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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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auf Grund meines verräterischen Bündnisses mit den Namenlosen verbannt. Hast du gewusst, was er tun würde? Hätte es einer von uns erraten? In der Tat, sieben Beschützer, aber es waren noch viel mehr, oh ja, noch viel, viel mehr.« Mit zögernden Schritten trat der Geist auf die Straße und begann, mit schleppenden Schritten in die gleiche Richtung zu gehen, in die die Soldaten marschiert waren. »Ich habe ihnen ein Lied gegeben … für ihre letzte Schlacht«, krächzte er. »Das zumindest habe ich ihnen gegeben …«
    Kalam schaute zu, wie die Gestalten in der Dunkelheit verschwanden. Er drehte sich um. Das Meer war verschwunden; jetzt waren auf dem Grund der Senke wieder die Knochen zu sehen. Er schauderte. Warum werde ich Zeuge all dieser Dinge? Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich noch nicht tot bin … obwohl ich das vermutlich bald sein könnte. Sind das Todesvisionen? Er hatte schon von solchen Dingen gehört, doch nie viel auf sie gegeben. Die Umarmung des Vermummten erfolgte viel zu zufällig, um mit dem Durcheinander des Schicksals verknüpft zu werden … bis es bereits geschehen war. Zumindest sagte seine Erfahrung das dem Assassinen.
    Er schüttelte den Kopf und überquerte die Straße, rutschte den abbröckelnden Hang hinunter zu dem dahinter liegenden, mit Felsblöcken gesprenkelten flachen Gelände. Dieser Streifen hatte früher – bevor der Wirbelwind sich erhoben hatte – nur aus Dünen bestanden. Er lag ungefähr zwei Mannshöhen höher als der alte Meeresgrund, den er gerade durchquert hatte, und hier, hinter den umgestürzten Steinen, befanden sich die gitterförmigen Fundamente einer Stadt. Sie wurden von tiefen Kanälen durchschnitten, und hier und da konnte er noch die Stellen ausmachen, an denen sie von Brücken überspannt worden waren. Nur die wenigsten Fundamente reichten dem Assassinen höher als bis zu den Schienbeinen, doch einige Gebäude sahen aus, als wären sie groß gewesen – als hätten sie sich vor keinem Bauwerk in Unta oder Malaz verstecken müssen. Noch immer kennzeichneten tiefe Gruben die Stellen, an denen Zisternen ausgehoben worden waren, in denen das Meerwasser von der anderen Seite des Damms – durch den Sand gefiltert und vom Salz befreit – gesammelt worden war. Die Überreste von Terrassen deuteten auf eine große Anzahl öffentlicher Gärten hin.
    Er setzte sich in Bewegung und fand sich schon kurz danach auf einer der ehemaligen Hauptdurchgangsstraßen wieder, die von Norden nach Süden verlief. Der Boden unter seinen Füßen bestand aus einem dicken, festen Teppich aus Tonscherben, glatt geschliffen und ausgebleicht von Sand und Salz. Und jetzt bin ich wie ein Geist, der Letzte, der durch diese Straßen geht, und alle Wände um mich herum sind durchsichtig, alle Geheimnisse liegen offen da.
    In diesem Augenblick hörte er Hufgetrappel.
    Kalam rannte zur nächsten Deckung, einer abgesackten Treppenflucht, die einst zum Untergeschoss eines großen Gebäudes geführt hatte. Das Hufgetrappel erklang aus einer der Seitenstraßen von der gegenüberliegenden Seite der Hauptstraße, und es kam näher. Der Assassine duckte sich noch tiefer, als der erste Reiter auftauchte.
    Ein Pardu.
    Der Mann zügelte sein Pferd, blickte sich, die Waffe in der Hand, vorsichtig um. Dann eine Geste. Vier weitere berittene Wüstenkrieger tauchten auf, gefolgt von einem fünften Pardu. Der Letzte musste ein Schamane sein, schloss Kalam aus dem wirren Haarschopf und den Fetischen, die er am ganzen Körper trug, sowie dem zerfledderten, wie von Ratten angefressenen Ziegenfellumhang. Der Schamane sah sich düster um – seine Augen glitzerten, als brenne in seinem Innern ein Feuer –, zog einen langen Knochen hervor und begann ihn kreisförmig über dem Kopf zu schwenken. Danach hob er den Kopf und schnüffelte laut.
    Vorsichtig zog Kalam seine Langmesser aus ihren Scheiden.
    Der Schamane brummte ein paar Worte, drehte sich dann in seinem hohen Pardu-Sattel und ließ sich zu Boden gleiten. Er landete nicht gut, sondern verdrehte sich einen Knöchel und verbrachte die nächsten Augenblicke damit, fluchend und spuckend auf und ab zu hinken. Seine Krieger schwangen sich auf weit anmutigere Weise aus ihren Sätteln, und Kalam konnte sehen, wie einem von ihnen ein unterdrücktes Lächeln übers Gesicht huschte.
    Der Schamane begann herumzustampfen, dabei murmelte er leise vor sich hin und griff ab und zu mit seiner freien Hand nach oben, zerrte an ein paar verfilzten Haarsträhnen. In

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