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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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Malazaner – was habt Ihr anderes erwartet?«
    »Um ehrlich zu sein«, sagte Grantl, »ich glaube nicht, dass Bruth gewusst hat, was er zu erwarten hatte. Wollt Ihr damit sagen, dass Euch diese kürzlich erfolgte Spaltung nicht überrascht hat?«
    »Spaltung? Oh ja, richtig. Nein. Wie auch immer, es ist offensichtlich, warum die Malazaner so schnell marschieren.«
    Itkovian beugte sich im Sattel vor. »Ach ja?«
    Stroh zuckte die Schultern. »Wir haben ein paar von unseren Leuten da – «
    »Ihr habt Spione unter den Malazanern?«, wollte Grantl wissen.
    »Klar. Haben wir immer. Es zahlt sich immer aus zu wissen, was sie vorhaben, besonders, als wir gegen sie gekämpft haben. Dass wir uns mit ihnen verbündet haben, war kein Grund, sie nicht mehr zu beobachten.«
    »Warum marschieren sie also so schnell, Marschall Stroh?«
    »Natürlich wegen der Schwarzen Moranth. Die kommen jede Nacht und nehmen ganze Kompanien mit. Es sind nur noch ungefähr viertausend Malazaner auf dem Marsch, und die Hälfte davon sind Reserveeinheiten. Dujek ist auch weg. Elster führt den Marsch an – sie sind jetzt beim Fluss Maurik und bauen Barken.«
    »Barken?«
    »Sicher. Um den Fluss runterzufahren, vermute ich. Nicht, um ihn zu überqueren, denn es gibt eine Furt, und außerdem liegen die Barken flussabwärts davon.«
    »Und der Fluss wird sie natürlich geradewegs nach Maurik tragen«, murmelte Grantl. »In wenigen Tagen.«
    Itkovian wandte sich an den Marschall. »Mein Herr, habt Ihr diese Informationen auch Caladan Bruth zur Kenntnis gebracht?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    Stroh zuckte erneut die Schultern. »Tja, also, ich und die Gebrüder Stamm, wir haben darüber gesprochen.«
    »Und?«
    »Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass Bruth es irgendwie vergessen hat.«
    »Vergessen, mein Herr? Was vergessen?«
    »Dass wir auch noch da sind. Motts Irreguläre. Wir glauben, er hat vielleicht vorgehabt, uns zurückzulassen. Oben im Norden. Im Schwarzhundwald. Könnte auch sein, dass es da irgendwelche Befehle gegeben hat – von wegen, dass wir bleiben sollen, während er nach Süden zieht. Wir sind uns nicht sicher. Können uns nicht so recht erinnern.«
    Grantl räusperte sich. »Habt Ihr schon einmal daran gedacht, dem Kriegsherrn mitzuteilen, dass Ihr da seid?«
    »Nun, wir wollen ihn nicht verärgern. Ich glaube schon, dass es da tatsächlich einen Befehl gegeben habt, versteht Ihr? Vielleicht so was wie ›verschwindet‹.«
    »Verschwindet? Warum sollte der Kriegsherr so etwas zu Euch sagen?«
    »Oh, äh, das ist es ja gerade. Nicht der Kriegsherr. Kallor. Das hat uns ja auch verwirrt. Wir mögen Kallor nicht. Normalerweise achten wir nicht auf seine Befehle. Na, egal, hier sind wir nun. Und wer seid Ihr?«
    »Ich glaube«, sagte Itkovian, »Ihr solltet einen Reiter zu Bruth schicken, mein Herr – mit Eurem Bericht über die Malazaner.«
    »Oh, da haben wir auch Leute, in der Vorausabteilung. Sie haben versucht, mit dem Kriegsherrn zu sprechen, aber Kallor weist sie immer wieder ab.«
    »Nun, das ist aber eigenartig«, murmelte Grantl.
    »Kallor sagt, wir sollten überhaupt nicht hier sein. Sagt, der Kriegsherr wird toben. Also versuchen wir nicht mehr, in seine Nähe zu kommen. Tatsächlich denken wir sogar daran, umzukehren. Wir vermissen den Mottwald – hier gibt’s überhaupt keine Bäume. Wir mögen Holz. Alle Arten von Holz – wir haben uns gerade erst wieder diesen erstaunlichen Tisch angeeignet … er hat allerdings keine Beine, sie scheinen abgebrochen zu sein.«
    »Wofür es auch immer gut sein mag«, sagte Grantl, »aber uns wäre es lieber, wenn Ihr diese Armee nicht verlassen würdet, Marschall.«
    Das lange Gesicht des Mannes nahm einen düsteren Ausdruck an.
    »Es gibt Bäume!«, rief Stonny plötzlich. »Im Süden! Da gibt es einen Wald – um Korall herum!«
    Der Hochmarschall strahlte. »Wirklich?«
    »In der Tat«, sagte Itkovian. »Angeblich ein Wald aus Zedern, Tannen und Fichten.«
    » Oh, dann ist es in Ordnung. Ich werde es den anderen erzählen. Sie werden wieder froh sein, und es ist besser, wenn sie wieder froh sind. Sie haben kürzlich ihre Waffen stumpf gemacht – es ist ein schlechtes Zeichen, wenn sie so etwas tun.«
    »Stumpf gemacht, mein Herr?«
    Stroh nickte. »Die Schneiden abgestumpft, Scharten reingeritzt. Dadurch werden die Verletzungen, die sie anderen zufügen, viel schlimmer. Es ist ein schlechtes Zeichen, wenn sie in diese Stimmung kommen. Ein ganz schlechtes Zeichen. Bald

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