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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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achten, hob Kallor einmal mehr sein Schwert, als die beiden Seesoldatinnen ihn gemeinsam angriffen.
    Die Frauen waren hervorragend, kämpften wie ein einziges Wesen.
    Doch der Mann, gegen den sie kämpften -
    Ein Todesschrei – die Seesoldatin zur Rechten stolperte in einer blutigen Woge, griff nach unten, um aus dem Bauch quellende Eingeweide festzuhalten, sank zusammen. Ihr behelmter Kopf flog von ihren Schultern, noch ehe ihre Knie den Boden berührten.
    Die andere Frau stürmte auf Kallor zu, zielte mit dem Schwert hoch nach dem Gesicht des Kriegers.
    Ein Schritt zur Seite, ein nach unten geführter Hieb, der den Arm abtrennte -
    Aber die Seesoldatin hatte ihn bereits geopfert, und ihre linke Hand, die einen Dolch umklammerte, war ungehindert, als sie durch die Kettenglieder stieß, die Kallors Bauch bedeckten.
    Die Schneide von Kallors Schwert schlitzte der Seesoldatin die Kehle auf. Sie wirbelte herum, umgeben von einer roten Fontäne, fiel hin.
    Keuchend taumelte der uralte Krieger rückwärts, gelbstreifiges Blut strömte aus der Wunde in seinem Bauch. »Angeketteter!«, schrie er. »Heile mich!«
    Heiß – ein Gewirr - nicht chaotisch – wo?
    Eine Woge aus geknotetem Gold hämmerte auf Kallor ein, verschluckte ihn mit wildem Feuer. Er kreischte, von den Füßen gerissen, hin- und hergeworfen, als die Magie ihm folgte, in ihn hineinfetzte, Blutfahnen in der Luft, als er auf dem Boden aufschlug.
    Eine zweite Welle rollte auf den Mann zu, blitzte wie Sonnenfeuer -
    Das Gewirr, das sich um Kallor öffnete, war ein verseuchter Fleck, ein widerlicher Riss – der ihn verschlang - und verschwand und dabei Kallor mitnahm.
    Die goldene Zauberei flackerte, löste sich auf.
    Nein – solche Kontrolle. Wer?
    Korlats Körper wurde nicht länger von Krämpfen geschüttelt. Er war nun betäubt und kalt, merkwürdig weit entfernt. Blut füllte ein Auge. Sie musste andauernd blinzeln, um ihren Blick zu klären. Sie lag auf dem Boden, wurde ihr schließlich klar. Kallor hatte sie niedergeschlagen -
    Jemand kniete neben ihr nieder, eine weiche, warme Hand legte sich auf ihre Wange.
    Korlat bemühte sich zu erkennen, wer es war.
    »Ich bin es, Silberfuchs. Hilfe ist unterwegs – «
    Die Tiste Andii versuchte eine Hand zu heben, irgendeine Geste in Richtung Elster zu machen, aber der Wunsch blieb nur in ihrem Geist, raste im Kreis herum, und sie wusste von dem schwachen Gefühl von feuchtem Gras unter ihrer Handfläche, dass ihre Hand den Ruf nicht hören konnte.
    »Korlat! Sieh mich an. Bitte. Bruth kommt – und ich sehe einen schwarzen Drachen, der sich von Westen her nähert – ist das Orfantal? Der Kriegsherr gebietet über Hoch-Denul, Korlat. Du musst durchhalten – «
    Ein Schatten über ihrem Gesicht. Silberfuchs blickte auf, ihre Miene wurde bitter. »Sag mir eins«, sagte sie zu dem Neuankömmling, »die Zauberei, die Kallors Verrat begleitet hat – war sie wirklich so wirksam, dass sie dich so lange betäubt hat? Oder hast du dich absichtlich zurückgehalten? Hast dir den besten Moment ausgerechnet, die Folgen deiner Untätigkeit beobachtet – schließlich hast du das ja schon einmal getan, Tayschrenn, oder etwa nicht?«
    Tayschrenn?
    Doch die raue, schmerzerfüllte Stimme, die ihr antwortete, gehörte Artanthos, dem Standartenträger. »Silberfuchs. Bitte. Ich hätte nie – «
    »Nicht?«
    »Nein. Elster – er ist – «
    »Ich weiß«, schnappte Silberfuchs.
    Ein schlecht verheiltes Bein … nie der richtige Zeitpunkt – Bruth hätte -
    Er ist tot. Oh, mein Liebster … nein …
    Verschwommene Gestalten waren jetzt auf allen Seiten. Malazanische Soldaten. Barghast. Irgendjemand begann zu wehklagen.
    Der Mann, den sie als Artanthos gekannt hatte, beugte sich über sie. Zauberei hatte seine Gesichtshaut zerfetzt – die Berührung des Chaos, wie sie erkannte. Eine schlimmere Berührung als jede, die sie hätte überleben können. Nun wusste sie tief in ihrem Innern, dass der Hohemagier seine Reaktion nicht absichtlich verzögert hatte. Dass er überhaupt irgendetwas zustande gebracht hatte, war an sich schon … außergewöhnlich. Sie begegnete seinem Blick, sah die Schichten des Schmerzes, die noch immer durch den Mann pulsierten.
    »Sil …«
    »Ja, Korlat?«
    »Frau«, sagte die Tiste Andii undeutlich, aber hörbar, »dieser Mann …«
    »Ja? Das ist Tayschrenn, Korlat. Der Teil von mir, der Nachtfrost ist, weiß es schon lange. Ich bin gekommen, um ihn – «
    »… danke ihm.«
    »Was?«
    »Für …

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