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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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schwappte um seine Knöchel. Noch nicht wieder im Gleichgewicht, fiel der Daru mit einem Aufschrei nach hinten. Hinter ihm schoss das Boot vorwärts, ritt auf der Woge, die über die versinkende Felsplatte hinweggischtete. Schlitzer stürzte ins tiefe Wasser, während der überkrustete Rumpf über ihn hinwegrollte.
    Die Strömung zerrte ihn nach unten in eisige Dunkelheit. Seine linke Ferse stieß gegen den Felsen der Insel, doch der Aufprall wurde von einer dicken Tangschicht gedämpft.
    Hinab, ein erschreckend schnelles Versinken in der Tiefe.
    Dann waren die Felsen nicht mehr da, und er wurde von den Strömungen unter der Insel mitgerissen.
    Ein Brüllen füllte seinen Kopf, das Geräusch von rasch dahinströmendem Wasser. Der letzte Atemzug, mit dem er seine Lungen gefüllt hatte, verging in seiner Brust zu Nichts. Etwas Hartes hämmerte in seine Seite – ein Stück vom Rumpf des Bootes, Wrackteile, die von der Strömung mitgerissen wurden – ihr Boot war gekentert. Entweder war Apsalar irgendwo bei ihm im wirbelnden Wasser, oder sie hatte es geschafft, auf festen Sandstein zu springen. Er hoffte auf Letzteres, hoffte, dass sie nicht beide ertrinken würden – denn Ertrinken war alles, was ihm noch blieb.
    Tut mir Leid, Cotillion. Ich hoffe, Ihr habt nicht zu viel von mir erwartet -
    Er stieß einmal mehr gegen Stein, wurde darüber hinweggerollt, dann riss die Strömung ihn aufwärts und spuckte ihn plötzlich aus.
    Er schlug mit den Armen um sich, griff nach dem reglosen Wasser. Sein Puls hämmerte in seinem Kopf. Ohne jede Orientierung, während Panik sich in seinem Inneren wie ein Feuer ausbreitete, streckte er ein letztes Mal die Arme aus.
    Seine rechte Hand stieß in kalte Luft.
    Einen Augenblick später brach sein Kopf durch die Wasseroberfläche.
    Eisige, bittere Luft strömte in seine Lungen, süß wie Honig. Es war dunkel, und sein Keuchen erzeugte keinen Widerhall, sondern schien in einer unbekannten Unendlichkeit zu verschwinden.
    Schlitzer rief nach Apsalar, aber er erhielt keine Antwort.
    Seine Glieder begannen rasch taub zu werden. Er entschied sich willkürlich für eine Richtung und schwamm los.
    Und stieß bald gegen eine steinerne Mauer, die dick mit nassen, schleimigen Pflanzen bewachsen war. Er griff nach oben, fand nur glatten Stein. Er schwamm an der Mauer entlang, seine Arme und Beine wurden allmählich schwächer, eine tödliche Mattigkeit kroch in ihn hinein. Er mühte sich weiter, spürte jedoch, wie sein Wille versickerte.
    Dann klatschte seine ausgestreckte Hand auf die flache Oberfläche eines Simses. Schlitzer warf beide Arme auf den Stein. Seine von der Kälte betäubten Beine zerrten an ihm. Ächzend versuchte er, sich aus dem Wasser zu ziehen, doch er hatte nicht mehr genug Kraft. Während seine Finger Furchen durch den schleimigen Bewuchs zogen, sank er langsam zurück.
    Jemand packte ihn an den Schultern; Hände schlossen sich in eisernem Griff um seine nassen Kleider. Er spürte, wie er aus dem Wasser gezogen und auf das Sims gelegt wurde.
    Triefend blieb Schlitzer reglos liegen. Ihn schauderte.
    Schließlich drang ein schwaches, knisterndes Geräusch an sein Ohr, das von allen Seiten zu kommen schien. Die Luft wurde wärmer, und allmählich erschien ein matter Lichtschimmer.
    Der Daru rollte sich auf die Seite. Er hatte erwartet, Apsalar zu sehen. Stattdessen stand ein alter Mann über ihm. Er war außergewöhnlich groß, hatte lange, zerzauste weiße Haare und einen weißen Bart, obwohl seine Haut so schwarz wie Ebenholz war; seine Augen leuchteten tief bernsteinfarben, und sie waren – wie Schlitzer voller Entsetzen feststellte – die einzige Lichtquelle ringsum.
    Um sie herum trocknete und verwelkte der Seetang, während Hitzewellen von dem Fremden ausgingen.
    Der Sims war nur ein paar Schritt breit, eine einzige Lippe aus glattem Stein, flankiert von senkrechten Wänden, die sich nach beiden Seiten hin erstreckten.
    In Schlitzers Beine kehrte allmählich wieder Gefühl zurück, und seine Kleider dampften in der Hitze. Er mühte sich in eine sitzende Position. »Ich danke Euch, mein Herr«, sagte er auf Malazanisch.
    »Dein Boot hat den Teich verunreinigt«, erwiderte der Mann. »Ich nehme an, du willst ein paar Wrackstücke wiederhaben.«
    Schlitzer drehte sich um und starrte auf die Wasserfläche hinaus, konnte aber nichts sehen. »Ich hatte eine Begleiterin – «
    »Du bist allein gekommen. Wahrscheinlich ist deine Begleiterin ertrunken. Nur eine einzige Strömung

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