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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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den Ereignissen am Untergang und danach anders darstellen. Der Tote – Hohefaust Pormqual – würde zum einzigen Schuldigen für das Debakel gemacht werden – zum Sündenbock für Coltaines Tod und das Abschlachten seiner eigenen Armee. Der Jhistal würde sich irgendwie durchwinden, oder, wenn alles schief ging, würde es ihm schon irgendwie gelingen zu entkommen. Korbolo Dom hatte Agenten im Palast in Unta, davon war Febryl überzeugt; was hier in der Raraku ausgetragen wurde, war nichts weiter als ein leichtes Zittern in einem viel größeren Netz.
    Aber am Ende werde ich es vereiteln. Auch wenn ich jetzt so tun muss, als würde ich alles hinnehmen. Schließlich hat er meine Bedingungen akzeptiert – was natürlich eine Lüge war –, und ich habe meinerseits die seinen akzeptiert – was natürlich ebenfalls gelogen war.
    Er hatte die äußeren Bezirke der Stadt durchquert und stellte nun fest, dass er in den wilderen Regionen der Oase angelangt war. Der Pfad sah aus, als wäre er lange nicht benutzt worden, bedeckt mit knisternden dürren Palmwedeln und den Schalen von Flaschenkürbissen, und Febryl wusste, dass sein achtloses Vorübergehen diese Illusion zerstören würde, doch das war ihm gleichgültig. Korbolos Mördertruppe würde das Durcheinander schließlich wieder in Ordnung bringen. Es nährte ihre Selbsttäuschung recht gut.
    Er umrundete eine Biegung und kam auf eine Lichtung, die von niedrigen Steinen umfriedet war. Einst hatte es hier eine Quelle gegeben, doch der wandernde Sand hatte sie längst zugeschüttet. Kamist Reloe, der in seinen Kapuzenumhang gehüllt ziemlich verschlagen wirkte, stand fast im Zentrum der Lichtung; hinter ihm hatten sich vier von Korbolos Assassinen in einem Halbkreis aufgebaut.
    »Ihr seid spät dran«, zischte Kamist Reloe.
    Febryl zuckte die Schultern. »Sehe ich wie ein herumtollendes Fohlen aus? Und, habt Ihr schon mit den Vorbereitungen begonnen?«
    »Ihr seid derjenige, der sich in dieser Sache auskennt, Febryl, nicht ich.«
    Febryl stieß ein Zischen aus und wedelte mit einer klauenartigen Hand. »Das spielt keine Rolle. Es ist immer noch genug Zeit. Eure Worte erinnern mich nur daran, dass ich Narren ertragen muss – «
    »Da seid Ihr nicht der Einzige«, sagte Kamist Reloe gedehnt.
    Febryl humpelte einen Schritt vorwärts. »Der Pfad, auf den sich Eure … Diener begeben werden, ist ziemlich lang. Seit den Tagen des Ersten Imperiums haben ihn keine Sterblichen mehr beschritten. Er ist wahrscheinlich ziemlich tückisch geworden – «
    »Genug der Warnungen, Febryl«, schnappte Kamist Reloe, seine Furcht war unübersehbar. »Ihr braucht den Pfad nur zu öffnen. Das ist alles, was wir von Euch wollen – alles, worum wir Euch jemals gebeten haben.«
    »Ihr braucht mehr als das, Kamist Reloe«, sagte Febryl lächelnd. »Oder wollt Ihr, dass diese Narren blind einhertappen? Die Göttin war einst ein Geist – «
    »Das ist kein Geheimnis.«
    »Vielleicht. Aber welche Art Geist war sie? Einer, der auf den Wüstenwinden reitet, denkt Ihr vielleicht. Aber da liegt Ihr falsch. Ein Geist der Steine? Des Sands? Nein, nichts von alledem.« Er wedelte mit der Hand. »Schaut Euch um. In der Raraku liegen die Knochen zahlloser Zivilisationen, bis zurück zum Ersten Imperium, zum Imperium von Dessimbelackis. Und noch weiter zurück - gewiss, die Spuren sind größtenteils ausgelöscht, aber manche sind doch noch zu erkennen, wenn man Augen hat, sie zu sehen … und auch begreift, was man sieht.« Er hinkte zu einem der niedrigen Steine hinüber, die die Lichtung im Kreis umgaben, wobei er sich bemühte, nicht zusammenzuzucken und dadurch zu verraten, wie viel Schmerzen ihm seine überstrapazierten Knochen bereiteten. »Wenn Ihr Euch in diesen Sand hineingraben würdet, Kamist Reloe, würdet Ihr feststellen, dass diese Felsen in Wirklichkeit Menhire sind – Steine, die höher sind als ein jeder von uns. Und ihre Seiten sind mit Rillen und Furchen übersät, die seltsame Muster bilden …«
    Kamist drehte sich langsam im Kreis, musterte die vorstehenden Felsen aus verengten Augen. »Sie stammen von den T’lan Imass?«
    Febryl nickte. »Das Erste Imperium von Dessimbelackis war nicht das erste, Kamist Reloe. Das war das Imperium der T’lan Imass. Es stimmt, es hat damals nur wenig gegeben, das Ihr oder ich, das einer von uns als … zu einem Reich zugehörig erkennen würde, das man Imperium nennen könnte. Keine Städte. Kein Umbrechen der Bodenkrume, um Feldfrüchte zu

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