SdG 05 - Der Tag des Sehers
Stücke gehackt, auch wenn sie immer weiter herandrängten. Der Hauptmann hatte kurz erwogen, den beiden Fremden zu helfen, war dann jedoch zu dem Schluss gekommen, dass er sie mehr behindern als ihnen nützen würde.
Paran blickte wieder zum nördlichen Himmel empor.
Drachen tauchten der Stadt entgegen, Wellen der Macht zuckten donnernd in die Straßen hinunter, schlugen gegen Gebäude, Dunkelheit wogte.
Große Raben kreisten, kreischten triumphierend.
»Äh, sie wird nicht über uns …«
Bei dieser merkwürdigen Bemerkung des Schnellen Ben runzelte der Hauptmann die Stirn. Über uns? Was ist über uns – er drehte den Kopf, blickte erneut zu Mondbrut hinüber. Oh.
Der Fuß des fliegenden Berges war genau gegenüber, glitt immer noch näher heran. So nah – sie türmte sich auf, füllte den Himmel aus.
»Ich dachte, Rake würde zumindest persönlich hier herunterkommen, um die Geschichte zu beenden«, fuhr der Magier fort. »Stattdessen hat er sich etwas … äh, deutlich weniger Subtiles ausgedacht.«
Etwas wie diese ganze Festung auszulöschen – mitsamt all denen, die sich darin befinden. »Ben – «
»Ja, wir sollten lieber machen, dass wir wegkommen.«
Ein gewaltiger schwarzer Panther kam aus dem Treppenhaus geglitten, blieb stehen; funkelnde Augen musterten die Szene auf dem Dach, konzentrierten sich dann auf den Seher.
Plötzlich war der Schnelle Ben auf den Beinen. »Nein!«, rief er dem Tier zu. »Wartet!«
Der mächtige Kopf des Panthers wandte sich dem Magier zu, die Augen loderten, die Lefzen waren zurückgezogen.
»Ich glaube nicht, dass das Biest warten will.«
Mit peitschendem Schwanz machte der Panther einen weiteren Schritt auf den hingekauerten Seher zu – der all dem den Rücken zudrehte -
»Verdammt!«, zischte der Schnelle Ben. »Es ist so weit, Talamandas!«
Wer?
Mondbrut stieß mit einem knirschenden, mahlenden Geräusch gegen das Dach der Brustwehr. Die unerbittliche steinerne Wand pflügte sich vorwärts -
Die Matrone kreischte -
Nasser, triefender Basalt nagelte die K’Chain Che’Malle dort fest, wo sie lag, schien sie dann zu verschlingen. Blut spritzte, Knochen krachten, Mondbruts Basis pflügte quer über das Dach, ließ zermalmte Fliesen und eine blutige Masse zurück.
Der Seher schrie auf, wich zurück – genau auf den Panther zu, der sich plötzlich zusammenduckte -
Mondbrut sackte plötzlich eine Mannshöhe ab, brach durch das Dach.
Fliesen neigten sich unter Paran, Ziegel gaben auf allen Seiten nach – die Welt begann zu schwanken.
Der Schnelle Ben schlug zu. Magie strömte von ihm aus, hämmerte in die Flanken des Panthers – wirbelte ihn herum, die Klauen rutschten kreischend über den Boden -
»Folgt mir!«, rief der Magier, warf sich nach vorn.
Paran, der sich bemühte, das Gleichgewicht zu halten, streckte die Arme aus und packte den Regenumhang des Magiers, wurde mitgezogen. Jetzt ist es also so weit – sie alle zu verraten. Mögen die Götter uns vergeben.
Der Seher wirbelte zu ihnen herum – »Was?«
»Talamandas!«, brüllte der Schnelle Ben, als sie den Seher erreichten. Der Magier warf sich auf den Jaghut -
Ein Gewirr öffnete sich um sie herum -
- und weg waren sie.
Das Portal schloss sich – und flammte wieder auf, als der Panther mit einem Satz hindurchsprang und die Verfolgung aufnahm.
Mondbrut sank noch tiefer, und die Brustwehr brach auseinander; Ziegel flogen in alle Richtungen davon. Die beiden Seguleh lösten sich von den K’ell-Jägern und schossen davon, sprangen über die niedrige Mauer, hinter der Paran und der Schnelle Ben sich verborgen hatten, und rasten zum hinteren Ende des Dachs. Hinter ihnen, dort, wo der Seher gekauert hatte, löste sich ein riesiger Basaltsplitter in einem Salzwasserschwall von Mondbrut, fiel hinunter, um zwei K’ell-Jäger unter sich zu begraben und sie dann, Stockwerk um Stockwerk, mit in die Tiefen der Festung zu reißen.
Grantl stolperte, krachte mit der Schulter gegen eine Wand, hinterließ einen langen roten Streifen, als er langsam in die Hocke sank. Vor ihm, vornüber gebeugt vor Erschöpfung oder Schmerzen, auf den Knien oder auf den Füßen, mit leeren, aschgrauen Gesichtern, waren acht Capan-Frauen. Drei waren kaum mehr als Kinder, zwei andere hatten graue Strähnen in den verfilzten, schweißnassen Haaren. Ihre Hände, die immer noch die Waffen umklammerten, zitterten. Das waren alle, die ihm geblieben waren.
Sein Lestari-Offizier war fort, tot, das, was von seinem
Weitere Kostenlose Bücher