Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
Geister, die in zwei der turmhohen Tierstatuen gefangen waren, die sich vor ihnen in der Ebene erhoben.
    Die Wolkendecke über ihren Köpfen war aufgebrochen und löste sich rasch in immer dünner werdende Streifen auf. Drei Monde standen am Himmel, und es gab zwei Sonnen. Das Licht floss in ständig wechselnden Farbtönen, während die Monde an ihren unsichtbaren Halteseilen schwangen. Eine merkwürdige, verwirrende Welt, dachte Onrack.
    Der Sturm war vorüber. Sie hatten im Windschatten eines kleinen Hügels gewartet, während er um die gargantuesken Statuen getobt hatte und der Wind auf seinem wilden Rennen durch die von Schutt übersäten Straßen der dahinter liegenden Ruinenstadt vorbeigeheult war. Und jetzt dampfte die Luft.
    »Was siehst du, T’lan Imass?«, fragte Trull, der zusammengekauert mit dem Rücken zu den Bauwerken auf dem Boden hockte.
    Schulterzuckend wandte Onrack sich von den Statuen ab, die er längere Zeit betrachtet hatte. »Hier gibt es Geheimnisse … und ich habe den Verdacht, dass du mehr darüber weißt als ich.«
    Der Tiste Edur blickte mit einem gequälten Gesichtsausdruck zu ihm auf. »Das glaube ich kaum. Was weißt du über die Schattenhunde?«
    »Sehr wenig. Die Logros sind ihnen nur ein einziges Mal begegnet, vor langer Zeit, in der Epoche des Ersten Imperiums. Es gibt sieben. Sie dienen einem unbekannten Herrn, doch einem, der eher der Vernichtung zuneigt.«
    Trull lächelte eigenartig, als er fragte: »Des Ersten Imperiums der Menschen – oder eures?«
    »Ich weiß nur wenig über das menschliche Imperium dieses Namens. Wir wurden nur einmal hineingezogen, Trull Sengar, als Antwort auf das Chaos der Wechselgänger und Vielwandler. Während jenes Gemetzels sind die Hunde nicht aufgetaucht.« Onrack warf erneut einen Blick auf den gewaltigen steinernen Hund vor ihnen. »Unsere Knochenwerfer glauben«, sagte er langsam, »dass man durch das Erschaffen eines Sinnbilds für einen Geist oder einen Gott seine Essenz in diesem Sinnbild einfängt. Und das Legen von Steinen beschreibt eine Beschränkung. So wie eine Hütte die Ausmaße der Macht eines Sterblichen bestimmen kann, so werden auch Geister und Götter an ausgewählten Plätzen in Erde, Stein oder Holz versiegelt … oder in einem Gegenstand. Auf diese Weise wird Macht gefesselt und lenkbar. Sag mir, sind die Tiste Edur in dieser Hinsicht mit uns gleicher Meinung?«
    Trull Sengar mühte sich auf die Beine. »Glaubst du, wir haben diese riesigen Statuen aufgestellt, Onrack? Glauben eure Knochenwerfer auch, dass Macht als etwas beginnt, das keine Form hat und sich somit auch jeglicher Kontrolle entzieht? Und dass ein Sinnbild zu gestalten – oder einen Steinkreis zu errichten – tatsächlich dieser Macht eine Form von Ordnung auferlegt?«
    Onrack legte den Kopf schief und schwieg einige Zeit. »Dann muss es wohl so sein, dass wir uns unsere eigenen Götter und Geister erschaffen. Dass Glaube nach einer Form verlangt, und dass die Form Leben erweckt. Aber wurden die Tiste Edur nicht von Mutter Dunkel gemacht? Hat eure Göttin euch nicht erschaffen?«
    Trulls Lächeln wurde breiter. »Ich habe mich auf diese Statuen bezogen, Onrack. Aber um dir zu antworten – ich weiß nicht, ob die Hände, die das da geschaffen haben, den Tiste Edur gehört haben. Und was Mutter Dunkel angeht – gut möglich, dass sie dadurch, dass sie uns erschaffen hat, einfach getrennt hat, was zuvor nicht getrennt war.«
    »Seid ihr dann die Schatten der Tiste Andii? Losgerissen durch die Barmherzigkeit eurer Muttergöttin?«
    »Aber Onrack, wir sind alle losgerissen.«
    »Zwei der Hunde sind hier, Trull Sengar. Ihre Seelen sind im Stein gefangen. Und noch etwas ist bemerkenswert – diese Statuen werfen keinen Schatten.«
    »Genauso wenig wie die Hunde selbst.«
    »Wenn sie nichts weiter als Spiegelungen sind, dann muss es die Hunde der Dunkelheit geben, denen sie entrissen wurden«, fuhr Onrack unbeirrt fort. »Doch man weiß nichts über solche …« Der T’lan Imass verstummte plötzlich.
    Trull lachte. »Es scheint, du weißt mehr über das menschliche Erste Imperium, als du anfangs zugegeben hast. Wie war doch gleich der Name jenes tyrannischen Imperators? Spielt keine Rolle, wir sollten weitergehen, zu dem Tor – «
    »Dessimbelackis«, flüsterte Onrack. »Der Gründer des Ersten Imperiums der Menschen. Er war schon lange verschwunden, als das Ritual der Tiere entfesselt wurde. Man war davon ausgegangen, dass er sich … verwandelt

Weitere Kostenlose Bücher