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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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selbst – an einen ganz bestimmten Ort zu schaffen. Auf Erlass des Beschützers wurde in Ugarats Stadion eine gewaltige Feuersbrunst entfacht, in der alles verbrannt und zerstört wurde. Die Gelehrten wurden gekreuzigt – das heißt diejenigen, die sich nicht selbst in einem Anfall von Wahnsinn und Kummer auf den riesigen Scheiterhaufen geworfen hatten –, und ihre Leichen wurden in die Gruben vor den Stadtmauern geworfen, die die zerschmetterten Relikte enthielten.
    Febryl hatte getan, was ihm befohlen worden war. Seine letzte Geste der Loyalität, des reinen, unbefleckten Muts. Die schreckliche Tat war notwendig gewesen. Enquras Verweigerung war vielleicht der größte Akt des Widerstands des ganzen Krieges. Der Heilige Beschützer hatte mit seinem Leben dafür bezahlt, als sich das Entsetzen, das Dassem Ultor, wie es hieß, bei der Nachricht von dieser Tat befallen hatte, in Wut verwandelte.
    In der Zwischenzeit war der Verlust des Glaubens über Febryl gekommen, und das hatte ihn zu einem gebrochenen Mann gemacht. Als er Enquras Befehle befolgt hatte, waren sein Vater und seine Mutter – beides selbst gelehrte Adlige – so empört gewesen, dass sie ihn verstoßen hatten. Und in jener Nacht hatte Febryl den Verstand verloren, hatte seine geistige Gesundheit erst wiedererlangt, als das Grau der Morgendämmerung den Horizont befleckte, nur um zu entdecken, dass er seine Eltern getötet hatte. Und ihre Diener. Dass er Magie entfesselt hatte, um den Wachen das Fleisch von den Knochen zu peitschen. Dass solch eine Macht durch ihn hindurchgeströmt war, dass er hinterher viel älter aussah, als es der Zahl seiner Lebensjahre entsprach – runzlig und verwittert, seine Knochen brüchig und gebeugt.
    Der alte Mann, der an jenem Tag durch das Stadttor gehumpelt war, war niemandem aufgefallen. Enqura hatte nach ihm suchen lassen, doch es war Febryl gelungen, sich dem Heiligen Beschützer zu entziehen und ihn seinem Schicksal zu überlassen.
    Es war unverzeihlich.
    Unverzeihlich. Ein hartes Wort, eine Wahrheit, härter als Stein. Doch Febryl hatte sich niemals entscheiden können, zu welchem Verbrechen es passte. Hatte er dreimal Verrat geübt – oder zweimal? War die Vernichtung all jenes Wissens – die Tötung all der Lehrer und Gelehrten – tatsächlich die widerwärtigste aller Taten, wie die Mezla und andere Falah’dan später behaupteten? Widerwärtiger als das Erscheinen der T’lan Imass, die gekommen waren, um die Bürger von Aren abzuschlachten? War dies alles so widerwärtig, dass Enquras Name sowohl bei den Malazanern wie auch bei den Einheimischen aus dem Reich der Sieben Städte zu einem Fluch geworden war? Hatte er dreimal Verrat geübt – nicht zweimal?
    Und diese Hure wusste Bescheid. Sie kannte alle seine Geheimnisse. Es hatte nicht ausgereicht, seinen Namen zu ändern; es hatte nicht ausgereicht, auszusehen wie ein alter Mann aussah, während Hohemagier Iltara, der vertrauenswürdigste Diener Enquras, jung und groß gewesen war, ein Objekt der Begierde für Männer und Frauen gleichermaßen. Nein, sie hatte allem Anschein nach ohne Anstrengung alle seine Barrikaden beiseite gewischt und die Abgründe seiner Seele geplündert.
    Unverzeihlich.
    Niemand, der seine Geheimnisse kannte, durfte am Leben bleiben. Er weigerte sich schlichtweg, so … verletzlich zu sein. Egal wem gegenüber. Auch Sha’ik gegenüber. Vor allem Sha’ik gegenüber.
    Und deshalb muss sie weg. Selbst wenn das bedeutet, sich hinterher mit den Mezla herumschlagen zu müssen. Was Korbolo Dom anging, so machte er sich keine Illusionen. Ganz egal, was der Napanese im Augenblick auch verkünden mochte – seine ehrgeizigen Ziele reichten weit über diese Rebellion hinaus. Nein, seine ehrgeizigen Ziele hatten etwas mit dem Imperium zu tun. Irgendwo im Süden war Mallick Rel, der Jhistal-Priester des Älteren Gottes Mael, nach Aren unterwegs, um sich dort zu ergeben. Er würde seinerseits vor die Imperatrix gebracht werden.
    Und was dann? Diese Schlange von einem Priester wird einen außergewöhnlichen Umschwung der Geschicke im Reich der Sieben Städte verkünden. Dass Korbolo Dom die ganze Zeit im Interesse der Imperatrix gehandelt hätte. Oder irgendeinen ähnlichen Unsinn. Febryl war überzeugt, dass sein Verdacht begründet war. Korbolo Dom wollte im Triumph in den Schoß des Imperiums zurückkehren. Und wahrscheinlich außerdem den Titel einer Hohefaust des Reichs der Sieben Städte erhalten. Mallick Rel würde seine Rolle bei

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