Halt in die Länge zu ziehen – daher war es besser, die Annäherung durch kontrolliertes Tempo zu verlängern. Schließlich galt es über Vieles nachzudenken. Wenn ihr Lord wohlauf war, würde sie vor ihn hintreten und formell aus seinen Diensten austreten müssen – und somit eine Beziehung beenden, die vierzehntausend Jahre lang Bestand gehabt hatte – oder besser, sie für eine gewisse Zeit auszusetzen. Für die verbleibenden Jahre eines sterblichen Mannes. Und wenn Anomander Rake irgendein Unglück zugestoßen war, dann würde Korlat sich als die höchstrangige der verbliebenen Dutzend Tiste Andii wiederfinden, die wie

Weitere Kostenlose Bücher