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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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langer Zeit, und damals hat er jung ausgesehen. Aber ich bin nicht vor ihm niedergekniet – beim Vermummten, er war sowieso viel zu beschäftigt! Er war viel zu sehr damit beschäftigt, gegen einen Dämonen zu kämpfen, um sich mit mir zu unterhalten! Wir sind uns nur zufällig über den Weg gelaufen. Ich habe keine Ahnung, wovon Ihr redet, Darist. Tut mir Leid. Und ich bin ganz gewiss nicht imstande, ihn zu finden und ihm zu sagen, was auch immer ich ihm in Eurem Auftrag sagen soll.«
    Der Tiste Andii musterte Schlitzer mehrere Herzschläge lang, wandte sich dann wieder um und ging weiter.
    Der Daru folgte ihm, seine Gedanken in wildem Aufruhr. Es war eine Sache, den Auftrag eines Gottes anzunehmen, doch je weiter er auf diesem grauenvollen Pfad voranschritt, desto unbedeutender fühlte er sich. Streitereien zwischen Anomander Rake und diesen Tiste Andii von Drift Avalii … nun, das ging ihn wirklich nichts an. Der Plan war gewesen, sich auf diese Insel zu schleichen und ungesehen zu bleiben. Herauszufinden, ob die Edur tatsächlich diesen Ort gefunden hatten. Was Cotillion dann mit diesem Wissen anstellen würde, das wusste niemand.
    Aber das ist etwas, worüber ich nachdenken sollte, nehme ich an. Verdammt, Schlitzer – Crokus hätte Fragen gehabt! Mowri weiß, er hätte viel länger gezögert, ehe er Cotillions Vorschlag akzeptiert hätte. Wenn er ihn überhaupt akzeptiert hätte! Diese neue Rolle engte ihn ein – und er hatte gedacht, sie würde ihm mehr Freiheit verschaffen. Aber jetzt sah es allmählich so aus, als wäre eher Crokus derjenige gewesen, der wahrhaft frei war.
    Nicht, dass Freiheit Glück garantierte. Tatsächlich bedeutete frei zu sein, mit dem Nichtvorhandensein von etwas zu leben. Dem Nichtvorhandensein von Verantwortlichkeit, von Loyalität, von dem Druck, den Erwartungen auslösten. Ach, die Trübsal hat meinen Blick verschleiert. Trübsal und die Drohung echter Trauer, die immer näher kommt – aber nein, sie muss am Leben sein. Irgendwo da oben. Auf einer Insel, die angegriffen wird …
    »Darist, wartet bitte einen Moment.«
    Die große Gestalt blieb stehen. »Ich kann keinen Grund erkennen, warum ich auf deine Fragen antworten sollte.«
    »Ich mache mir Sorgen … um meine Begleiterin. Wenn sie noch am Leben ist, ist sie irgendwo über uns, an der Oberfläche. Ihr habt gesagt, Ihr würdet angegriffen. Ich habe Angst um sie – «
    »Wir spüren die Gegenwart von Fremden, Schlitzer. Über uns sind Tiste Edur. Sonst niemand. Sie ist ertrunken, deine Begleiterin. Es hat keinen Sinn, sich weiter Hoffnung zu machen.«
    Der Daru setzte sich plötzlich hin. Er fühlte sich elend. Sein Herz holperte vor Angst. Und Verzweiflung.
    »Der Tod ist kein unfreundliches Schicksal«, sagte Darist über ihm. »Wenn sie eine Freundin war, wirst du sie vermissen, und das ist die wahre Quelle deiner Trauer – dein Bedauern gilt dir selbst. Meine Worte werden dir vielleicht nicht gefallen, aber ich spreche aus Erfahrung. Ich habe den Tod vieler meiner Verwandten erlitten, und ich betrauere die Stellen in meinem Leben, die sie einst eingenommen haben. Doch solche Verluste dienen nur dazu, mir mein eigenes bevorstehendes Ableben zu erleichtern.«
    Schlitzer starrte zu dem Tiste Andii hoch. »Darist, vergebt mir. Ihr mögt alt sein, aber Ihr seid auch ein verdammter Narr. Allmählich fange ich an zu verstehen, warum Rake Euch hier gelassen und dann vergessen hat. Und jetzt seid so gütig und haltet den Mund.« Er stand auf, fühlte sich innerlich leer, doch er war fest entschlossen, sich nicht der Verzweiflung hinzugeben, die ihn zu überwältigen drohte. Denn genau das hat dieser Tiste Andii getan: Er hat sich der Verzweiflung hingegeben.
    »Dein Ärger berührt mich nicht«, sagte Darist. Er drehte sich um und deutete auf die Doppeltür direkt vor ihnen. »Wenn du da hindurchgehst, wirst du einen Ort finden, an dem du dich ausruhen kannst. Und außerdem erwarten dich dort auch die Reste deines Boots.«
    »Wollt Ihr mir nicht etwas über die Schlacht da oben erzählen?«
    »Was sollte ich dir erzählen, Schlitzer? Wir haben verloren.«
    »Verloren! Wer ist noch von Euch übrig?«
    »Hier in der Feste, in der der Thron steht, bin nur noch ich. Und jetzt solltest du am besten schlafen. Wir werden noch früh genug Gesellschaft bekommen.«
     
    Das zornige Geheul hallte in Onracks Knochen wider, obwohl er wusste, dass sein Begleiter nichts davon hören konnte. Dies waren Schreie der Geister – zweier

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