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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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vielen Seguleh besteht diese Armee, von der ihr uns erzählt habt?«
    »Aus dreien, meine Liebe. Wir sind ganz eindeutig auf dem richtigen Weg – «
    »Dem richtigen Weg wohin, Lady Missgunst?«
    Die Frau drehte sich um. »Hm, das ist eine interessante Frage. Die Seguleh sind ohne Zweifel eifrig damit beschäftigt, sich eine Audienz beim Seher zu verschaffen, aber wer sagt, dass der Seher Toc den Jüngeren bei sich hat? Ist es im Gegenteil nicht viel wahrscheinlicher, dass unser Freund irgendwo tief unter uns in Ketten liegt?«
    Blend, die neben Tippa stand, meldete sich zu Wort. »Da, am hinteren Ende, das sieht wie eine Art Absatz aus. Könnten Stufen sein …«
    »Scharfäugig«, murmelte Lady Missgunst anerkennend. »Baaljagg, mein liebes Wölfchen, wirst du uns führen?«
    Der riesige Wolf glitt lautlos an ihr vorbei und schaffte es sogar irgendwie, ebenso geräuschlos über die Leichen zu steigen, die überall im Korridor herumlagen. Am hinteren Ende blieb er stehen und drehte ihnen den Kopf mit der langen Schnauze zu, die Augen wie glühende Kohlen.
    »Oh, die ›Alles klar‹-Meldung«, seufzte Lady Missgunst und klatschte leise in die Hände. »Dann kommt mal mit, Ihr grimmigen Malazaner.«
    Als sie sich näherten, zupfte Blend an Tippas Ärmel. »Leutnant«, flüsterte sie, »da oben wird gekämpft …«
    Sie erreichten den Absatz. Hier lagen haufenweise tote Urdomen, auch auf den Stufen, die nach oben führten. Auf der zweiten Treppenflucht, die nach unten führte, war nur Blut zu sehen.
    Blend tastete sich nach vorn und kauerte sich vor den nach unten führenden Stufen hin. »Hier sind Spuren im Blut«, sagte sie. »Drei verschiedene … der Erste, äh, knochig, gefolgt von jemandem in Mokassins – einer Frau, würde ich sagen - «
    »In Mokassins?«, wunderte sich Lady Missgunst und zog die Brauen hoch. »Wie eigentümlich. Die Knochigen stammen wahrscheinlich entweder von Tool oder von Lanas Tog. Nun, wer folgt da wohl wem? Wie geheimnisvoll! Und was ist mit den letzten Spuren?«
    Blend zuckte die Schultern. »Abgetragene Stiefel. Die Stiefel eines Mannes.«
    Die Kampfgeräusche, die Blend schon vorher wahrgenommen hatte, konnten mittlerweile alle hören – von irgendwoher weiter oben an der Treppe, weit weg, möglicherweise im obersten Stockwerk, das mindestens ein halbes Dutzend Ebenen über ihnen war.
    Baaljagg war nach vorne gehumpelt und stand nun neben Blend. Der Wolf senkte den Kopf, die Nase schnüffelte an den Fußspuren, die abwärts führten.
    Einen Augenblick später war das Tier zu einem grauen Blitz geworden, raste die Treppe hinunter und verschwand.
    »Na schön!«, sagte Lady Missgunst. »Es scheint entschieden, meint ihr nicht auch? Das leidende Wölfchen und Toc den Jüngeren verbinden gewisse … Gefühle. Eine Art Seelenverwandtschaft, genauer gesagt.«
    »Entschuldigung«, schnappte Tippa, »aber wovon redet Ihr da eigentlich die ganze Zeit, beim Vermummten?« Noch eine rätselhafte Bemerkung von dieser Lady, und ich schlage ihr den Schädel ein.
    »Das war unhöflich. Nichtsdestotrotz muss ich einräumen, dass das Ganze an sich ein Geheimnis ist, aber keins meiner eigenen, daher werde ich also offen darüber sprechen.«
    »Oh, schön«, murmelte einer der Soldaten hinter Tippa. »Klatsch und Tratsch.«
    Lady Missgunst wirbelte herum. »Wer hat das gesagt?«
    Niemand antwortete.
    »Ich verabscheue Klatsch und Tratsch, damit ihr es alle wisst. Nun, soll ich euch die Geschichte über zwei uralte Götter erzählen, die beide eine sterbliche Hülle fanden – oder, besser gesagt, im Falle von Baaljagg eine etwas sterbliche Hülle, aber eine allzu sterbliche im Falle von unserem lieben Toc dem Jüngeren?«
    Tippa starrte die Frau an und wollte gerade etwas sagen, als einer ihrer Soldaten laut und erbittert fluchte – und Schwerter klirrten -
    - Schreie -
    Knapp zwei Dutzend Urdomen waren soeben hinter den Trupps aufgetaucht, und der Korridor war plötzlich Schauplatz eines gnadenlosen Handgemenges.
    Tippa streckte einen Arm aus und packte Blend an ihrem blutverkrusteten, steifen Umhang, zog sie heran. Noch während sie ihr Schwert zog, zischte sie: »Geh die Treppe runter, Schätzchen! Wir kommen nach, wenn wir das hier erledigt haben.« Sie schob Blend auf die Stufen zu, drehte sich um.
    »Wird das lange dauern?«, erkundigte sich Lady Missgunst. Irgendwie übertönte ihre Stimme den Tumult und hallte in Tippas Ohren wider, während sie sich ins Gewühl stürzte. Die Urdomen waren

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