SdG 05 - Der Tag des Sehers
Straße neigte. Rauch stieg auf. Schreie folgten, als die Brückenverbrenner, die sich auf der Mauer befanden, auf die Seile zuhasteten.
Explosionen hallten aus den Straßen im Osten wider – Tippa und die ihr verbliebenen Brückenverbrenner hatten gerade die Marschkolonne der K’Chain Che’Malle überrascht –, und die Jagd war eröffnet.
Der Schnelle Ben zog Paran dicht zu sich heran. »Die Dämonen gewinnen den Kampf!«
Die Kondore gewannen langsam an Höhe, entzogen sich dem Einflussbereich von Spindels Gewirr mehr und mehr. Falls sie es irgendwie unangenehm fanden, von Armbrustbolzen gespickt zu werden, so zeigten sie es zumindest nicht. Zauberei knisterte um sie herum.
»Gleich gehen sie auf uns los«, warnte der Schnelle Ben.
»Besser auf uns als auf Dujek. Und, können wir sie ein Weilchen beschäftigen, Magier?«
»Die meisten, klar.«
»Und wie?«
»Nun, zunächst können wir zur Südseite dieses Gebäudes rennen.«
Rennen? Das ist alles? »Na, dann los.«
Außerhalb der westlichen Stadtmauer, dicht bei der zerklüfteten Uferlinie, erhob sich ein träger Staubwirbel vom Boden, nahm Form an.
Tool schob sein Feuersteinschwert langsam in die Schulteröse, während der Blick aus seinen unergründlichen Augenhöhlen keinen Augenblick auf den verlassenen Hütten rechts und links von ihm verharrte, sondern sich auf die mächtige steinerne Barriere vor ihm richtete.
Staubfahnen im Wind konnten sich in die Höhe und über die Mauer tragen lassen. Staub konnte in Strömen durch das lose Gestein unter den Fundamenten fließen. Der T’lan Imass konnte dafür sorgen, dass niemand seine Ankunft bemerken würde.
Doch der Pannionische Seher hatte sich Aral Fayle geholt. Toc den Jüngeren. Einen sterblichen Mann … der Tool seinen Freund genannt hatte.
Er schritt voran, seine lederumwickelten Füße zertraten verstreut herumliegende Knochen.
Für das Erste Schwert der T’lan Imass war die Zeit gekommen, seine Ankunft zu verkünden.
Die zweite Welle, die aus weiteren tausend Soldaten bestand, sank herab, um die Straße direkt hinter Dujeks Position zu füllen, während Explosionen die Silhouette der Stadt im Süden aufleuchten ließen – entlang des Dachs der Festung, dann direkt darunter; die letztere war ein tieferes Donnern, das durch den Boden grollte und die Pflastersteine klappern ließ – ein Geräusch, das Dujek erkannte. Die Bresche war geschlagen worden.
»Zeit zum Vorrücken«, brüllte er seinen Offizieren zu. »Übernehmt Eure Kommandos – wir stoßen zur Festung vor.«
Dujek schob sein Helmvisier hoch. Die Luft über ihm war vom wispernden Flattern der Quorlflügel erfüllt. Die zweite Welle der Träger stieg wieder in den Nachthimmel auf, während die dritte aus dem Norden auftauchte; in wenigen Augenblicken würden sie die nächsten tausend Soldaten absetzen.
Fetzer hallten aus der Stadt wider, diesmal von Osten. Dujek wunderte sich noch darüber – dann ging der Himmel in Flammen auf, eine graue, vorwärts flutende Woge, die auf das dritte Geschwader zurollte.
Stumm sah Hohefaust Einarm zu, wie zwischen zwei Schlägen seines kalten Herzens eintausend Schwarze Moranth, ihre Quorls und fünf Kompanien seines Heeres sich in graue Flammen auflösten.
Hinter der Woge segelten schwarz und tödlich drei Kondore dahin.
Die Moranth der zweiten Welle, die zunächst hoch aufgestiegen waren, ehe sie nach Norden rasen wollten, tauchten über den drei Dämonenvögeln wieder auf, stießen in Massen im Sturzflug auf sie herab.
Ein viertes Geschwader von Trägern, das sich von Nordwesten her näherte, hatte die Aufmerksamkeit der Vögel erweckt.
Reiter und Quorls stürzten sich in rasch aufeinanderfolgenden, selbstmörderischen Attacken von oben auf die ahnungslosen Kondore. Schwarz gerüstete Krieger trieben ihre Lanzen tief in gefiederte Leiber. Quorls drehten die dreieckigen Köpfe, chitinöse Kiefer rissen Fleischstreifen aus ihren Gegnern, während ihre zerbrechlichen Körper und noch zerbrechlicheren Flügel unter dem Zusammenprall zerbarsten.
Hunderte von Quorls starben; ihre Reiter stürzten mit ihnen ab, prallten auf Dächer und Straßen, blieben zerschmettert und reglos liegen.
Die drei Kondore folgten, sie starben noch im Fallen.
Dujek hatte keine Zeit, über den entsetzlichen Preis nachzudenken, den seine Moranth für diesen momentanen Sieg bezahlt hatten. Das vierte Geschwader senkte sich auf die Straße herab, Soldaten warfen sich von den Sätteln und huschten beiseite,
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