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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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anderes als ein Fragment eines zerschmetterten Gewirrs war – und das zerschmetterte Gewirr war Schatten. Wenn das tatsächlich der Fall ist, welche verborgenen Absichten hegt Bidithal dann in Bezug auf Sha’ik? Ist er Dryjhna, der Apokalyptischen – dieser heiligen Feuersbrunst im Namen der Freiheit – gegenüber wirklich loyal? Antworten auf diese Frage würde es – wenn überhaupt – so bald nicht geben. Der unbekannte Spieler, die unsichtbare Strömung unter dieser Rebellion – in der Tat sogar unter dem malazanischen Imperium an sich – war der neue Herrscher des Schattens, zusammen mit seinem todbringenden Gefährten. Ammanas Schattenthron, der einst Kellanved war – Imperator von Malaz und Eroberer des Reichs der Sieben Städte. Cotillion, der einst Tanzer war – der Meister der Kralle und der tödlichste Assassine des Imperiums – tödlicher noch als Hadra. Bei den Göttern hienieden, das stinkt, irgendwie … ich frage mich allmählich, wessen Krieg das hier eigentlich ist?
    Auf seinem Weg zu Bidithals Wohnsitz von solch beunruhigenden Gedanken abgelenkt, dauerte es einen Augenblick, bis Heboric bemerkte, dass sein Name gerufen wurde. Er strengte die Augen an und versuchte zu erkennen, wer ihn gerufen hatte – und erschrak, als sich plötzlich eine Hand auf seine Schulter legte.
    »Ich bitte um Entschuldigung, Geisterhand, falls ich Euch erschreckt haben sollte.«
    »Ach, L’oric«, erwiderte Heboric, der jetzt endlich die große, in weiße Gewänder gehüllte Gestalt erkannte, die neben ihm stand. »Dies ist aber keiner der Orte, die Ihr gewöhnlich heimsucht, oder?«
    Ein etwas gequältes Lächeln. »Ich bedauere, dass meine Gegenwart als Heimsuchung betrachtet wird – es sei denn, Ihr hättet dieses Wort unbedacht gewählt.«
    »Versehentlich, meint Ihr. Das habe ich. Ich war gerade bei Leoman und habe, ohne es zu merken, Durhang-Rauch eingeatmet. Was ich gemeint habe, war, dass ich Euch nur selten in diesem Teil der Stadt sehe, das ist alles.«
    »Das erklärt Euren bestürzten Gesichtsausdruck«, murmelte L’oric.
    Was – dass ich Euch hier treffe, der Durhang oder Leoman? Der große Magier – einer von Sha’iks Dreien – war von Natur aus nicht besonders zugänglich und neigte auch nicht zu dramatischen Gesten. Heboric hatte keine Ahnung, auf welches Gewirr der Mann bei seinen Zaubereien zurückgriff. Vielleicht wusste das nur Sha’ik allein.
    Nach einem Augenblick fuhr der Hohemagier fort: »Euer Weg deutet darauf hin, dass Ihr einen ganz bestimmten Bewohner des Rings aufsuchen wollt. Außerdem spüre ich einen wahren Aufruhr von Gefühlen um Euch herumwirbeln, was den Schluss nahelegt, dass die bevorstehende Begegnung sich als heftig erweisen wird.«
    »Ihr meint, wir könnten in Streit geraten, Bidithal und ich?«, knurrte Heboric. »Nun, ja, das ist verdammt gut möglich.«
    »Ich selbst habe ihn erst vor kurzem verlassen«, sagte L’oric. »Sollte ich Euch vielleicht eine Warnung mit auf den Weg geben? Er ist wegen irgendetwas sehr erregt, und er hat ein hitziges Temperament.«
    »Vielleicht wegen etwas, das Ihr gesagt habt«, wagte Heboric einen Vorstoß.
    »Das ist sehr gut möglich«, räumte der Magier ein. »Und wenn dem so ist, muss ich mich entschuldigen.«
    »Bei Feners Hauern, L’oric, was macht jemand wie Ihr in dieser verdammten Armee aus Schlangen?«
    Wieder das gequälte Lächeln, gefolgt von einem Schulterzucken. »In Mathoks Stämmen gibt es Männer und Frauen, die mit Kobras tanzen – das sind Schlangen, die manchmal an Plätzen mit hohem Gras gefunden werden. Es ist ein komplizierter und offensichtlich gefährlicher Tanz, doch er besitzt auch einen gewissen Reiz. Solche Übungen haben ihre eigene Anziehungskraft.«
    »Es macht Euch Spaß, Risiken einzugehen, selbst wenn sie Euer Leben in Gefahr bringen.«
    »Ich könnte im Gegenzug fragen, warum Ihr hier seid, Heboric. Wollt Ihr vielleicht in Euren alten Beruf als Historiker zurückkehren und so sicherstellen, dass die Geschichte von Sha’ik und dem Wirbelwind erzählt wird? Oder steht Ihr der edlen Sache der Freiheit tatsächlich loyal gegenüber? Ihr könnt doch gewiss nicht sagen, dass es beides ist, oder?«
    »Ich war bestenfalls ein mittelmäßiger Historiker, L’oric«, murmelte Heboric. Er zögerte, die Gründe für sein Hierbleiben zu nennen – von denen ohnehin keiner wirklich von Bedeutung war, da Sha’ik ihn wahrscheinlich sowieso nicht gehen lassen würde.
    »Ihr werdet ungeduldig mit mir. So

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