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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Feinde. Es hat wohl nicht ausgereicht, ihre Knochen zu zerschmettern.« Ihre Augen wurden etwas weicher. »Ein Bursche wie du hat etwas Besseres verdient.« Ihr Gesicht zog sich langsam wieder zurück. »Ich glaube, ich muss warten. Abwarten und zusehen, was aus dir wird, bevor ich entscheide, ob ich dir meinen ewigen Frieden bringen soll, Krieger.«
    Bairoths Stimme erklang, vielleicht ein Dutzend Schritte entfernt. »Forkassal!«
    Sie richtete sich auf und drehte sich mit außergewöhnlicher Geschmeidigkeit zu ihm um. »Ihr seid tief gesunken, dass ihr den Namen meiner Art so verdreht, ganz zu schweigen von eurem eigenen. Ich bin eine Forkrul Assail, junger Krieger – keine Dämonin. Ich werde Ruh genannt und bin eine Friedensbringerin, und ich warne dich, denn mein Wunsch, dir Frieden zu bringen, ist im Augenblick sehr stark, also nimm deine Hand von der Waffe.«
    »Aber du hast Karsa und Delum niedergeschlagen«, rief Bairoth. »Obwohl wir dich befreit haben.«
    Sie lachte. »Und Icarium und den verdammten T’lan Imass wird es nicht gefallen, dass ihr ihr Werk rückgängig gemacht habt. Andererseits wird Icarium sich wahrscheinlich gar nicht mehr daran erinnern, und die T’lan Imass sind weit weg. Nun gut, ich werde ihnen keine zweite Chance geben. Aber ich weiß, was Dankbarkeit ist, Krieger, und darum werde ich dir das hier geben: Der namens Karsa ist erwählt worden. Wenn ich dir auch nur das Wenige erzählen würde, das ich von seiner Bestimmung spüre, würdest du versuchen, ihn zu töten. Aber ich kann dir sagen, dass das keinen Sinn hätte, denn die, die ihn benutzen, würden einfach einen anderen erwählen. Nein. Beobachte deinen Freund. Beschütze ihn. Es wird eine Zeit kommen, da er bereit sein wird, die Welt zu verändern. Und wenn diese Zeit kommt, werde ich da sein. Denn ich bringe Frieden. Und wenn dieser Augenblick kommt, höre auf, ihn zu beschützen. Tritt zurück – so, wie du es jetzt getan hast.«
    Karsa atmete schluchzend ein. Seine Lunge schmerzte. Eine Woge der Übelkeit stieg in ihm auf, er drehte sich zur Seite und erbrach sich auf Felsen und Geröll. Während er keuchte und hustete, hörte er, wie die Forkrul Assail – die Frau namens Ruh – davonging.
    Einen Augenblick später kniete Bairoth neben Karsa. »Delum ist schwer verletzt, Kriegsführer«, sagte er. »Flüssigkeit quillt aus einem Riss in seinem Kopf. Karsa Orlong, ich bedauere, dass wir diese … diese Kreatur befreit haben. Delum hatte Zweifel, doch er – «
    Karsa hustete und spuckte, dann mühte er sich auf die Beine und kämpfte dabei gegen die Wogen des Schmerzes an, die von seiner zerschlagenen Brust ausgingen. »Du hast es nicht wissen können, Bairoth Gild«, murmelte er und wischte sich die Tränen aus den Augen.
    »Kriegsführer, ich habe meine Waffe nicht gezogen. Ich habe nicht versucht, dich zu beschützen, wie Delum Thord es getan hat – «
    »Was zur Folge hat, dass zumindest einer von uns noch gesund ist«, brummte Karsa. Auf wackeligen Beinen ging er dorthin, wo Delum quer über dem Pfad lag. Er war ein Stück durch die Luft geschleudert worden, anscheinend von einem einzigen Schlag. Schräg über seine Stirn verliefen vier tiefe Dellen, die Haut war zerfetzt, gelbliche Flüssigkeit quoll aus dem durchbohrten Knochen darunter. Das waren ihre Fingerspitzen. Delums Augen waren weit geöffnet, doch sein Blick war verhangen und wirr. Ganze Teile seines Gesichts waren erschlafft, als gäbe es dahinter keinen Gedanken mehr, der ihm hätte Ausdruck verleihen können.
    Bairoth trat zu ihm. »Sieh, die Flüssigkeit ist klar. Es ist Gedankenblut. Mit so einer Verletzung wird Delum Thord nicht mehr vollständig zu uns zurückkehren.«
    »Nein«, murmelte Karsa, »das wird er nicht. Niemand von denen, die Gedankenblut verlieren, tut das.«
    »Und ich bin schuld.«
    »Nein, Delum hat einen Fehler gemacht, Bairoth Gild. Bin ich tot? Die Forkassal hat mich nicht erschlagen. Delum hätte das tun sollen, was du getan hast – nichts.«
    Bairoth zuckte zusammen. »Sie hat zu dir gesprochen, Karsa Orlong. Ich habe sie flüstern gehört. Was hat sie gesagt?«
    »Ich habe kaum etwas davon verstanden, außer, dass der Frieden, den sie bringt, der Tod ist.«
    »Unsere Legenden haben sich im Laufe der Zeit verfälscht.«
    » Das haben sie, Bairoth Gild. Komm, wir müssen Delums Wunden verbinden. Das Gedankenblut wird sich in den Verbänden sammeln und trocknen und so die Löcher verkleben. Vielleicht wird dann nicht gar so

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