SdG 06 - Der Krieg der Schwestern
Stattdessen versuchst du herauszufinden, was ich weiß und was ich von diesen gefangenen Geistern spüre. Das Schicksal dieser Schattenhunde kümmert mich nicht im Geringsten – egal, wie es aussehen mag. Ich finde es allerdings bedauerlich, dass – wenn diese beiden tatsächlich in einer anderen Sphäre getötet wurden und hier geendet haben – nur noch fünf übrig sind, denn das mindert meine Chancen, selbst einen von ihnen zu töten. Und ich glaube, es würde mir gefallen, einen Schattenhund zu töten.«
Der Tiste Edur lachte rau. »Nun, Selbstvertrauen ist eine Menge wert, das will ich gar nicht bestreiten. Dennoch, Onrack von den Logros – ich glaube nicht, dass du eine gewaltsame Begegnung mit einem Schattenhund so leicht siegreich beenden würdest.«
Der T’lan Imass blieb stehen und drehte sich zu Trull Sengar um. »Es gibt Stein, und es gibt Stein.«
»Ich fürchte, das verstehe ich nicht so ganz.«
Zur Antwort zog Onrack sein Obsidian-Schwert. Er trat an die näher gelegene der beiden Statuen heran. Die Vorderpfote der Kreatur war größer als der ganze T’lan Imass. Er hob seine Waffe beidhändig, hieb dann gegen den dunklen, nicht verwitterten Stein.
Ein ohrenbetäubendes Krachen zerriss die Luft.
Onrack schwankte und legte den Kopf in den Nacken, als Risse nach oben durch das gewaltige Bauwerk schossen.
Es schien zu erzittern und explodierte dann in einer turmhohen Wolke aus Staub.
Mit einem gellenden Schrei machte Trull Sengar einen Satz nach hinten und krabbelte davon, als der wogende Staub sich ausbreitete und ihn zu verschlingen drohte.
Die Wolke zischte um Onrack herum. Er richtete sich auf und ging in Kampfstellung, als eine dunklere Gestalt aus dem wirbelnden grauen Schleier auftauchte.
Es gab ein zweites ohrenbetäubendes Krachen – dieses Mal hinter dem T’lan Imass –, als die andere Statue barst. Dunkelheit senkte sich herab, als die beiden Staubwolken den Himmel verhüllten, so dass der Horizont auf allen Seiten kaum mehr als ein Dutzend Schritt entfernt zu sein schien.
Das Tier, das vor Onrack auftauchte, hatte eine Schulterhöhe, die Trull Sengars Körpergröße entsprach. Das Fell war farblos, und die Augen brannten schwarz. Ein breiter, flacher Kopf, kleine Ohren …
Ein schwacher Lichtschimmer von den beiden Sonnen und dem reflektierten Licht der Monde stahl sich durch das graue Zwielicht bis auf den Boden – um unter dem Hund mehr als ein Dutzend Schatten zu werfen.
Das Tier entblößte Fangzähne, die die Größe von Stoßzähnen hatten, zog die Lefzen in einem lautlosen Knurren zurück und ließ das blutrote Zahnfleisch sehen.
Der Hund griff an.
Onracks Klinge war ein mitternachtsschwarzer Blitz, der auf den dicken, muskelbepackten Hals der Kreatur herabfuhr – doch der Hieb durchschnitt nichts als staubige Luft. Der T’lan Imass spürte, wie sich gewaltige Kiefer um seine Brust schlossen. Er wurde von den Beinen gerissen. Knochen splitterten. Ein wildes Schütteln, das ihm das Schwert aus den Händen schleuderte, und dann segelte er durch das sandgeschwängerte Zwielicht -
Und landete in einem zweiten Paar Kiefer, das knirschend zuschnappte.
Die Knochen seines linken Arms wurden unter der gespannten, verwitterten Haut zu zwei Dutzend kleiner Stückchen zermalmt, dann wurde ihm der Arm komplett ausgerissen.
Ein weiteres knirschendes Schütteln, und er flog erneut durch die Luft – und prallte mit knochenzerschmetternder Wucht auf den Boden. Er rollte einmal herum und blieb dann reglos liegen.
In Onracks Schädel dröhnte es. Er versuchte, zu Staub zu zerfallen, doch zum ersten Mal verfügte er weder über den Willen noch – wie es schien – die Fähigkeit, es zu tun.
Die Macht war ihm geraubt worden – der Eid war gebrochen, seinem Körper entrissen worden. Jetzt, das wurde ihm bewusst, war er wie manche seiner gefallenen Verwandten – diejenigen, die so viel körperliche Zerstörung erlitten hatten, dass sie aufgehört hatten, eins mit den T’lan Imass zu sein.
Er lag reglos da und fühlte die schweren Schritte, als einer der Hunde herangetrottet kam, um sich über ihm aufzubauen. Eine staub und scherbenfleckige Schnauze stupste ihn an, drückte gegen die zerbrochenen Rippen seiner Brust. Und verschwand wieder. Onrack lauschte auf das Atmen des Hundes – ein Geräusch wie Wogen, die auf einer Flutwelle durch eine Höhle ritten –, und konnte spüren, wie seine Gegenwart schwer in der feuchten Luft lastete.
Nach langer Zeit wurde dem T’lan
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