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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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bringt ihre Opfer hierher. Die anderen führen nur in den Tod. Auf der Insel gibt es nur einen einzigen Anlegeplatz, doch den habt ihr nicht gefunden. Natürlich hat es in letzter Zeit nur wenige Leichen gegeben, wegen der Entfernung zu besiedelten Gebieten. Und dem Ende des Handels.«
    Seine Worte kamen stockend, als würde er nur selten welche benutzen, und er stand ein wenig unbeholfen da.
    Sie ist ertrunken? Nein, es ist wahrscheinlicher, dass sie es ans Ufer geschafft hat. Das schändliche Ende, das ich beinahe genommen hätte, ist doch nichts für Apsalar, oh nein. Andererseits … Sie war noch nicht unsterblich, war der grausamen Gleichgültigkeit der Welt ebenso ausgesetzt wie alle anderen. Er schob den Gedanken zunächst einmal beiseite.
    »Geht es dir wieder besser?«
    Schlitzer blickte auf. »Wie habt Ihr mich gefunden?«
    Ein Schulterzucken. »Das ist meine Aufgabe. Nun, wenn du aufstehen kannst, es ist an der Zeit zu gehen.«
    Der Daru stand auf. Seine Kleider waren fast trocken. »Ihr verfügt über ungewöhnliche Fähigkeiten«, bemerkte er. »Ich heiße … Schlitzer.«
    »Du kannst mich Darist nennen. Wir dürfen uns nicht verspäten. Schon die Anwesenheit von Leben an diesem Ort birgt das Risiko, dass er erwacht.«
    Der alte Tiste Andii wandte sich der steinernen Mauer zu. Auf eine Geste hin erschien eine Türöffnung, hinter der steinerne Stufen nach oben führten. »Das, was die Zerstörung deines Bootes überlebt hat, wartet oben auf dich, Schlitzer. Also komm.«
    Der Daru folgte dem Mann. »Dass er erwacht? Wer könnte erwachen?«
    Darist antwortete nicht.
    Die Stufen waren ausgetreten und glitschig, der Aufstieg steil – und er schien kein Ende zu nehmen. Das kalte Wasser hatte Schlitzer seine Kraft geraubt, und er wurde immer langsamer. Wieder und wieder blieb Darist stehen, um auf ihn zu warten. Er sagte nichts, sein Gesichtsausdruck war verschlossen.
    Schließlich stießen sie auf einen ebenen Korridor, dessen Wände von Säulen aus grobborkigen Zedern gesäumt waren. Die Luft war modrig und feucht und roch scharf nach Holz. Niemand sonst war zu sehen. »Darist«, fragte Schlitzer, während sie den Korridor entlang gingen, »sind wir immer noch unter der Erde?«
    »Das sind wir, aber wir werden vorerst auch nicht höher gehen. Die Insel wird angegriffen.«
    »Was? Von wem? Was ist mit dem Thron?«
    Darist blieb stehen und drehte sich um, das Leuchten seiner Augen verdunkelte sich aus irgendeinem Grund. »Eine unbesonnene, ungebetene Frage. Was hat dich nach Drift Avalii gebracht, Mensch?«
    Schlitzer zögerte. Zwischen den gegenwärtigen Herrschern des Schattens und den Tiste Andii herrschte nicht gerade Zuneigung.
    Und Cotillion hatte nicht einmal beiläufig vorgeschlagen, dass sie wirklich Kontakt zu den Kindern der Dunkelheit aufnehmen sollten. Denn die waren schließlich hierher gebracht worden, um sicherzustellen, dass der wahre Thron des Schattens frei blieb. »Ich wurde von einem Magier geschickt – einem Gelehrten, dessen Studien ihn zu der Überzeugung gebracht hatten, die Insel – und alles, was sich auf ihr befindet – wäre in Gefahr. Er versucht die Natur jener Bedrohung herauszufinden.«
    Darist schwieg einen Moment, sein zerfurchtes Gesicht war ausdruckslos. Dann sagte er: »Wie heißt dieser Gelehrte?«
    »Äh, Baruk. Kennt Ihr ihn? Er lebt in Darujhistan – «
    »Was in der Welt jenseits dieser Insel liegt, ist für mich nicht von Bedeutung«, erwiderte der Tiste Andii.
    Und genau das ist der Grund, alter Mann, weswegen du jetzt in der Scheiße sitzt. Cotillion hatte Recht. »Die Tiste Edur sind zurückgekehrt, stimmt’s? Um wieder Anspruch auf den Thron des Schattens zu erheben. Aber Euch hat Anomander Rake hier gelassen, hat Euch damit betraut – «
    »Er ist noch immer am Leben, oder? Wenn es dem auserwählten Sohn von Mutter Dunkel missfällt, wie wir unsere Aufgabe erledigt haben, muss er schon selber kommen und es uns sagen. Dich hat keineswegs irgendein menschlicher Magier geschickt, oder? Kniest du vor dem, der Dragnipur schwingt? Hat er seinen Anspruch auf das Blut der Tiste Andii erneuert? Hat er sich von seinem Drachenblut losgesagt?«
    »Ich weiß nicht – «
    »Sieht er mittlerweile aus wie ein alter Mann – wesentlich älter als ich? Ah, ich kann die Wahrheit in deinem Gesicht erkennen. Er hat es nicht getan. Nun, du kannst zu ihm zurückgehen und ihm sagen – «
    »Wartet! Ich diene Rake nicht! Stimmt, ich habe ihn gesehen, und vor nicht einmal allzu

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