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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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tropfte.
    Mit einem unterdrückten Ächzen zog Schlitzer sich hoch. »Apsalar?«
    »Ich bin hier.«
    Ihre Stimmen erzeugten ein Echo. Die Wände und die Decke waren nah – das Boot war in einem Zimmer gelandet.
    »So viel zu raffiniert«, murmelte der Daru, während er inmitten der Wrackteile nach seinem Packen suchte. »Ich habe eine Laterne. Gib mir einen Augenblick Zeit.«
    »Ich habe nicht vor, irgendwo hinzugehen«, erwiderte sie von irgendwo in der Nähe des Hecks.
    Ihre Worte ließen ihn erschauern, so verloren klangen sie. Seine tastenden Hände schlossen sich um sein Bündel, und er zog es zu sich heran und wühlte darin herum, bis seine Hand sich erst um die kleine Laterne und dann um die Zunderschachtel schloss.
    Die Werkzeuge zum Feuermachen waren aus Darujhistan und bestanden aus einem Feuerstein, einem kleinen eisernen Stab, Dochten, Zündpulver, dem faserigen Inneren von Baumrinde und einem langsam brennenden Gel, das Darujhistans Alchemisten in den gasgefüllten Kavernen unter der Stadt gewannen. Dreimal blitzten Funken auf, bis sich der Puder zischend und hell aufleuchtend entzündete. Die faserigen Rindenstücke folgten, und dann entzündete Schlitzer einen Docht, nachdem er ihn zuvor in das Gel getaucht hatte. Anschließend gab er die Flamme in die Laterne.
    Ein Kreis aus Licht erblühte in dem Zimmer, enthüllte die zerschmetterten Wrackteile, die einmal ihr Boot gewesen waren, grob behauene Steinwände und eine kuppelförmige Decke. Apsalar saß noch immer neben dem zersplitterten Schaft der Ruderpinne, kaum beleuchtet vom Licht der Laterne. Sie wirkte mehr wie eine Erscheinung als wie ein Mensch aus Fleisch und Blut.
    »Ich kann da hinten einen Durchgang erkennen«, sagte sie.
    Er drehte sich um, hob die Laterne in die Höhe. »In Ordnung, zumindest sind wir schon mal nicht in einer Gruft. Scheint mir eher eine Art Vorratsraum zu sein.«
    »Ich rieche Staub … und Sand.«
    Er nickte langsam und runzelte plötzlich überrascht die Stirn. »Wir sollten uns mal ein bisschen umschauen«, knurrte er, während er seine Ausrüstung – einschließlich des Bogens – überprüfte. Er erstarrte, als aus dem Durchgang ein helles Geschnatter erklang, und blickte auf – in mehr als ein Dutzend Augenpaare, die im Licht der Laterne aufleuchteten. Die Augen standen jeweils eng beieinander, doch sie rahmten den Durchgang auf allen Seiten ein, selbst den Torbogen, wo, wie Schlitzer vermutete, ihre Besitzer kopfüber hingen.
    »Bhok’arala«, sagte Apsalar. »Wir sind ins Reich der Sieben Städte zurückgekehrt.«
    »Ich weiß«, erwiderte der Daru. Er hätte am liebsten ausgespuckt. »Wir haben den größten Teil des letzten Jahres damit verbracht, diese verdammte Ödnis zu durchqueren, und jetzt sind wir wieder da, wo wir losgezogen sind.«
    »So sieht es aus. Tja, Crokus – gefällt es dir, das Spielzeug eines Gottes zu sein?«
    Er sah wenig Sinn darin, diese Frage zu beantworten, und entschloss sich stattdessen, auf den mit Pfützen bedeckten Boden hinunterzuklettern und sich dem Durchgang zu nähern.
    Die Bhok’arala hasteten mit piepsigen Schreien davon und verschwanden in der Dunkelheit des dahinter liegenden Korridors. Schlitzer blieb auf der Schwelle stehen und warf einen Blick über die Schulter. »Kommst du?«
    Apsalar zuckte die Schultern und setzte sich in Bewegung.
    Der Korridor verlief zwanzig Schritt weit gerade und eben, knickte dann nach rechts ab, und der Fußboden wurde zu einer unebenen, von Rinnen durchzogenen Rampe, die aufwärts ins nächste Stockwerk führte. Es gab keine Zimmer oder Durchgänge, bis sie einen kreisförmigen Raum erreichten, von dessen Rand verschlossene Türöffnungen abgingen, die wie die Eingänge zu Gräbern aussahen. An einer Stelle der geschwungenen Wand befand sich zwischen zwei solchen Türöffnungen eine Nische, in der eine Treppe zu sehen war.
    Und am Fuß dieser Treppe hockte eine vertraute Gestalt, die breit grinsend die Zähne bleckte. »Iskaral Pustl!«
    »Hast mich vermisst, Junge, was?« Er bewegte sich wie ein Krebs vorwärts und legte dann den Kopf schief. »Ich sollte ihn jetzt beschwichtigen – ich sollte sie alle beide beschwichtigen, oh ja. Freundliche Worte des Willkommens, eine großzügige Umarmung, ja … alte Freunde, einmal mehr in einem großen Unterfangen wiedervereint. Und kein Wort von dem Äußersten, das uns in den kommenden Tagen und Nächten abverlangt werden wird. Als ob ich Hilfe brauchen würde – Iskaral Pustl braucht keine

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