SdG 07 - Das Haus der Ketten
aussehen wird. Mein Versagen, das mich zum Handeln zwingt. Ich muss … zuerst zuschlagen. Ich muss es mit Sha’ik halten, denn ihre Hand wird die Verschwörer zermalmen.
Ein Zischen geisterhafter Stimmen, und Bidithal blieb stehen und sah – herausgerissen aus seinen düsteren Gedanken – überrascht auf.
Und stellte fest, dass Febryl vor ihm stand.
»Hat Eure Audienz bei der Erwählten Früchte getragen, Bidithal?«
»Wie immer, Febryl«, erwiderte Bidithal lächelnd, während er sich fragte, wie der alte Hohemagier es immer schaffte, so dicht an ihn heranzukommen, ehe er von seinen verborgenen Wächtern entdeckt wurde. »Was wollt Ihr von mir? Es ist schon spät.«
»Die Zeit ist gekommen«, sagte Febryl mit leiser, krächzender Stimme. »Ihr müsst Euch entscheiden. Schließt Euch uns an – oder haltet Euch heraus.«
Bidithal zog die Augenbrauen hoch. »Gibt es da nicht noch eine dritte Möglichkeit?«
»Wenn Ihr meint, dass Ihr gegen uns kämpfen wollt, dann lautet die Antwort bedauerlicherweise nein. Ich schlage allerdings vor, dass wir diese Diskussion im Augenblick zurückstellen. Hört Euch stattdessen einmal an, was wir Euch als Belohnung zu bieten haben – und diese Belohnung erhaltet Ihr, ob Ihr Euch uns anschließt oder einfach nur nicht in den Weg stellt.«
»Eine Belohnung? Ich höre, Febryl.«
»Sie wird verschwinden, genau wie das malazanische Imperium. Das Reich der Sieben Städte wird wieder frei sein – wie es einst war. Doch das Gewirr des Wirbelwinds wird bleiben, zurückgekehrt zu Dryjhna – zum Kult der Apokalypse, der im Herzen der Rebellion ist und immer war. Ein solcher Kult braucht einen Herrn, einen Hohepriester, der es sich von allen hoch verehrt in einem großen, prächtigen Tempel bequem machen kann. Wie würdet Ihr solch einen Kult ausformen?« Febryl lächelte. »Es scheint, als hättet Ihr bereits damit begonnen, Bidithal. Oh, ja, natürlich, wir wissen alle über Eure … ganz besonderen Kinder Bescheid. Dann stellt Euch doch einmal vor, Euch stünde das ganze Reich der Sieben Städte zur Verfügung. Das ganze Reich der Sieben Städte fühlte sich geehrt, Euch seine unerwünschten Töchter zu bringen.«
Bidithal leckte sich die Lippen, sein Blick glitt zur Seite. »Darüber muss ich nachdenken – «
»Dafür ist keine Zeit mehr. Schließt Euch uns an – oder haltet Euch heraus.«
»Wann werdet Ihr beginnen?«
»Warum? Wir haben bereits begonnen, Bidithal. Die Mandata und ihre Legionen sind nur noch wenige Tagesmärsche entfernt. Wir haben unsere Agenten bereits in Stellung gebracht, und sie sind alle bereit, die ihnen zugewiesene Aufgabe zu erfüllen. Die Zeit der Unentschlossenheit ist vorüber. Entscheidet Euch. Jetzt.«
»Nun gut. Der Weg ist frei, Febryl. Ich nehme Euer Angebot an. Aber mein Kult muss vollkommen mir gehören, dass ich ihn so formen kann, wie ich will. Keine Einmischung – «
»Überhaupt keine. Das ist ein Versprechen – «
»Von wem?«
»Von mir.«
»Und was ist mit Korbolo Dom und Kamist Reloe?«
Febryls Lächeln wurde breiter. »Was sind ihre Eide schon wert, Bidithal? Korbolo Dom hat einst der Imperatrix einen Eid geschworen. Und auch Sha’ik …«
Genau wie du, Febryl. »Dann verstehen wir beide – Ihr und ich – uns also.«
»Das tun wir in der Tat.«
Bidithal blickte dem Hohemagier hinterher, als er davonschritt. Er hat gewusst, dass meine Schattengeister mich umgeben haben, doch er hat sie einfach abgetan. Es gab keine dritte Möglichkeit. Hätte ich mich ihm verweigert, wäre ich jetzt tot. Das weiß ich. Ich kann den kalten Atem des Vermummten spüren, hier in dieser Gasse. Meine Kräfte sind … beeinträchtigt. Aber wie ist das möglich? Er musste die Quelle von Febryls Selbstvertrauen entdecken. Bevor er irgendetwas tun konnte, bevor er auch nur einen einzigen Schritt machen konnte. Und welcher Schritt wird das sein? Febryls Angebot … gefällt mir.
Außerdem hatte Febryl versprochen, dass es keinerlei Einmischung geben würde, selbst nachdem er seine arrogante Gleichgültigkeit gegenüber der Macht, die Bidithal bereits erschaffen hatte, zum Ausdruck gebracht hatte. Eine Gleichgültigkeit, die von genauem Wissen zeugte. Schließlich tut man nichts einfach so ab, von dem man nichts weiß. Nicht in diesem Stadium.
Bidithal machte sich wieder auf den Weg zu seinem Tempel. Er fühlte sich … verwundbar. Es war ein ungewohntes Gefühl – und es ließ seine Glieder zittern.
Ein schwacher Stich, dann breitete
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