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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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könnte sonst jederzeit versuchen, sich in sein Messer zu stürzen … wenn er die Möglichkeit dazu hätte. Ach, Fäustel, er hat dich doch jedes Mal weggeschickt. ›Ein andermal, im Augenblick habe ich viel zu viel im Kopf. Es ist nichts weiter als ein dumpfer Schmerz. Wenn das hier vorbei ist, dann kümmern wir uns darum.‹ Es war nicht deine Schuld, Fäustel. Soldaten sterben nun einmal.
    Er beobachtete den Schnellen Ben, der einen kleinen Kieselstein aus seinem Beutel zog und ihn vor dem Podest auf den Fußboden legte. »Es könnte sein, dass ich später noch einmal hierher kommen möchte«, sagte er mit einem schwachen, traurigen Lächeln zu Paran. »Mit Kalam …«
    Ach, Magier …
    Paran hob den Blick zu den drei Särgen. Er wusste nicht, wer in welchem lag. Aus irgendeinem Grund spielte das jedoch auch keine große Rolle. Elster und zwei Seesoldatinnen – sie waren für Flickenseel da, bis zum Ende.
    Immer ein Geschäft auf Gegenseitigkeit, Zauberin.
    »Ich bin jetzt bereit, sie zu verlassen, Hauptmann.«
    Paran nickte.
    Sie drehten sich um und gingen langsam den Weg zurück.
    Als sie den Eingang erreichten, blieben sie stehen.
    Der Schnelle Ben blickte den Korridor entlang. »Sie haben alles zurückgelassen, müsst Ihr wissen.«
    »Was? Wer?«
    »Rake. Die Tiste Andii. Sie haben alle ihre Besitztümer zurückgelassen. Alles.«
    »Warum sollten sie das tun? Sie wollen sich doch in Schwarzkorall niederlassen, oder? Die Stadt ist leer geräumt worden …«
    Der Schnelle Ben zuckte die Schultern. »Tiste Andii«, sagte er in einem Tonfall, in dem wortlos ein Wir werden es nie erfahren mitschwang.
    Ein verschwommenes Portal nahm vor ihnen Gestalt an.
    Der Magier brummte vor sich hin. »Ihr habt wirklich einen besonderen Stil, was diese Dinge angeht, Hauptmann.«
    Ja, den Stil ungeschickter Unwissenheit. »Tritt hindurch, Magier.«
    Er schaute zu, wie der Schnelle Ben in dem Portal verschwand. Dann drehte Paran sich um und warf noch einen letzten Blick in das Gemach. Die Kugel aus Licht wurde rasch schwächer.
    Elster, ich danke dir für alles, was du mich gelehrt hast. Brückenverbrenner, ich wünschte, ich hätte an eurer Seite mehr leisten können. Vor allem am Ende. Zumindest hätte ich mit euch sterben können.
    Nun ja, es ist wahrscheinlich viel zu spät. Aber ich segne euch – euch alle.
    Und damit drehte er sich erneut um und trat durch das Portal.
    In dem stillen Raum wurde das Licht immer schwächer; die Kugel flackerte und verschwand schließlich ganz.
    Aber ein neuer Schimmer war in das Gemach gekommen. Ganz schwach schien er mit dem schwarzen Netz auf den Särgen zu tanzen.
    Einen geheimnisvollen Tanz.
     
    Der aus Knochen gebaute Wagen rollte klappernd die Handelsstraße entlang. Emancipor Reese ließ die Zügel über die breiten, dunklen Rücken der Ochsen schnalzen.
    Grantl, der die Straße gerade halb überquert hatte, blieb stehen und wartete.
    Der Diener machte ein finsteres Gesicht und hielt widerwillig den Wagen an. Er klopfte mit einer Faust an die Wand in seinem Rücken. Die Reptilienhaut dröhnte wie eine Kriegstrommel.
    Eine Tür öffnete sich, und Bauchelain kletterte heraus, gefolgt von Korbal Broach.
    Bauchelain kam herangeschritten und trat Grantl gegenüber, doch seine ausdruckslosen grauen Augen waren auf die dunkle Stadt hinter diesem gerichtet. »Außerordentlich«, keuchte er. »Das – das ist ein Ort, den ich Heimat nennen könnte.«
    Grantl lachte rau. »Glaubt Ihr das tatsächlich? Dort sind jetzt Tiste Andii. Und außerdem ist die Stadt jetzt ein Teil des malazanischen Imperiums. Glaubt Ihr, einer von beiden würde die Freizeitbeschäftigung Eures Freundes gutheißen?«
    »Er hat Recht«, ließ sich Korbal Broachs weinerliche Stimme neben dem Wagen vernehmen. »Ich hätte dort bestimmt keinen Spaß.«
    Bauchelain lächelte. »Ach, aber Korbal, denk an all die frischen Leichen. Und schau dir das Schlachtfeld da unten an. K’Chain Che’Malle, schon passend zerlegt – in handliche Stückchen, wenn man so will. Da gibt es genug Material, mein lieber Partner, um einen ganzen Haushalt aufzubauen.«
    Grantl sah, wie Korbal Broach zu lächeln begann.
    Ihr Götter, erspart mir diesen Anblick – das möchte ich bitte nie, nie wieder sehen.
    »Wenn Ihr, gestreifter Karawanenführer, nun freundlicherweise zur Seite treten könntet«, sagte Bauchelain. »Aber vorher hätte ich noch eine Frage an Euch, wenn Ihr so freundlich wärt.«
    »Um was geht’s?«
    »Ich habe vor kurzem

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