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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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eine Botschaft erhalten. In einer schrecklichen Schrift und – was noch schlimmer ist – auf einem Stück Rinde geschrieben. Es scheint, dass ein gewisser Jib Stamm und seine Brüder mir einen Besuch abzustatten wünschen. Wisst Ihr vielleicht zufällig etwas über diese Herren? Wenn dem so sein sollte, hättet Ihr dann vielleicht auch einen Rat hinsichtlich der angemessenen Etikette bei ihrer Bewirtung …«
    Grantl lächelte. »Tragt Eure besten Kleider, Bauchelain.«
    »Oh. Vielen Dank, Karawanenführer. Und wenn Ihr jetzt bitte …«
    Zum Abschied winkend schickte Grantl sich an, die Straße vollends zu überqueren.
    Die Grauen Schwerter hatten fünfzig Schritt östlich des mächtigen, glitzernden Grabhügels – der bereits allenthalben Itkovians Geschenk genannt wurde – ein behelfsmäßiges Lager aufgeschlagen. Zerlumpte Banden von Tenescowri, alle ausgezehrt und blass, waren aus Schwarzkorall und aus dem umliegenden Waldland aufgetaucht. Sie alle sammelten sich um das Lager. Die Nachricht von Anasters …
    Wiedergeburt hatte sich in Windeseile verbreitet, und mit ihr auch die Hoffnung auf Rettung.
    Sie werden rekrutiert. Diese Tenescowri können nie wieder das Leben aufnehmen, dass sie vorher geführt haben. Auch sie müssen wiedergeboren werden. Der Fremde in Anasters Körper – dieses neue Todbringende Schwert von Togg und Fanderay – hat viel zu tun …
    Für Grantl war es an der Zeit, sich ein Bild von dem Mann zu machen. Wahrscheinlich wird er ein besseres Todbringendes Schwert abgeben, als ich es bin. Wird blasiert und scheinheilig auf diesem verdammten, hässlichen Klepper hocken. Ja, stimmt, ich bin jetzt schon bereit, den Bastard zu hassen, ich gebe es zu.
    Grantl näherte sich Anaster, der sein Pferd durch das armselige Lager der Tenescowri lenkte. Ausgemergelte Gestalten streckten von allen Seiten die dürren Arme aus, um ihn und sein Pferd zu berühren. Ein halbes Dutzend Schritte hinter ihm ging Destriant Velbara, und Grantl konnte die heilende Magie spüren, die sie umschwirrte. Die Umarmung des Wolfstraums hatte begonnen.
    Anaster ritt schließlich aus dem Lager hinaus. Als der Blick seines einen Auges auf Grantl fiel, zügelte er sein Pferd und wartete auf den Daru.
    Er sprach, noch ehe Grantl die Gelegenheit dazu hatte. »Ihr seid Grantl, Trakes Todbringendes Schwert. Destriant Velbara hat mir von Euch erzählt. Ich bin froh, dass Ihr gekommen seid.« Anaster warf einen Blick zurück auf die Tenescowri, die im Lager blieben, als wäre dessen Begrenzung eine Art unsichtbare, unüberwindliche Barriere, und stieg dann ab. »Schild-Amboss Norul hat darauf bestanden, dass ich sichtbar bleibe«, brummte er und zuckte zusammen, als er die Beine streckte. »Wenn das noch lange so weitergeht, laufe ich wie ein Wickaner.«
    »Ihr sagt, Ihr seid froh, dass ich gekommen bin«, grollte Grantl. »Warum?«
    »Nun, Ihr seid ein Todbringendes Schwert, stimmt’s? Mich nennen sie auch so. Ich schätze, äh, na ja. Was bedeutet das eigentlich?«
    »Das wisst Ihr nicht?«
    »Nein. Ihr?«
    Grantl schwieg mehrere Herzschläge lang, dann fing er an zu grinsen. »Eigentlich nicht.«
    Die Spannung verließ Anaster in einem tiefen Seufzer. Er trat näher heran. »Hört zu. Vor dem hier – äh, bevor ich in diesem Körper angekommen bin, war ich Kundschafter in der malazanischen Armee. Und soweit es mich anging, waren Tempel Orte, wo arme Leute dafür bezahlt haben, dass die Weinkeller der Priester gut gefüllt waren. Ich will keine Gefolgsleute. Destriant Velbara da hinten … und dann noch Schild-Amboss Norul – bei den Göttern, was für eine harte Frau! Sie setzen jede Menge Erwartungen in mich – ich fühle mich, wie dieser Itkovian sich jetzt gerade fühlen muss … obwohl der jetzt wohl gar nichts fühlt. Beim Vermummten, allein ihn zu erwähnen, bricht mir fast das Herz, und dabei habe ich ihn nicht einmal gekannt.«
    »Aber ich, Anaster. Entspannt Euch, Junge, und macht Euch nicht so viele Sorgen. Habt Ihr etwa gedacht, ich hätte darum gebeten, Trakes Todbringendes Schwert zu werden? Ich war ein Karawanenwächter, und zwar ein ziemlich armseliger, und ich war glücklich damit–«
    »Ihr wart glücklich damit, ziemlich armselig zu sein?«
    »Und ob ich das war.«
    Anaster lächelte plötzlich. »Ich bin vorhin über ein kleines Fässchen Bier gestolpert, da hinten, im Lager der Grauen Schwerter. Wir sollten ein paar Schritte laufen, Grantl.«
    »Unter die Bäume, ja. Ich werde Stonny suchen – eine

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