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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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einen Grund für dieses Treffen gibt, dann lass ihn hören, Leoman. Andernfalls werde ich mich auf den Weg zurück ins Licht machen.«
    »Das wäre aber eine ziemlich lange Reise«, gluckste der Krieger. »Also gut. Bidithal geht seinen alten Neigungen wieder nach.«
    »Bidithal, der Hohemagier? Was für ›alten Neigungen‹?«
    »Seinen Neigungen zu Kindern, Heboric. Mädchen. Seinem unangenehmen … Verlangen. Sha’ik ist leider nicht allwissend. Oh, sie kennt Bidithals alte Vorlieben – schließlich hat sie sie am eigenen Leib erfahren, als sie die Ältere Sha’ik war. Aber mittlerweile halten sich beinahe hunderttausend Menschen in dieser Stadt auf. Wenn jede Woche ein paar Kinder verschwinden … im Grunde genommen merkt das niemand. Mathoks Leute sind allerdings von Natur aus wachsam.«
    Heboric machte ein finsteres Gesicht. »Und was soll ich für dich in dieser Angelegenheit tun?«
    »Bist du unvoreingenommen?«
    »Natürlich nicht. Aber ich bin nur ein einziger Mann – ein Mann ohne Stimme, wie du immer sagst. Während Bidithal einer von den dreien ist, die sich Sha’ik verschworen haben. Einer ihrer mächtigsten Hohemagier.«
    Leoman begann Tee zu machen. »Wir sind auf gewisse Weise loyal, mein Freund«, murmelte er, »wir drei hier. In Bezug auf ein gewisses Kind.« Er blickte auf, beugte sich nah heran, als er den Topf mit dem Wasser auf das Gitter der Kohlenpfanne stellte. Seine verschleierten blauen Augen waren starr auf Heboric gerichtet. »Das Bidithal nun aufgefallen ist. Aber seine Aufmerksamkeit ist nicht einfach nur sexueller Natur. Felisin ist Sha’iks auserwählte Erbin – das können wir doch wohl alle erkennen, oder? Bidithal glaubt, sie müsste auf die gleiche Weise geformt werden wie ihre Mutter – als ihre Mutter noch die Ältere Sha’ik war, heißt das. Das Kind muss auf den Spuren der Mutter wandeln, meint Bidithal. Genau wie die Mutter innerlich gebrochen wurde, muss auch das Kind innerlich gebrochen werden.«
    Leomans Worte weckten kaltes Entsetzen in Heboric. Er warf Toblakai einen Blick zu. »Das muss Sha’ik erfahren!«
    »Hat sie schon«, erwiderte Leoman. »Aber sie braucht Bidithal, und sei es auch nur als Gegengewicht zu den Intrigen von Febryl und L’oric. Die drei verachten einander von Natur aus. Man hat es ihr erzählt, Geisterhand, und so beauftragt sie uns drei im Gegenzug dazu … wachsam zu sein.«
    »Wie, im Namen des Vermummten, soll ich denn wachsam sein?«, schnappte Heboric. »Ich bin fast blind, verdammt noch mal! Toblakai! Sag Sha’ik, sie soll den runzligen Bastard nehmen und ihm bei lebendigem Leib die Haut abziehen – und vergiss Febryl und L’oric!«
    Der riesige Wilde blickte Leoman mit gebleckten Zähnen an. »Ich höre eine Eidechse unter ihrem Felsen zischeln, Leoman von den Dreschflegeln. Mit solchem Übermut macht die Sohle eines Stiefels kurzen Prozess.«
    »Ach«, sagte Leoman seufzend zu Heboric, »leider ist Bidithal nicht das wahre Problem. Tatsächlich könnte er sich sogar als Sha’iks Retter erweisen. Febryl plant Verrat, mein Freund. Doch wer sind seine Mitverschwörer? Keine Ahnung. L’oric nicht, so viel ist sicher -L’oric ist bei weitem der Schlaueste von den Dreien, und daher ganz sicher kein Narr. Doch Febryl braucht Verbündete unter den Mächtigen. Steckt Korbolo Dom mit dem Bastard unter einer Decke? Wir wissen es nicht. Kamist Reloe? Oder Henaras und Fayelle, die beiden Magierinnen, die seine ›rechten Hände‹ sind? Und selbst wenn sie alle beteiligt wären, würde Febryl immer noch Bidithal brauchen – entweder, damit er stillhält und sich nicht einmischt oder damit er sich ebenfalls beteiligt.«
    »Aber Bidithal ist loyal«, knurrte Toblakai.
    »Auf seine Art«, stimmte Leoman zu. »Und er weiß, dass Febryl Verrat plant, und wartet jetzt auf die Einladung. Woraufhin er das Ganze Sha’ik erzählen wird.«
    »Und dann werden alle Verschwörer sterben«, sagte Toblakai.
    Heboric schüttelte den Kopf. »Und was ist, wenn ihr gesamter Stab zu den Verschwörern gehört?«
    Leoman zuckte die Schultern und machte sich daran, den Tee einzuschenken. »Sha’ik hat den Wirbelwind, mein Freund. Und um die Armeen zu befehligen, hat sie Mathok. Oder mich. Und L’oric wird übrig bleiben, das ist sicher. Die Sieben sollen uns holen, Korbolo Dom ist auf jeden Fall zu einer Belastung geworden.«
    Heboric schwieg lange. Er rührte sich nicht, als Leoman ihn mit einer Geste einlud, sich etwas von dem Tee zu nehmen. »Und so

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