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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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Fleisch – das war alles, was von der malazanischen Kompanie noch übrig war. Die erste Welle der Bekliten hatte sich zum zweiten Graben durchgekämpft und war jetzt in ein wildes Gefecht mit Dujeks schwerer Infanterie verwickelt. Zur Rechten von Paran und dem Schnellen Ben war die zweite Welle weniger als dreißig Schritt entfernt.
    »Noch ein Domänenser!«, schrie der Schnelle Ben und zerrte Paran zu Boden.
    Zauberei sprang aus der zweiten Reihe der Bekliten, kam genau auf die beiden Männer zu.
    Der Schnelle Ben drehte sich auf die Seite, fluchte. »Haltet Euch fest, Hauptmann!«
    Ein Gewirr öffnete sich um sie herum.
    Und plötzlich waren sie unter Wasser; ihre Rüstungen zogen sie in die Dunkelheit.
    Graues, streifiges Licht flammte grell und wild direkt über ihnen auf, eine donnernde Explosion, die sich sichtbar auf die beiden Männer herabsenkte.
    Wasser explodierte an allen Seiten, harte Wurzeln drückten gegen Parans Rippen. Hustend, keuchend krallte er sich in Schlamm.
    Eine Hand schloss sich um einen Lederriemen seines Harnischs, begann ihn über den voll gesogenen Waldboden zu schleifen. »Wo ist Euer verdammtes Schwert?«
    Paran bekam irgendwie die Beine unter den Körper, richtete sich torkelnd auf. »Mein Schwert? Du Bastard! Ich war am Ertrinken!«
    »Verdammt!«, fluchte der Magier. »Dann solltet Ihr lieber hoffen, dass der Vogel noch betäubt ist.«
    Ein mörderischer Blick enthüllte Paran den üblen Zustand des Magiers – Blut strömte ihm aus Ohren, Nase und Mund. Seine Lederrüstung war entlang sämtlicher Nähte aufgerissen. Paran schaute an sich herunter und stellte fest, dass seine eigene Rüstung aus Metallstreifen ähnlich mitgenommen war. Er wischte sich über den Mund – sein Handschuh war rot verschmiert.
    »Ich habe immer noch meinen Dolch.«
    »Dann zieht ihn, ich glaube, wir sind dicht dran …«
    Ein Stück voraus lagen zwischen den Bäumen abgerissene Zweige herum. Rauch stieg vom Boden auf.
    Dann sah Paran es; der warnende Griff des Schnellen Ben am Arm des Hauptmanns war ein Zeichen, dass der Magier die schwarze Masse in den Schatten auf der einen Seite ebenfalls entdeckt hatte – eine Masse, die glänzte, als sie sich bewegte.
    Das Aufblitzen eines fahlgrauen Halses, das Schimmern eines gekrümmten Schnabels. Ranken aus Zauberei, tanzend, wachsend.
    Paran zögerte nicht länger, er huschte an dem Magier vorbei, sein Messer glitt aus der Scheide.
    Die Kreatur war riesig, ihr Körper hatte die Größe einer Bhederin-Kuh, der Hals hob sich über buckligen Schultern wie eine Schlange. Ein schwarzer, schleimiger Kopf mit Augen wie aus einem Albtraum wandte sich ihm zu.
    Etwas zischte von hinten an Paran vorbei – eine Geistererscheinung, die ihre Krallenhände nach dem Kondor ausstreckte.
    Die Kreatur zischte, fuhr zurück, dann zuckte der Kopf vor.
    Es blitzte auf.
    Die Erscheinung war fort.
    Paran wich dem Kopf des Kondors aus. Stieß mit dem langen Dolch zu, tief in den Rücken der Kreatur. Er spürte, wie die Klinge vom Rückgrat abglitt, und fluchte.
    Ein schriller Schrei, eine blitzschnelle schwarze Bewegung, und dann fand sich Paran umgeben von schwarzen, öligen, erstickenden Federn. Der gekrümmte Schnabel traf ihn schmerzhaft an der Schläfe, glitt tiefer, um ihm das Ohr abzureißen – er fühlte das schreckliche Schnipsen, das heiße Blut an seinem Hals.
    Sein Bewusstsein zerbarst in unzählige winzige Bruchstücke, bestialische Wut stieg in ihm auf -
    Zehn Schritte entfernt kniete der Schnelle Ben; er war viel zu erschöpft, um etwas anderes zu tun, als ungläubig zuzusehen, wie die beiden Gestalten im Kampf um sich schlugen. Paran war fast unsichtbar innerhalb eines sich windenden, aus Schatten gewobenen Hundes. Kein Wechselgänger – das ist keine Verwandlung. Das sind zwei Kreaturen – Mann und Tier – miteinander verwoben … irgendwie. Und die Macht dahinter – ist Schatten. Kurald Emurlahn.
    Die gewaltigen Kiefer des Hundes und seine fingerlangen Reißzähne gruben sich in den Kondor, arbeiteten sich von der Schulter der Kreatur auf den Hals zu. Der Dämon seinerseits riss wieder und wieder an dem Tier – dessen Flanken in Fetzen hingen, aus denen allzu reales Blut strömte.
    Die Erde erzitterte unter den beiden Tieren. Ein Flügel zuckte hoch, krachte gegen einen Baum. Knochen und Holz brachen gleichzeitig. Der Kondor schrie auf.
    Der in Kniehöhe abgebrochene Stamm des Baums schlug aus und dann nach unten, nagelte den zuckenden Flügel fest, bohrte

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