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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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Spüre mich auf.«
    Sie schwieg eine Weile, dann nickte sie knapp.
    Lanas Tog trat an Tools Seite. »Dann führe mich, Erstes Schwert.«
    Die beiden T’lan Imass wurden zu Staub, und dann verschwand auch dieser.
    Kilava war allein im Raum.
    Abgesehen von einem bewusstlosen Seguleh.
    Und einer Ay, die nun neben einem Leichnam lag.
    Sie zögerte, machte einen Schritt auf Moks reglose Gestalt zu, seufzte dann, drehte sich um und trat zu Baaljagg.
    »Du trauerst um diesen Sterblichen«, flüsterte sie und legte ihre Hand auf den gesenkten Kopf des Tiers. »Für ihn schiebst du das auf, wonach du dich so sehr sehnst – die Wiedervereinigung mit deinem verlorenen Gefährten. War dieser Mann wirklich eine solche Loyalität wert? Nein, du brauchst nicht zu antworten – die Antwort ist klar und deutlich in deinen Augen zu erkennen.
    Deshalb werde ich dir etwas erzählen, Baaljagg, das du offensichtlich nicht erkennen kannst. Die Seele dieses Sterblichen – sie reitet die von Togg – und dein Gefährte will sie abliefern, aber nicht am Tor des Vermummten. Und nun geh, und folge jenem Pfad. Hier, ich öffne dir den Weg.«
    Sie stand auf, gestikulierte.
    Das Tellann-Gewirr öffnete sich. Die muffige Luft im Raum wurde davongeweht. Ein süßer Geruch nach feuchter Tundra, herben Moosen und weichen Flechten strömte auf einer sanften, warmen Brise herein.
    Die Ay sprang mit einem Satz durch das Portal.
    Kilava schloss es hinter dem Tier wieder.
    Dann verließ sie den Raum.
     
    Einen Augenblick später trat Blend aus den Schatten. Sie ging dorthin, wo Mok inmitten eines Bergs von zerbrochenem Holz und verdrehtem Metall lag, blickte auf die bewusstlose Gestalt hinunter. Ob, diese Maske. So … verführerisch -
    Überraschte Schreie aus dem Korridor hinter ihr, das Geräusch ausschwärmender Soldaten, dann herzhafte Flüche.
    »- ein verdammter Panther!«
    »Kilava«, erwiderte Lady Missgunst. »Ich bin ihr schon einmal begegnet. Aber es ist in der Tat unverschämt, uns alle auf diese geringschätzige Weise beiseite zu schieben.«
    Blend drehte sich um, als ihre Kameraden den Raum betraten.
    Lady Missgunst blieb stehen. Verschleierte Augen flackerten von Mok zu Toc dem Jüngeren. »Oh«, sagte sie mit leiser Stimme, »mein lieber Junge … Ich wollte, du wärst bei uns geblieben.«
    Tippa. Fäustel. Spindel. Fahrig. Blauperl.
    Blend schloss die Augen.
    »Nun, damit ist der Fall erledigt«, sagte Lady Missgunst. »Wir kehren zum Dach der Festung zurück. Rasch, bevor Kilava mich um meine Rache an dem Seher bringt.«
    »Ihr könnt gerne auf das Dach zurückkehren«, grollte Tippa, »wir verschwinden.«
    Verschwinden, oh, meine Liebste …
    Lady Missgunst verschränkte die Arme. »Ich erschöpfe mich, indem ich euch undankbare Soldaten heile, und das ist eure Antwort? Ich will Gesellschaft ! «
    Fäustel und Spindel setzten sich in Bewegung, um Tocs Leichnam zu holen.
    Tippa ließ sich gegen eine Wand sacken, musterte Lady Missgunst mit rotgeäderten Augen. »Wir danken Euch für die Heilung«, murmelte sie. »Aber wir müssen zu Einarms Heer zurück.«
    »Und was ist, wenn hier noch mehr pannionische Soldaten herumlungern?«
    »Dann gesellen wir uns zu unseren erschlagenen Brüdern und Schwestern. Was soll’s?«
    »Ach, ihr seid alle gleich!«
    Mit diesen Worten stürmte Lady Missgunst mit wallenden weißen Gewändern aus dem Raum.
    Blend schob sich näher an Tippa heran, sagte leise: »Da ist ein Hauch frischer Luft … er kommt aus dem Gang da hinten.« Tippa nickte. »Geh voraus.«
    Nach einer Seite überhängend, in schwarzen Nebel gehüllt, schob sich Mondbrut immer näher an die Brüstung des Turms heran.
    Unter dem riesigen, überwältigenden Gewicht von Kurald Galain kauerte der Seher in seinem Wahnsinn, den Kopf zurückgelegt, um zu dem Bauwerk hinaufzustarren; er hielt den Finnest verzweifelt und besitzergreifend in seinen Armen. Ein Stück neben ihm schien die Matrone zu versuchen, sich durch die Fliesen unter ihr zu graben. Der Druck war unerbittlich.
    Die beiden Seguleh hatten das Dach nicht unversehrt erreicht, und die K’ell-Jäger erwiesen sich ihnen mehr als ebenbürtig. Die beiden maskierten Krieger waren über die niedrige Mauer zurückgetrieben worden, hatten dabei blutige Spuren zurückgelassen. Trotzdem hatte Paran noch nie zuvor solche Meisterschaft im Schwertkampf gesehen. Die Schwerter waren nicht mehr als verschwommene Schatten, sie schienen überall zugleich zu sein, und die K’ell-Jäger wurden in

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