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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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alle beritten, versuchten, auf der anderen Seite einen Durchgang für den Tiger zu öffnen. Lange, mit merkwürdigen Widerhaken versehene Lanzen wurden von hinten in Jäger getrieben, brachten sie aus dem Tritt, wenn sie herumwirbelten, um auf ihre Peiniger loszugehen. Lassos wirbelten durch die Luft, legten sich um Hälse, Gliedmaßen -
    Eine graue Woge aus Magie raste von den Magiern östlich des Tores aus los, glitt über die Köpfe derjenigen, die auf dem Todesstreifen kämpften, krabbelte durch die Luft wie irgendein vielgliedriges Tier – um Artanthos zu treffen.
    Schimmerndes Feuer stellte sich dem Angriff entgegen, und die beiden magischen Energien schienen einander zu verschlingen. Als sie verschwanden, war Artanthos auf die Knie gesunken. Soldaten rannten von den malazanischen Linien aus zu ihm.
    Er ist am Ende. Zu früh -
    »Korlat!«
    Das Brüllen ließ sie erbeben. Blinzelnd wandte sie sich Bruth zu. »Was ist?«
    »Ruf deinen Lord, Korlat! Ruf ihn!«
    Rufen? Ich kann nicht. Konnte nicht – wage es nicht.
    »Korlat! Schau dir die verdammte Sturmwolke an!«
    Sie drehte den Kopf. Jenseits der Stadt ragte die Sturmwolke in einer brodelnden, sich emportürmenden Säule himmelwärts, riss auf, während sie höher stieg – höher, Fetzen wirbelten davon, Sonnenlicht strömte hindurch -
    Mondbrut … ist nicht in der Wolke – darin war gar nichts verborgen. Nichts als Sinnlosigkeit, leere Gewalt. Die sich auflöst.
    Ihn rufen? Verzweiflung durchströmte sie. Sie hörte ihre eigene dumpfe Antwort. »Anomander Rake ist nicht mehr, Kriegsherr.« Er ist tot. Er muss -
    »Dann hilf deinem verdammten Bruder, Weib! Er wird angegriffen–«
    Sie blickte auf, sah Orfantal hoch über ihnen, von kleinen Flecken umschwärmt. Magische Gewalten schossen wie Pfeile immer wieder auf den schwarzen Drachen zu.
    Bruder … Korlat schaute wieder nach unten, auf die Reihen der Malazaner, die nun mit den K’Chain Che’Malle im Handgemenge waren. Dunkelheit umhüllte sie – das Flüstern von Kurald Galain. Ein Flüstern … und nicht mehr als ein Flüstern -
    »Korlat!«
    »Geht weg von mir, Kriegsherr. Ich werde jetzt meine Wechselgänger-Gestalt annehmen … und mich meinem Bruder anschließen.«
    »Wenn ihr beide mit diesen Kondoren fertig seid, werdet ihr dann – «
    Sie wandte sich vom Todesstreifen ab. »Diese Schlacht ist verloren, Caladan Bruth. Ich fliege, um Orfantal zu retten.« Ohne auf eine Antwort zu warten, lief sie den Hang hinunter und entfesselte dabei die Macht in ihr. Drachenblut, kalt wie Eis in ihren Adern, ein Versprechen von Tod. Brutaler, unentwegter Hunger.
    Schwingen, in den Himmel.
    Der keilförmige Kopf hob sich, starrte die Kondore an, die ihren Bruder umkreisten. Ihre Krallen zuckten, streckten sich dann in freudiger Erwartung.
     
    Caladan Bruth stand genau am Rand des Hangs, den Hammer in den Händen. Einige K’Chain Che’Malle hatten sich von dem Angriff auf Trakes Legion zurückgezogen – der riesige Tiger starb, auf allen Seiten von blitzenden Klingen umgeben – und wateten nun durch die dicht gedrängten malazanischen Reihen, machten Soldaten dutzendweise nieder. Andere verfolgten die Grauen Schwerter, deren Reihen von den viel zu schnellen Jägern zerstreut worden waren.
    Barghast hatten sich von beiden Seiten in den Kampf geworfen, um ihr Blut dem Gemetzel hinzuzufügen.
    Langsam drehte der Kriegsherr sich um und ließ den Blick über die Hügelkuppe hinter ihm schweifen. Drei Leichen. Vier malazanische Soldaten, die einen bewusstlosen Kruppe auf den Hügel getragen hatten und den Daru jetzt hinlegten.
    Bruths Blick blieb an Kruppe hängen; er wunderte sich über den plötzlichen, unerklärlichen Zusammenbruch des Mannes, drehte sich dann wieder um.
    Die T’lan Imass knieten immer noch zu Zehntausenden reglos vor Itkovian, der seinerseits ebenfalls auf die Knie gesunken war, eine sterbliche Spiegelung der untoten Krieger. Was immer dort geschah, hatte sie alle weit weg geführt, an einen Ort, von wo – wie es schien – keine Rückkehr mehr möglich war – jedenfalls nicht, bis es viel zu spät sein würde.
    Keine Wahl.
    Brand … vergib mir …
    Caladan Bruth schaute noch einmal zur Stadt hinüber. Den Blick auf die Massen gerichtet, die auf dem Todesstreifen unter ihm gegeneinander kämpften, hob der Kriegsherr langsam seinen Hammer –
    und erstarrte.
     
    Sie kamen in ein weiteres Vorzimmer voller Toter und Sterbender. Tippa machte ein finsteres Gesicht. »Meine Dame, aus wie

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