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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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meine scharfen Worte.«
    Karsa zuckte die Schultern, sein Blick richtete sich erneut auf die Dämonin. »Wir können jetzt nur warten. Kennt ein Dämon Durst? Hunger? Ihre Kehle hat seit Generationen kein Wasser mehr geschmeckt, ihr Magen seinen Daseinszweck vergessen, ihre Lungen haben sich nicht mehr mit einem vollen Atemzug gefüllt, seit die Platte auf sie gelegt wurde. Zum Glück ist es jetzt Nacht, denn die Sonne könnte wie Feuer für ihre Augen sein – « Er unterbrach sich, denn die Dämonin, die auf Händen und Knien hockte, hatte den Kopf gehoben, und nun konnten die drei Krieger zum ersten Mal ihr Gesicht sehen.
    Eine Haut wie polierter Marmor, ohne jeden Makel, eine breite Stirn über riesigen mitternachtsdunklen Augen, die trocken und ausdruckslos wirkten, wie Onyx unter einer Staubschicht. Hohe, vorstehende Wangenknochen, ein breiter Mund, vertrocknet und mit feinen Kristallen verkrustet.
    »In ihr ist kein Wasser«, sagte Delum. »Überhaupt keins.« Er wich zurück, drehte sich um und machte sich auf den Weg zurück zu ihrem Lager.
    Die Frau ging langsam in die Hocke und stand dann mühsam auf.
    Es war schwierig, einfach nur zuzusehen, aber beide Krieger hielten sich zurück, bereit, sie aufzufangen, sollte sie fallen.
    Es schien, als bemerkte sie das, denn sie zog einen Mundwinkel ein winziges Stückchen hoch.
    Diese eine kleine Bewegung veränderte ihr Gesicht, und die Erkenntnis traf Karsa wie ein Hammerschlag. Sie macht sich über ihre eigene traurige Verfassung lustig. Das ist ihr erstes Gefühl, nachdem sie befreit wurde. Sie ist nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte, aber das … amüsiert sie. Höre meine Worte, Urugal, der Gewobene: Ich werde dafür sorgen, dass diejenigen, die sie eingesperrt haben, ihre Tat bedauern werden, sofern sie oder ihre Nachkommen noch am Leben sind. Diese T’lan Imass – sie haben in mir einen Feind gefunden. Das schwöre ich, Karsa Orlong.
    Delum kehrte mit einem Wasserschlauch zurück; seine Schritte wurden langsamer, als er sah, dass sie aufrecht stand.
    Sie war hager, ihr Körper eine Ansammlung von Ecken und Kanten. Ihre Brüste waren hoch angesetzt und lagen weit auseinander, das Brustbein ragte zwischen ihnen hervor. Sie schien viel zu viele Rippen zu haben. Ihre Größe entsprach der eines Teblor-Kindes.
    Sie sah den Wasserschlauch in Delums Händen, schenkte ihm jedoch keine weitere Beachtung. Stattdessen drehte sie sich um und sah auf die Stelle hinab, an der sie gelegen hatte.
    Karsa konnte sehen, wie sich ihre Brust hob und senkte, doch ansonsten rührte sie sich nicht.
    Bairoth sprach. »Bist du die Forkassal?«
    Sie warf ihm einen Blick zu und verzog den Mund erneut zu einem schiefen Lächeln.
    »Wir sind Teblor«, fuhr Bairoth fort, woraufhin ihr Lächeln etwas breiter wurde; Karsa hatte den Eindruck, als würde sie sie zwar erkennen, sei jedoch gleichzeitig auf seltsame Weise erheitert.
    »Sie kann dich verstehen«, bemerkte Karsa.
    Delum trat mit dem Wasserschlauch zu ihr. Sie warf ihm einen Blick zu und schüttelte den Kopf. Er blieb stehen.
    Karsa sah nun, dass ein bisschen von der Staubigkeit aus ihren Augen verschwunden war, dass ihre Lippen etwas voller wurden. »Sie erholt sich«, sagte er.
    »Freiheit war alles, was sie brauchte«, stimmte Bairoth ihm zu.
    »Es ist wie bei den in der Sonne gehärteten Flechten, die in der Nacht weicher werden«, sagte Karsa. »Ihr Durst wird von der Luft selbst gestillt – «
    Plötzlich wandte sie sich ihm zu, ihr Körper versteifte sich.
    »Wenn ich dir einen Grund gegeben habe, dass du dich angegriffen fühlst – «
    Bevor Karsa noch einmal Luft holen konnte, war sie über ihm. Fünf fürchterliche Schläge gegen seinen Körper, und er lag rücklings auf dem Boden; sein Rücken brannte, als würde er in einem Nest Feuerameisen liegen. In seinen Lungen war keine Luft mehr. Wogen aus purem Schmerz rasten durch seinen Körper. Er konnte sich nicht bewegen.
    Er hörte Delums Kriegsschrei – der mit einem erstickten Grunzen abbrach – und dann das Geräusch eines anderen Körpers, der zu Boden fiel.
    »Forkassal! Halt! Lass ihn …«, rief Bairoth von der Seite her.
    Karsa blinzelte durch tränende Augen zu dem Gesicht hinauf, das sich über ihn beugte. Es kam noch näher, die Augen glänzten nun wie schwarze Teiche, die Lippen waren voll und fast purpurn im Sternenlicht.
    Mit krächzender Stimme flüsterte sie ihm in der Sprache der Teblor zu: »Sie werden dich nicht in Ruhe lassen, was? Meine ehemaligen

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