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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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ausgehöhlt worden war und zum Rand der Niederungen führte, wo große, stabile Plattformen erbaut worden waren. Die im Osten gelegene Mündung des Maurik war für fast alle Boote unpassierbar, bis auf diejenigen, die so gut wie keinen Tiefgang besaßen, denn das Flussbett veränderte sich hier wegen des Aufeinanderprallens von Gezeiten und Strömung ständig; verborgene Sandbänke wuchsen binnen weniger Glockenschläge in die Höhe, nur um wieder weggespült und an anderer Stelle von neuem aufgeschwemmt zu werden. Vorräte, die den Fluss heruntergebracht wurden, wurden westlich von der Mündung entladen – hier bei den Niederungen.
    Der Kriegsherr, Kallor, Vorreiter Hurlochel und Orfantal, Korlats Stellvertreter, standen auf der Plattform; sie hatten ihre Pferde auf der Straße an der landwärts gelegenen Seite der Plattform angebunden.
    Alle vier Männer blickten flussaufwärts.
    Korlat führte ihr Pferd auf den Dammweg, der die Stadt und die Plattform miteinander verband. Als sie die etwas höher gelegene Position auf der erhöhten Straße erreichte, erblickte sie das erste malazanische Flussboot.
    Sie kam zu dem Schluss, dass Zauberei bei ihrer Konstruktion geholfen haben musste. Es waren stabile, gute Boote, mit flachem, ziemlich breitem Rumpf. Gewaltige, unbehauene Balken umrahmten die Rümpfe. Planen waren jeweils über mindestens die Hälfte des Decks gespannt. Von dort, wo sie sich befand, konnte sie nicht weniger als zwanzig dieser Boote erkennen. Selbst mit Hilfe von Zauberei war es eine gewaltige Aufgabe, diese Boote zu bauen. Andererseits, sie so schnell fertigzustellen …
    Oh, ist es das, was die Schwarzen Moranth die ganze Zeit getan haben? Wenn dem so ist, dann haben Dujek und Elster das von Anfang an geplant.
    Große Raben umkreisten die Flotte, ihre Schreie hatten einen deutlich spöttischen Klang.
    Auf dem vordersten Boot waren Soldaten, Barghast und Pferde zu sehen. Am landwärts gelegenen Rand der Plattform zügelte Korlat ihr Pferd neben den Reittieren des Empfangskomitees und stieg ab. Ein Rhivi nahm ihr die Zügel ab. Sie nickte ihm dankend zu und schritt über die Plattform, trat neben Caladan Bruth.
    Das Gesicht des Kriegsherrn war ausdruckslos, während Kallor ein hässliches Grinsen aufgesetzt hatte.
    Orfantal schob sich etwas näher an Korlat heran, nickte ihr grüßend zu. »Schwester«, sagte er in ihrer Muttersprache, »war der Ritt durch Maurik angenehm?«
    »Wie lange steht ihr schon hier, Bruder?«
    »Vielleicht anderthalb Glockenschläge.«
    »Dann bereue ich nichts.«
    Er lächelte. »Obendrein auch noch schweigende anderthalb Glockenschläge. Fast schon lange genug, um einen Tiste Andii in den Wahnsinn zu treiben.«
    »Lügner. Wir können wochenlang schweigend herumstehen, wie du nur zu gut weißt, Bruder.«
    »Oh, aber das ist ohne Gefühle, oder? Was mich angeht, so weiß ich, dass ich nur dem Wind lausche und daher nicht beunruhigt bin.«
    Sie warf ihm einen Seitenblick zu. Ohne Gefühle? Diesmal ist deine Lüge kein Scherz.
    »Und ich wage zu behaupten«, fuhr Orfantal fort, »dass die Spannung noch steigt.«
    »Ihr beide«, sagte Kallor grollend, »wenn ihr schon reden müsst, dann sprecht eine Sprache, die wir verstehen können. Hier hat es genug Heuchelei für ein ganzes Leben gegeben.«
    Orfantal sah ihn an und sagte auf Daru: »Aber doch gewiss nicht für dein Leben, Kallor?«
    Der uralte Krieger bleckte stumm grinsend die Zähne.
    »Das reicht«, brummte Bruth. »Mir wäre es lieber, wenn die Malazaner nicht mitbekommen, wie wir uns streiten.«
    Korlat konnte jetzt Elster sehen, der im breiten, stumpfen Bug des vordersten Bootes stand. Er trug seinen Helm und seine Rüstung. Neben ihm stand Humbrall Taur, dessen münzenbesetzte Halsberge glitzerte. Der Barghast genoss diesen Augenblick ganz eindeutig, wie er so groß und gebieterisch dastand, die Hände auf den Köpfen der Wurfäxte, die er um die Hüften gegürtet hatte. Im Hintergrund lungerte Artanthos, der Standartenträger, herum; er hatte die Arme verschränkt, und auf seinem schmalen Gesicht lag ein halbes Lächeln.
    Soldaten bemannten die Ruder, riefen einander etwas zu, als sie die Boote zwischen die Stangen lenkten. Das Manöver wurde geschickt ausgeführt, und das große Boot löste sich aus der stärkeren Strömung und glitt sanft die Zufahrt heran.
    Den Blick auf Elster gerichtet – der sie ebenfalls gesehen hatte –, schaute Korlat zu, wie sich das Boot der Plattform näherte.
    Das Knirschen, mit dem

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