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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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kommt die Lüge ans Licht«, murmelte er schließlich. »Toblakai hat Sha’ik nichts erzählt. Weder er, noch Mathok, noch du, Leoman. Das ist eure Methode, um wieder an die Macht zu kommen. Zerschlage eine Verschwörung, und eliminiere dabei all deine Rivalen. Und jetzt ladet ihr mich ein, bei dieser Lüge mitzumachen.«
    »Es ist keine große Lüge«, erwiderte Leoman. »Sha’ik ist darüber informiert worden, dass Bidithal wieder einmal Kinder jagt …«
    »Aber nicht, dass er es besonders auf Felisin abgesehen hat.«
    »Die Erwählte darf wegen persönlicher Loyalitäten nicht die ganze Rebellion gefährden. Sie würde viel zu überstürzt handeln – «
    »Und du glaubst wirklich, dass mir diese verdammte Rebellion irgendetwas bedeutet, Leoman?«
    Der Krieger ließ sich lächelnd in die Kissen zurücksinken. »Du sorgst dich um nichts, Heboric. Noch nicht einmal um dich selbst. Aber nein, das stimmt nicht ganz, oder? Da ist Felisin. Da ist dieses Kind.«
    Heboric stand auf. »Ich bin hier fertig.«
    »Mach’s gut, alter Freund. Du solltest wissen, dass du hier immer willkommen bist.«
    Der ehemalige Priester ging quer durch den Raum zur Leiter. Dort angekommen, hielt er noch einmal kurz inne. »Und ich dachte schon, die Schlangen hätten diese Grube endgültig verlassen.«
    Leoman lachte. »Die kühle Luft hier unten macht sie nur … schläfrig. Sei vorsichtig, wenn du die Leiter hinaufsteigst, Geisterhand.«
    Nachdem der alte Mann fort war, schob Toblakai sein Schwert in die Scheide und stand auf. »Er wird auf dem kürzesten Weg zu Sha’ik gehen«, verkündete er.
    »Wird er das?«, fragte Leoman. Er zuckte die Schultern. »Nein, das glaube ich nicht. Nicht zu Sha’ik …«
    Von allen Tempeln der ursprünglichen Kulte im Reich der Sieben Städte wiesen nur diejenigen, die im Namen eines speziellen Gottes errichtet worden waren, einen Baustil auf, den man als eine Art Echo der Ruinen des Tempelrings betrachten konnte. Daher hatte sich Bidithal seinen Wohnsitz – nach Heborics Überzeugung – nicht zufällig ausgewählt. Auf den Fundamenten des Tempels, den der Hohemagier in Besitz genommen hatte, fehlten nur Mauern und ein Dach, um ihn wie eine niedrige, merkwürdig in die Länge gezogene Kuppel aussehen zu lassen, von Halbbögen gestützt wie von den Rippen eines riesigen Meerestieres oder dem skelettartigen Gerüst eines Langschiffs. Die Zeltplane, die über die verwitterten und verfallenen Überreste gespannt war, war an den wenigen, noch aufrecht stehenden seitlichen Anbauten befestigt. Diese Flügel und der Grundriss ließen deutlich erkennen, wie der Tempel ursprünglich einmal ausgesehen hatte, und in den Sieben Heiligen Städten und ihren stärker bevölkerten minderwertigeren Verwandten fand sich ein gewisser Tempel, der noch intakt war und dessen Baustil dieser Ruine stark ähnelte.
    Tatsachen, hinter denen sich ein Geheimnis verbarg, vermutete Heboric. Bidithal war nicht immer ein Hohemagier gewesen. Jedenfalls hatte er nicht immer diesen Titel getragen. In der Sprache der Dhobri war er als Rashan’ais bekannt gewesen, der Erzpriester des Rashan-Kults, den es im Reich der Sieben Städte schon gegeben hatte, lange bevor der Thron der Schatten wieder besetzt worden war. In den verdrehten Köpfen der Menschen hatte sich anscheinend keinerlei Widerstand dagegen geregt, einen leeren Thron zu verehren. Es ist nicht seltsamer, als vor dem Eber des Sommers zu knien, vor einem Gott des Krieges.
    Der Rashan-Kult hatte den Aufstieg von Ammanas – Schattenthron – und dem Seil zu absoluter Macht innerhalb des Schattengewirrs nicht besonders gut verkraftet. Auch wenn Heborics Wissen um die Einzelheiten bestenfalls bruchstückhaft war, schien es doch, als hätte der Kult sich selbst zerfleischt. Innerhalb der Tempelmauern war Blut vergossen worden, und in den Nachwehen entweihender Morde blieben nur diejenigen Gläubigen, die die Herrschaft der neuen Götter anerkannten. Die Verbannten stahlen sich am Straßenrand davon und leckten voller Bitterkeit ihre Wunden.
    Männer wie Bidithal.
    Besiegt, jedoch – wie Heboric vermutete – noch nicht am Ende. Denn es sind die Meanas-Tempel im Reich der Sieben Städte, deren Stil diesen Ruinen am ähnlichsten sieht … als wären sie direkte Abkömmlinge der frühesten Kulte dieses Landes …
    Der ausgestoßene Rashan’ais hatte in der Gefolgschaft des Wirbelwinds Zuflucht gefunden. Ein weiterer Beweis für Heborics Überzeugung, dass der Wirbelwind nichts

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