SdG 05 - Der Tag des Sehers
gekommen, um Euch wieder hübsch zu machen.«
Paran setzte sich langsam auf. »Um mich herum gibt es jede Menge Soldaten, die deine heilende Berührung weit dringender brauchen als ich, Fäustel.«
»Das stimmt schon, Hauptmann, nur hat Dujek gesagt – «
»Ich werde meine Narben tragen, Heiler. Sieh zu, was du für diese Verwundeten tun kannst. Und jetzt – wo finde ich die Hohefaust und den Schnellen Ben?«
»Im Hauptquartier, Hauptmann. Der große Raum – «
»Ich kenne es.« Paran erhob sich und blieb einen Augenblick stehen, bis die Welt aufhörte, sich um ihn zu drehen, und seine Übelkeit nachließ. »Jetzt aber eine viel wichtigere Frage: Wo bin ich?«
»Im Hauptgraben, Hauptmann. Geht nach links, und dann gerade runter.«
»Danke.«
Der Hauptmann schlängelte sich langsam durch die Reihen verwundeter Soldaten. Der Kampf, das sah er, war ziemlich schlimm gewesen – aber nicht so schlimm, wie er hätte sein können.
Dujeks untanische Leibwächter hielten den Tunneleingang. So, wie sie aussahen, hatten sie die Klingen bisher nicht gezogen. Ihr Offizier winkte den Hauptmann wortlos vorbei.
Dreißig Schritte später erreichte Paran das Hauptquartier.
Hohefaust Dujek Einarm, der Schnelle Ben und Leutnant Tippa saßen am Kartentisch; von der Holzbalkendecke über ihnen baumelte eine kleine Laterne. Alle drei drehten sich auf ihren Stühlen um, als der Hauptmann den Raum betrat.
Dujek machte ein finsteres Gesicht. »Hat Fäustel Euch nicht gefunden?«
»Doch, das hat er, Hohefaust. Mir geht es gut.«
»Ihr werdet mit Narben übersät sein, mein Junge.«
Paran zuckte nur die Schultern. »Also, was ist passiert? Die Bekliten kämpfen nicht gern bei Nacht?«
»Sie haben sich zurückgezogen« erwiderte Dujek. »Und ehe Ihr fragt – nein, nicht, weil wir ein zu harter Brocken gewesen wären; sie hätten weiter Druck machen können, und wenn sie das getan hätten, würden wir jetzt in Eilmärschen durch die Wälder zurückweichen – das heißt, die paar von uns, die noch am Leben wären. Es ist auch nur einer von diesen Kondoren auf uns losgegangen. Wir sitzen schon eine ganze Weile hier, Hauptmann, und versuchen herauszufinden, warum wir so leicht davongekommen sind.«
»Und gibt es auf diese Frage schon mögliche Antworten, Hohefaust?«
»Nur eine. Wir glauben, dass Elster und Bruth schnell näher kommen. Der Seher will nicht, dass seine Streitkräfte in einen Kampf mit uns verwickelt sind, wenn sie hier eintreffen. Außerdem will er nicht noch mehr von seinen verdammten Kondoren riskieren.«
»Einer war schon mehr als genug«, murmelte der Schnelle Ben.
Die Erschöpfung ließ den Magiers alt aussehen, fast schon gebeugt, wie er sich so mit beiden Armen auf den Tisch stützte, während seine rot geränderten Augen auf die zerschrammte Platte gerichtet waren.
Wie betäubt von dem Anblick wandte Paran den Blick ab, sah wieder Dujek an. »Fäustel hat gesagt, wir würden uns sammeln, Hohefaust. Da Leutnant Tippa hier ist, gehe ich davon aus, dass Ihr mit den Brückenverbrennern etwas vorhabt.«
»Das haben wir. Wir haben nur noch auf Euch gewartet, Hauptmann.«
Paran nickte, sagte nichts.
»Diese Gräben sind nicht zu verteidigen«, grollte Dujek. »Wir sind hier oben zu ungeschützt. Noch zwei oder drei von diesen Kondoren, und wir sind erledigt – genau wie die Schwarzen Moranth. Und ich werde es nicht riskieren, noch einen einzigen Moranth als Boten zurück zu Elster zu schicken – die Vögel des Sehers haben die letzten vom Himmel geholt, noch bevor sie auch nur eine Zehntellänge vom Gebirge weg waren. So nahe bei Korall scheinen sie auch nachts zu fliegen. Aber auch der Schnelle Ben ist nicht in der Verfassung, auf magischem Weg mit Elster Kontakt aufzunehmen. Also werden wir nicht warten.«
Wir gehen nach Korall. Aus dem Nachthimmel direkt runter in die verdammten Straßen. »Verstanden, Hohefaust. Und die Brückenverbrenner gehen als Erste?«
»Als Erste rein …« Dujek nickte langsam.
Und als Letzte raus.
»Ihr werdet auf kürzestem Wege zur Festung marschieren. Brecht ein Loch in die Mauer zu ihrem Innenhof. Die Schwarzen Moranth werden Euch so nahe wie möglich heranbringen.«
»Hohefaust«, sagte Paran, »falls Elster und Bruth doch noch nicht so nah sind, wie Ihr glaubt …«
Dujek zuckte die Schultern. »Wie schon gesagt, Hauptmann, dies ist nicht der geeignete Ort, um auf den einen oder den anderen zu warten. Wir gehen alle rein – meine erste Welle wird einen halben
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