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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Azalan-Dämonen erhoben sich von dem alten Steinfußboden. Sie schienen nicht einen winzigen Augenblick verwirrt zu sein, denn drei von ihnen stürzten sich ohne zu zögern auf den Hund direkt vor ihnen, während die restlichen beiden an Kalam vorbei auf den Hund auf der Straße zuschossen. Der schließlich doch aufblickte.
    So neugierig Kalam in gewisser Weise auch auf diesen Zusammenprall der Ungeheuer gewesen war, verlor er dennoch lieber keine Zeit. Er rannte immer weiter in Richtung Süden, sprang über Grundmauern und umging bis in schwarze Tiefen reichende Gruben, den Blick stets auf die höher gelegene Landschaft fünfzehnhundert Schritt voraus gerichtet.
    Schnappen und Fauchen und das Krachen und Knirschen von umstürzenden Steinen waren Beweis genug, dass in der Hauptstraße hinter ihm ein heftiger Kampf tobte. Ich bitte um Entschuldigung, Schattenthron … aber zumindest einer deiner Dämonen sollte lange genug überleben, um zu fliehen. Auf diese Weise würdest du darüber informiert werden, dass eine neue Bedrohung auf diese Welt losgelassen wurde. Und noch eines solltest du bedenken – wenn es zwei davon gibt, gibt es wahrscheinlich auch noch mehr.
    Er rannte weiter durch die Nacht, bis hinter ihm alle Geräusche verklungen waren.
     
    Es war ein Abend voller Überraschungen. Im Verkaufsstand eines Juwelenhändlers in G’danisban. Bei einem üppigen, trägen Essen eines Kaufmanns aus Kaleffa mit einer der hoch geschätzten Frauen seines gleichermaßen hoch geschätzten Kunden. Und in Ehrlitan bei der geheimen Zusammenkunft einer Gruppe von Fleischhändlern und Mördern, die einen Plan zur Ermordung eines Mannes aushecken wollten, der mit den Malazanern zusammengearbeitet und insgeheim eine Einladung an Admiral Noks Racheflotte geschickt hatte. Besagte Flotte war in diesem Moment unterwegs zu einem geheimnisvollen Treffen mit elf Transportschiffen, die sich von Genabackis her näherten. Der Mann hingegen würde am nächsten Morgen – wie sich herausstellen sollte – nicht nur heil erwachen, sondern sich auch nicht mehr der Bedrohung gegenübersehen, in allernächster Zeit ermordet zu werden. Auf der Karawanenroute entlang der Küste, zwanzig Längen westlich von Ehrlitan, wurde die Stille der Nacht von entsetzlichen Schreien durchbrochen – lauten, nachhallenden Schreien, die ausreichten, einen alten Mann mit einem hammerharten Schlag, der allein in einem Turm mit Blick auf die Otataral-See lebte, für einen kurzen Augenblick aufzuwecken, ehe er sich herumrollte und wieder in seinem traumlosen, erholsamen Schlaf versank.
    Als die schwachen, fast unhörbaren Töne der Flöte erklangen, zerfielen zahllose rauchige Diamanten, die von einem Händler auf dem Marktplatz von G’danisban stammten, zu Staub – ob sie zur Sicherheit in verschlossenen Truhen aufbewahrt wurden oder sich in Ringen und Ohrgehängen oder der Schatzkammer eines Kaufmanns befanden. Und aus dem Staub erhoben sich Azalan-Dämonen, lange vor dem beabsichtigten Zeitpunkt erwacht. Doch ihnen kam das gerade recht.
    Sie hatten allesamt Aufgaben zu erledigen, die eine gewisse Einsamkeit erforderten, zumindest zu Beginn. Was es notwendig machte, jeden möglichen Zeugen blitzschnell zum Schweigen zu bringen, etwas, das die Azalan nur zu gern taten. Gründlich und schnell.
    Für jene allerdings, die in den Ruinen einer Stadt in der Raraku aufgetaucht und dort auf zwei Kreaturen gestoßen waren, die aus der Erinnerung der Azalan schon so gut wie verschwunden gewesen waren, erwiesen sich die Augenblicke, die unmittelbar auf ihre Ankunft folgten, als spürbar unangenehmer. Denn es wurde sehr schnell deutlich, dass die Hunde nicht vorhatten, aufzugeben, was sie als ihr Territorium betrachteten.
    Der Kampf war heftig und langwierig und endete ziemlich unbefriedigend für die fünf Azalan, die schließlich in die Flucht geschlagen wurden und zerschlagen und blutend nach dunklen, schattigen Winkeln suchten, um sich vor dem heraufziehenden Tag zu verstecken. Sich zu verstecken und ihre Wunden zu lecken.
    Und in der Sphäre, die als Schatten bekannt war, saß ein gewisser Gott reglos auf seinem unstofflichen Thron. Er hatte sich bereits von seinem Schock erholt, und seine Gedanken rasten.
    Rasten.
     
    Knirschendes, splitterndes Holz, ein Mast, der über ihren Köpfen brach und das Tauwerk mit herunterriss, eine schwere Erschütterung, die das ganze Boot erzittern ließ – und dann nur noch das Geräusch von Wasser, das auf einen Steinfußboden

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