SdG 07 - Das Haus der Ketten
Unterstützung, von niemandem. Oh, sie könnte nützlich sein, aber sie macht ganz und gar nicht den Eindruck, als wäre sie der Sache gewogen, oder? Mein liebes Schätzchen weiß zu viel, und deshalb ist sie unglücklich.« Er richtete sich auf, und seine Haltung war irgendwo zwischen aufrechtem Stehen und einer Hocke. Sein Lächeln wurde plötzlich breiter. »Meine Freunde! Seid willkommen!«
Schlitzer trat auf ihn zu. »Ich habe keine Zeit für all diesen Blödsinn, du elende Ratte – «
»Keine Zeit? Aber natürlich hast du Zeit, mein Junge! Es gibt viel zu tun, und es ist genug Zeit, um es zu tun. Ist das nicht mal eine Abwechslung? Sich beeilen? Wir doch nicht. Nein, wir können trödeln !Ist das nicht wunderbar?«
»Was will Cotillion von uns?«, wollte Schlitzer wissen und zwang sich dazu, die Fäuste zu öffnen.
»Du fragst mich, was Cotillion von euch will? Woher soll ich das wissen?« Er duckte sich. »Glaubt er mir?«
»Nein.«
»Was, nein? Hast du den Verstand verloren, mein Junge? Du wirst ihn hier nicht finden! Andererseits … meine Frau könnte es vielleicht – sie ist immer am Putzen und Aufräumen –, zumindest nehme ich das an. Obwohl sie sich weigert, die Opfergaben anzurühren – meine kleinen Bhok’arala lassen sie natürlich überall dort zurück, wo ich hingehe. Ich habe mich inzwischen an den Geruch gewöhnt. Nun, wo war ich stehen geblieben? Oh, ja, teuerste Apsalar, sollten wir beide – du und ich – nicht ein bisschen miteinander liebäugeln? Was würde die Hexe da spucken und fauchen! Hahaha!«
»Eher würde ich mit einem Bhok’aral liebäugeln«, erwiderte sie.
»Das kannst du gerne tun – du wirst erleichtert sein, zu hören, dass ich nicht eifersüchtig werde, Schätzchen. Jedenfalls gibt es hier eine ganze Menge davon, so dass du dir einen aussuchen kannst. Nun, habt ihr Hunger? Oder Durst? Ich hoffe, ihr habt eure eigenen Vorräte mitgebracht. Geht einfach die Treppe hier hoch, und wenn sie nach mir fragt, habt ihr mich nicht gesehen.«
Iskaral Pustl trat einen Schritt zurück und verschwand.
Apsalar seufzte. »Vielleicht erweist seine … Frau sich ja als angenehmere Gastgeberin.«
Schlitzer warf ihr einen raschen Blick zu. Irgendwie habe ich da so meine Zweifel.
Kapitel Zehn
»Es gibt keinen Tod im Licht.«
Anarmann,
Hohepriester von Osserc
M
ezla, allesamt«, murmelte Febryl, während er den ausgetretenen staubigen Pfad entlangwanderte; sein Atem ging immer rauer. Es gab nur wenig auf dieser Welt, das ihm noch Freude bereitete. Malazaner. Sein versagender Körper. Der blinde Wahnsinn der Macht, der sich in der Göttin des Wirbelwinds auf so brutale Weise offenbarte. Seiner Ansicht nach stürzte die Welt ins Chaos, und alles, was sie ausgemacht hatte – was ihn ausgemacht hatte –, war in der Vergangenheit gefangen.
Doch die Vergangenheit war nicht tot. Sie schlief nur. Und wenn man alte Muster auf vollkommene Weise und wohl überlegt Wiederaufleben ließ, konnte es zu einer Wiedergeburt kommen. Nicht solch eine Wiedergeburt, wie sie Sha’ik widerfahren war – das war nichts anderes als der Austausch eines ausgelaugten Gefäßes gegen ein neues gewesen, das längst nicht so übel zugerichtet war. Nein, die Wiedergeburt, die Febryl sich vorstellte, war weit umfassender.
Er hatte einst dem Heiligen Falah’d Enqura gedient. Die Heilige Stadt Ugarat und die ihr tributpflichtigen Städte hatten damals gerade ein Wiedererwachen erlebt. Elf große Schulen der Gelehrsamkeit waren in Ugarat entstanden. Längst vergessenes Wissen wurde wiederentdeckt. Die Blüte einer großen Zivilisation hatte ihr Gesicht der Sonne zugewandt und begonnen, sich zu öffnen.
Die Mezla und ihre unerbittlichen Legionen hatten alles zerstört … einfach alles. Ugarat war von Dassem Ultor erobert worden. Die Schulen waren von Soldaten gestürmt worden, die voller Wut entdecken mussten, dass all die Reichtümer und Texte zusammen mit den Philosophen und Gelehrten verschwunden waren. Enqura hatte nur zu gut begriffen, dass die Mezla nach Wissen dürsteten und ihr Imperator nach den Geheimnissen fremder Mächte gierte, und der Heilige Beschützer der Stadt hatte ihnen nichts überlassen wollen. Stattdessen hatte er Febryl eine Woche vor der Ankunft der malazanischen Legionen befohlen, die Schulen zu schließen und das ganze Inventar – die hunderttausend Schriftrollen und gebundenen Bücher, die uralten Relikte des Ersten Imperiums und die Lehrer und Gelehrten
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