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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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hoch.
    Der Teblor zuckte die Schultern. »Es ist klar, dass ich mich in dieser Stadt nicht verstecken kann. Und ich werde auch dich und deine Verwandten nicht weiterhin in Gefahr bringen, Torvald Nom. Wenn dieser Mann sich als unwürdig erweist, brauche ich ihn nur zu töten.«
    »Wie lange dauert es noch bis zum nächsten Wachwechsel?«, fragte der blauäugige Mann.
    »Noch mindestens einen Glockenschlag, daher werdet ihr viel – «
    Plötzlich zerrissen Alarmrufe aus Richtung der malazanischen Garnison die Nacht.
    Die Gral schienen sich vor Karsas Augen regelrecht aufzulösen, so schnell zerstreuten sie sich. »Torvald Nom, ich danke dir für alles, was du für mich getan hast – «
    Der Daru schlurfte zu einem Haufen Unrat in der Gasse. Er schob ihn beiseite und zog Karsas Blutschwert hervor. »Hier, mein Freund.« Er warf dem Teblor das Schwert zu. »Komm in ein paar Jahren mal nach Darujhistan.«
    Ein letztes Winken, dann war der Daru verschwunden.
    Der blauäugige Mann – der einem der toten Wächter ein Schwert abgenommen hatte – gestikulierte wild. »Bleib dicht hinter mir. Es gibt Wege aus Ehrlitan, von denen die Malazaner nichts wissen. Folge mir – und sei leise.«
    Er setzte sich in Bewegung. Karsa glitt hinter ihm her.
    Ihr Weg führte sie in allerlei Windungen durch die Unterstadt, durch zahllose Gässchen, von denen einige so eng waren, dass der Teblor sich seitlich hindurchschieben musste. Karsa hatte angenommen, dass sein Führer ihn zu den Docks führen würde, oder vielleicht auch zu den äußeren Wällen, hinter denen sich im Süden die Ödnis erstreckte. Stattdessen stiegen sie zu dem einzigen großen Hügel im Herzen von Ehrlitan hinauf, und es dauerte nicht lang, und sie stiegen durch den Schutt zahlloser eingestürzter Gebäude.
    Sie gelangten an den mitgenommenen Fuß eines Turms; der Einheimische zögerte keinen Moment, sondern duckte sich und verschwand in der gähnenden, dunklen Türöffnung. Karsa folgte ihm und fand sich in einem engen Raum wieder, dessen Bodenfliesen sich teilweise abgesenkt hatten, so dass der Boden sehr uneben war. Gegenüber dem Eingang befand sich, kaum sichtbar, eine zweite Tür, an deren Schwelle der Mann stehen blieb.
    »Mebra!«, zischte er.
    Es gab Bewegung, dann: »Bist du es? Dryjhna segne uns, ich hatte gehört, dass du gefangen genommen worden bist – oh, dort unten läuten die Alarmglocken … gut gemacht – «
    »Genug. Sind die Vorräte noch in den Tunneln?«
    »Aber natürlich. Einschließlich deines eigenen Lagers – «
    »Gut. Und nun geh beiseite. Ich habe jemanden bei mir.«
    Jenseits der Türöffnung befand sich eine Reihe großer Steinstufen, die in noch tiefere Dunkelheit hinabführten. Karsa spürte die Gegenwart des Mannes namens Mebra, als er sich an ihm vorbeischob, hörte, wie er scharf die Luft einsog.
    Der blauäugige Mann unterhalb des Teblor blieb plötzlich stehen.
    »Oh, und noch etwas, Mebra – erzähle niemandem, dass du uns gesehen hast, nicht einmal deinen Kameraden, die der gleichen Sache dienen. Hast du verstanden?«
    »Natürlich.«
    Die beiden Flüchtlinge gingen weiter und ließen Mebra zurück. Die Stufen führten immer tiefer nach unten, bis Karsa allmählich zu der Überzeugung gelangte, dass sie sich dem Erdinnern näherten. Als der Boden schließlich eben wurde, war die Luft drückend feucht und roch nach Salz, und die Steine unter ihren Füßen waren nass und glitschig. An der Mündung des Tunnels waren Nischen in die Kalksteinwände gehauen worden, in denen in Leder eingewickelte Packen und Reiseausrüstung lagen.
    Karsa schaute zu, wie sein Begleiter rasch zu einer ganz bestimmten Nische ging. Nachdem er ihren Inhalt kurz durchgesehen hatte, ließ er das malazanische Schwert fallen, das er bisher getragen hatte, und zog zwei Gegenstände hervor, die sich mit dem Geräusch rasselnder Ketten bewegten.
    »Nimm den Sack mit Nahrungsmitteln«, wies der Mann ihn an und deutete mit einem Nicken auf eine Nische in der Nähe. »Du wirst da auch eine Telaba finden – ein Kleidungsstück – sowie Waffengürtel und Harnisch. Lass die Laternen liegen – der Tunnel vor uns ist lang, aber es gibt keine Abzweigungen.«
    »Wohin führt er?«
    »Nach draußen«, erwiderte der Mann.
    Karsa schwieg. Ihm gefiel nicht, wie sehr sein Leben in den Händen dieses Einheimischen lag, doch es hatte den Anschein, als könnte er zum gegenwärtigen Zeitpunkt nichts dagegen ausrichten. Das Reich der Sieben Städte war ein seltsamer Ort

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