SdG 06 - Der Krieg der Schwestern
zu seiner Linken kam ein Grunzen, eine verschwommen erkennbare Gestalt schoss in eine sitzende Position auf. Der Eisenstab schwang nach unten. Blut und Knochensplitter spritzten gegen die Wände. Die Gestalt sank in sich zusammen.
Die aus einem einzigen kleinen Raum bestehende Hütte war voller Gegenstände, die einmal den Sunyd gehört hatten; die meisten von ihnen waren nutzlos: Amulette, Gürtel, Schmuckstücke. Er fand allerdings auch ein Paar Sunyd-Jagdmesser, in hölzernen, perlenbesetzten und mit Wildleder bezogenen Scheiden. Ein niedriger Altar erweckte Karsas Aufmerksamkeit. Er war irgendeinem Gott der Tiefländer geweiht, der durch eine kleine Tonstatue dargestellt wurde – ein Eber, der auf den Hinterbeinen stand.
Der Teblor warf die Statue auf den Fußboden aus festgestampfter Erde und zermalmte sie unter seinem Absatz.
Dann ging er zurück nach draußen und näherte sich der nächsten bewohnten Hütte.
Vom See heulte der Wind heran, schaumgekrönte Wellen brandeten an den Kiesstrand. Am Himmel über ihm hingen immer noch schwarze Wolken, und der Regen prasselte unaufhörlich weiter herab.
Es waren insgesamt sieben Hütten, und in der sechsten fand Karsa – nachdem er die beiden Männer getötet hatte, die unter dem Fell eines grauen Bären eng umschlungen in der Koje gelegen hatten – ein altes Sunyd-Blutschwert und eine beinahe vollständige Rüstung, die in Anbetracht ihrer Größe und der Symbole, die in die hölzernen Platten eingebrannt waren, ganz eindeutig von den Teblor stammte, auch wenn sie in einem Stil gehalten war, den er noch nie zuvor gesehen hatte. Erst als er sie anlegte, wurde ihm klar, dass das graue, verwitterte Holz Blutholz war – verblichen durch jahrhundertelange Nichtbeachtung.
In der siebten Hütte fand er einen kleinen Krug mit Blutöl, und er nahm sich die Zeit, die Rüstung wieder auszuziehen und das dürstende Holz mit dem beißenden Balsam einzureiben. Den letzten Rest benutzte er, um den Durst des Schwertes zu stillen.
Dann küsste er die glänzende Klinge und schmeckte das bittere Öl.
Die Wirkung zeigte sich augenblicklich. Sein Herz begann zu pochen, Feuer brannte in seinen Muskeln, Begierde und Wut erfüllten seinen Geist.
Er kam erst wieder zu sich, als er draußen stand und durch einen roten Schleier auf die vor ihm liegende Stadt starrte. Die Luft stank nach den Ausdünstungen der Tiefländer. Er bewegte sich vorwärts, auch wenn er seine Beine nicht mehr spüren konnte, den Blick unverwandt auf die mit Bronzebändern beschlagene Tür eines großen Holzhauses gerichtet.
Augenblicke später flog die Tür nach innen, und Karsa drang in den niedrigen Vorraum jenseits der Schwelle ein. Oben rief jemand etwas.
Er stellte fest, dass er sich auf dem Treppenabsatz befand, von Angesicht zu Angesicht einem breitschultrigen, kahlen Kind gegenüber. Dahinter kauerte eine Frau mit von grauen Strähnen durchzogenem Haar, und hinter ihr wiederum flohen ein halbes Dutzend Bedienstete.
Das kahle Kind hatte gerade ein immer noch in seiner juwelenbesetzten Scheide steckendes Langschwert von der Wand genommen. Seine Augen glänzten vor Entsetzen, und ein ungläubiger Ausdruck schien auf seinen Gesichtszügen festgefroren – er war noch dort, als sein Kopf von den Schultern flog.
Dann fand sich Karsa oben im hintersten Raum wieder, duckte sich unter der niedrigen Decke, während er über den letzten Diener hinwegtrat. Hinter ihm im Haus war alles still. Vor ihm befand sich eine junge Tiefländerin, die sich hinter einem Himmelbett verbarg.
Der Teblor ließ sein Schwert fallen. Einen Augenblick später hielt er sie vor sich, ihre Füße traten gegen seine Knie. Er packte sie mit der rechten Hand am Hinterkopf, drückte ihr Gesicht gegen die ölverschmierte Brustplatte seiner Rüstung.
Sie wehrte sich, dann zuckte ihr Kopf plötzlich zurück, wildes Feuer brannte in ihren Augen.
Karsa lachte und warf sie auf das Bett.
Tierische Laute drangen aus ihrem Mund, ihre langfingrigen Hände griffen nach ihm, als er sich über sie bewegte.
Die Frau krallte sich an ihm fest, ihr Rücken bog sich in verzweifeltem Verlangen.
Sie wurde bewusstlos, bevor er fertig war, und als er sich zurückzog, sah er, dass sie blutete. Doch sie würde überleben, das wusste er. Blutöl duldete kein gebrochenes Fleisch.
Er war wieder draußen im Regen, das Schwert in den Händen. Im Osten brach die Wolkendecke allmählich auf.
Karsa machte sich zum nächsten Haus auf.
Dann trieb sein
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