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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Augenblick fester und verschwand wieder.
    Stirnrunzelnd lehnte Karsa sich zurück. Und dann sah er es.
    Die Wachen am Tor waren fort, genau wie die vor dem Hauptquartier. Auf den Wällen … niemand.
    Dann, neben einem nah gelegenen Gebäude – Bewegung, eine Gestalt, die lautlos durch die Schatten glitt, gefolgt von einer anderen, die weitaus weniger unauffällig herantrottete und immer mal wieder eine behandschuhte Hand ausstreckte, um sich abzustützen.
    Die beiden kamen direkt auf Karsa zu.
    Die vordere, in dunkle Gewänder gehüllte Gestalt blieb ein paar Schritte vor der Mauer stehen. Die andere trat zu ihr, ging an ihr vorbei. Hände hoben sich, schoben eine schwarze Kapuze zurück -
    Torvald Nom.
    Blutbefleckte Verbände umgaben seinen Hals, das Gesicht darüber war totenbleich und glänzte vor Schweiß. Aber der Daru grinste.
    Er kam an Karsas Seite. »Es ist Zeit zu gehen, mein Freund«, flüsterte er und hielt etwas hoch, das aussah wie ein Schlüssel für die Fesseln.
    »Wer ist da bei dir?«, flüsterte Karsa zurück.
    »Oh, das ist ein wahrlich bunter Haufen. Gral-Stammeskrieger, die kümmern sich um alles, was irgendwie heimlich und leise ablaufen muss, und sind Agenten ihres wichtigsten Handelspartners hier in Ehrlitan …« Seine Augen glänzten. »Stell dir vor, das ist doch tatsächlich das Haus Nom. Oh, klar, die Blutsbande zwischen uns sind so dünn wie die Haare einer Jungfrau, aber sie werden nichtsdestotrotz in Ehren gehalten. Sogar aufrichtig erfreut und mit Nachdruck. Aber genug Worte – wie du zu sagen pflegst –, wir wollen doch niemanden aufwecken – «
    »Zu spät«, murmelte der Mann, der neben Karsa angekettet war.
    Der Gral hinter Torvald machte einen Schritt vorwärts, blieb jedoch stehen, als der Fremde eine Reihe merkwürdiger, komplizierter Gesten machte.
    Torvald grunzte. »Diese verdammte stumme Sprache.«
    »Abgemacht«, sagte der Gefangene. »Ich werde mit euch gehen.«
    »Und wenn wir dich nicht mitnehmen, wirst du Alarm schlagen.«
    Der Mann erwiderte nichts.
    Nach einem Augenblick zuckte Torvald die Schultern. »So sei es denn. Ich bin überrascht, dass bei all diesem Gerede noch keiner von den anderen aufgewacht ist, die hier angekettet sind.«
    »Das wäre ganz bestimmt passiert, wenn sie nicht alle tot wären.« Der Gefangene neben Karsa stand langsam auf. »Niemand mag Verbrecher. Die Gral hassen sie ganz besonders, wie es scheint.«
    Ein zweiter Stammeskrieger, der sich die Reihe der Gefangenen entlangbewegt hatte, langte bei ihnen an. In einer Hand hielt er ein langes gekrümmtes Messer, das ganz glitschig vom Blut war. Mehr Gesten mit den Händen, dann steckte der Neuankömmling seine Waffe ein.
    Lautlos vor sich hin murmelnd, hockte Torvald sich hin, um Karsas Fesseln aufzuschließen.
    »Du bist genauso schwer zu töten wie ein Teblor«, murmelte Karsa.
    »Der Arak war im entscheidenden Moment abgelenkt, dem Vermummten sei Dank. Aber auch so wäre ich verblutet, wenn die Gral nicht gewesen wären.«
    »Warum haben sie dich gerettet?«
    »Die Gral haben Gefallen daran, Leute gegen Lösegeld zu verkaufen. Natürlich töten sie sie, wenn sie sich als wertlos erweisen. Aber die geschäftlichen Beziehungen mit dem Haus Nom haben sich letztlich als vorrangig gegenüber all diesen Dingen erwiesen.«
    Torvald begab sich zu dem anderen Gefangenen.
    Karsa stand auf, rieb sich die Handgelenke. »Was sind das für Geschäfte?«
    Der Daru grinste ihn an. »Die Abwicklung von Lösegeldzahlungen.«
    Wenig später schlichen sie, den Lichtflecken ausweichend, durch die Dunkelheit auf das vordere Tor zu. Am Torhaus lag ein halbes Dutzend Leichen, an die Wand geschleift und aufgetürmt. Der Boden war schwarz und voll gesogen mit Blut.
    Drei weitere Gral gesellten sich zu ihnen. Einer nach dem anderen glitt durch den Torweg und auf die dahinter liegende Straße hinaus. Sie überquerten sie, verschwanden in einer Gasse und machten am hinteren Ende Halt.
    Torvald legte Karsa eine Hand auf den Arm. »Mein Freund, wohin willst du nun gehen? Meine eigene Rückkehr nach Genabackis wird sich noch etwas verzögern. Meine Verwandten hier haben mich mit offenen Armen aufgenommen – eine einzigartige Erfahrung, die ich noch ein Weilchen zu genießen gedenke. Leider werden die Gral dich nicht mitnehmen – du bist zu leicht zu erkennen.«
    »Er wird mit mir kommen«, sagte der blauäugige Einheimische. »An einen sicheren Ort.«
    Torvald blickte zu Karsa auf, zog fragend die Augenbrauen

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