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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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dein … Leben. Danke ihm, Frau …« Sie blickte Tayschrenn noch immer in die Augen. Dunkelgrau, wie die von Elster. »Kallor – er hat uns alle überrascht …«
    Der Mann zuckte zusammen, nickte dann langsam. »Es tut mir Leid, Korlat. Ich hätte es – «
    »Ja. Ich auch. Und Bruth.«
    Sie konnte das Trommeln von Pferdehufen im Boden unter ihr spüren. Die Vibrationen stiegen auf, übertrugen sich auf ihre Knochen.
    Eine Totenklage. Trommeln, ein verlorenes Geräusch. Pferde, die heftig vorangetrieben werden … sie wissen nichts von dem Grund, doch sie kommen. Näher. Ohne Verstand, doch von dem Drängen ihrer unbegreiflichen Herren erfüllt.
    Doch der Tod ist bereits über diese Hügelkuppe geritten.
    Ohne etwas von dem Grund zu wissen.
    Mein Geliebter.
    Er gehört jetzt dir, Vermummter … lächelst du?
    Mein Geliebter gehört … dir …
     
    So tapfer und großartig Itkovians Reittier auch war, jetzt verließen es allmählich die Kräfte. Gut zwei Glockenschläge vor der Morgendämmerung hatte Grantl ihn ungewöhnlich schroff geweckt. »Es ist etwas schief gegangen«, hatte er grollend gesagt. »Wir müssen nach Korall reiten, mein Freund.«
    Die Grauen Schwerter hatten in der Nacht nicht Halt gemacht -Itkovian hatte sie beobachtet, so lange es ging, bis das Zwielicht der Nacht ihm die Sicht genommen hatte. Schild-Amboss Norul hatte sich entschlossen, weiterzureiten, um Elster zu unterstützen. Er hatte gedacht, ihm sei die Entscheidung gleichgültig gewesen – und auch das, was ihr Aufbruch bedeutete –, doch Trostlosigkeit erfüllte sein Herz, und als er schließlich eingeschlafen war, war sein Schlaf unruhig gewesen. Nachdem er von Grantl so barsch geweckt worden war, hatte er über die Ursache seiner Ruhelosigkeit nachdenken wollen, doch sie entzog sich ihm.
    Beim Satteln hatte Itkovian nicht auf Grantl und seine Legion geachtet, und erst als er sich auf sein Pferd geschwungen und nach den Zügeln gegriffen hatte, hatte er bemerkt, dass Grantl und seine Anhänger bereits auf ihn warteten – zu Fuß.
    Itkovian hatte Grantl stirnrunzelnd angeblickt. »Todbringendes Schwert, was habt Ihr vor?«
    Der große Mann verzog das Gesicht und sagte dann: »Für diese Reise ist Schnelligkeit erforderlich. Für diese Reise«, wiederholte er und warf einer furchtbar finster dreinschauenden Stonny Menackis einen Blick zu, »riskiert Trake das Herz seiner Macht.«
    »Er ist nicht mein Gott!«, schnappte Stonny.
    Grantl lächelte sie traurig an. »Nein, leider nicht. Du wirst dich an Itkovian halten und einfach reiten müssen. Wir werden nicht auf dich warten, aber vielleicht kannst du mit uns mithalten … eine Weile.«
    Itkovian verstand nichts von dem, was da vorging. »Mein Herr«, sagte er zu Grantl, »werdet Ihr mittels eines Gewirrs reisen?«
    »Nein. Nun, nicht ganz. Vielleicht doch … wie soll ich das wissen? Ich weiß nur – irgendwie –, dass meine Legion fähig ist, nun … etwas anderes zu tun. Etwas … sehr Schnelles!«
    Itkovian hatte Stonny einen Blick zugeworfen und dann die Schultern gezuckt. »Sowohl Stonny Menackis als auch ich sind mit außergewöhnlichen Pferden gesegnet. Wir werden uns bemühen, Schritt zu halten.«
    »Gut.«
    »Todbringendes Schwert?«
    »Was ist, Itkovian?«
    »Macht Euch das, was da vor uns liegt, solche Sorgen, mein Herr?«
    »Ich bin mir nicht sicher, mein Freund, aber ich habe Magenschmerzen. Ich glaube, wir sind im Begriff, verraten zu werden.«
    Itkovian hatte einen langen Moment gar nichts darauf erwidert. Dann: »Mein Herr, wenn man die kürzlich erfolgten Geschehnisse mit klarem Auge betrachtet, dann könnte man feststellen, dass der Verrat bereits stattgefunden hat.«
    Grantl hatte lediglich die Schultern gezuckt und sich an seine Anhänger gewandt: »Bleibt eng zusammen, ihr verdammten Außenseiter. Jeder, der beim Loslaufen bummelt, wird zurückgelassen.«
    Stonny kam an Itkovians Seite, ihr Pferd am Zügel.
    »Wisst Ihr, was gleich geschehen wird?«, fragte Itkovian sie.
    »Wahrscheinlich überhaupt nichts«, schnappte sie und schwang sich in den Sattel. »Grantl muss sich irgendwo den Schädel angeschlagen – «
    Sie kam nicht weiter, denn vor ihnen schienen Grantl und seine Legion zu verschwimmen, zu einem undeutlichen Flimmern aus schmalen schwarzen Streifen zu verschmelzen, eine einzige Gestalt, gewaltig, dicht an den Boden geduckt – die plötzlich katzengleich vorwärts glitt und in der Nacht verschwunden war.
    »Beru schütze uns!«, zischte Stonny.

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